Das Lüneburger Inventar von Stephan I. Loitz Gütern
Stephan I. Loitz (1507-1584) war neben Michael II., Hans III. und Simon I.,
einer der vier Loitz-Brüder, der die Stettiner Firma zu ihrem Höhepunkt brachten.
Stephan heiratete 1560 die Witwe des Lüneburger Patriziers und Sülfmeisters
Caspar Viscule (f 1557), Beata von Dassel (1529-1568) aus Lüneburg,57 die Tochter
des Bürger- und Sülfmeisters Ludolf von Dassel (1474-1537) und seiner zweiten
Frau Ilsabe von Sanckenstedt (f 1532).58 Mit der Hochzeit sicherte sich Stephan
Loitz seine Stellung im Salzhandel, denn die Lüneburger Saline war eine wichtige
Quelle des Salzes für Ostmitteleuropa, und Beata von Dassel brachte Pfannengut
mit in die Ehe ein, was die Position der Loitz auf den umkämpften da gewinn-
bringenden Salzmarkt stärkte.59 Stephan Loitz - zwischen 1544 und 1557 Mit-
glied des Stettiner Rates - war für das Familienunternehmen im In- und Ausland
unterwegs, tätigte Geschäfte u.a. in Schwerin, Elbing (Elbląg), Lüneburg, Lübeck,
Lublin, Prenzlau sowie in Dänemark. Er berichtete 1559 von den Reichstagen von
Petrikau (Piotrkowo) und Augsburg, reiste im Auftrag des Markgrafen Albrecht
von Brandenburg (1490-1568) 1552 und 1556 nach Frankreich.60 Eine Reise nach
Frankreich wurde ihm 1554 fast zum Verhängnis: Kaiser Karl V. (1500-1558)
bezichtigte Stephan Loitz des Paktierens mit Frankreich, worauf die Herzöge
von Pommern der Stadt Stettin die Verhaftung des Kaufmanns befahlen. Durch
das Zögern der Stadt gelang ihm die Flucht nach Wolgast.61 Unter den Brüdern
Loitz war also Stephan der Mann von Welt, was einen nicht unbedeutenden Kon-
text für die Auswertung seiner Inventare schafft.
Das Inventar von Stephan Loitz Gütern wurde vom 16. bis 22. Oktober 1572
erstellt und fällt damit in die Zeit des Prozesses, der infolge der Firmeninsolvenz
begann. Die Söhne seiner Schwester Cäcilia (41572), David und Stephan Braun-
schweig, hatten die Erstellung des Inventars beantragt. Im Inventar wird der Besitz
Stephan Loitz und David Braunschweig zugeordnet. Es ist auch möglich, dass
das Inventar im Zusammenhang mit dem Tod von Cäcilia im Jahr 1572 entstand.62
Auf 54 Blättern ist der gesamte Haushalt von Stephan Loitz erfasst. In der aus-
gesprochen umfangreichen Auflistung sind sämtliche Gegenstände vom Möbel-
stück und Hausrat über Kleidung, Schmuck und Gemälde bis hin zu Dokumen-
ten, z.B. der Besitz von Pfannengut, und wichtigen Korrespondenzen, die beim
Gang durch das Haus vom Keller bis zum Dachboden vorgefunden worden,
Danziger und
Lüneburger
Inventare...
57 Weichbrodt bezeichnet Beate von Dassel als Witwe Dassel und als Tochter des Lüneburger
Patriziers Caspar von Viscule, vgl. Weichbrodt, Patrizier..., Bd. 1, S. 314.
58 StA Lüneburg ND Dassel 208.; Vgl. Weichbrodt, Patrizier..., Bd. 1, S. 314.
59 Vgl. Papritz, Das Handelshaus der Loitz..., 1957,8.81.
60 Vgl. Simonini, Archivbestände der Kaufmannbankiersfamilie Loitz..., S. 342; Archivschule
Marburg, NL Papritz, Kleine Kartei 3, Loitz.
61 Vgl. Archivschule Marburg, NL Papritz, Kleine Kartei 3, Loitz.
62 Rymar gibt 1572 als Sterbejahr Cacilias an, während Weichbrodt ihren Tod auf nach
1573 schätzt.
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Stephan I. Loitz (1507-1584) war neben Michael II., Hans III. und Simon I.,
einer der vier Loitz-Brüder, der die Stettiner Firma zu ihrem Höhepunkt brachten.
Stephan heiratete 1560 die Witwe des Lüneburger Patriziers und Sülfmeisters
Caspar Viscule (f 1557), Beata von Dassel (1529-1568) aus Lüneburg,57 die Tochter
des Bürger- und Sülfmeisters Ludolf von Dassel (1474-1537) und seiner zweiten
Frau Ilsabe von Sanckenstedt (f 1532).58 Mit der Hochzeit sicherte sich Stephan
Loitz seine Stellung im Salzhandel, denn die Lüneburger Saline war eine wichtige
Quelle des Salzes für Ostmitteleuropa, und Beata von Dassel brachte Pfannengut
mit in die Ehe ein, was die Position der Loitz auf den umkämpften da gewinn-
bringenden Salzmarkt stärkte.59 Stephan Loitz - zwischen 1544 und 1557 Mit-
glied des Stettiner Rates - war für das Familienunternehmen im In- und Ausland
unterwegs, tätigte Geschäfte u.a. in Schwerin, Elbing (Elbląg), Lüneburg, Lübeck,
Lublin, Prenzlau sowie in Dänemark. Er berichtete 1559 von den Reichstagen von
Petrikau (Piotrkowo) und Augsburg, reiste im Auftrag des Markgrafen Albrecht
von Brandenburg (1490-1568) 1552 und 1556 nach Frankreich.60 Eine Reise nach
Frankreich wurde ihm 1554 fast zum Verhängnis: Kaiser Karl V. (1500-1558)
bezichtigte Stephan Loitz des Paktierens mit Frankreich, worauf die Herzöge
von Pommern der Stadt Stettin die Verhaftung des Kaufmanns befahlen. Durch
das Zögern der Stadt gelang ihm die Flucht nach Wolgast.61 Unter den Brüdern
Loitz war also Stephan der Mann von Welt, was einen nicht unbedeutenden Kon-
text für die Auswertung seiner Inventare schafft.
Das Inventar von Stephan Loitz Gütern wurde vom 16. bis 22. Oktober 1572
erstellt und fällt damit in die Zeit des Prozesses, der infolge der Firmeninsolvenz
begann. Die Söhne seiner Schwester Cäcilia (41572), David und Stephan Braun-
schweig, hatten die Erstellung des Inventars beantragt. Im Inventar wird der Besitz
Stephan Loitz und David Braunschweig zugeordnet. Es ist auch möglich, dass
das Inventar im Zusammenhang mit dem Tod von Cäcilia im Jahr 1572 entstand.62
Auf 54 Blättern ist der gesamte Haushalt von Stephan Loitz erfasst. In der aus-
gesprochen umfangreichen Auflistung sind sämtliche Gegenstände vom Möbel-
stück und Hausrat über Kleidung, Schmuck und Gemälde bis hin zu Dokumen-
ten, z.B. der Besitz von Pfannengut, und wichtigen Korrespondenzen, die beim
Gang durch das Haus vom Keller bis zum Dachboden vorgefunden worden,
Danziger und
Lüneburger
Inventare...
57 Weichbrodt bezeichnet Beate von Dassel als Witwe Dassel und als Tochter des Lüneburger
Patriziers Caspar von Viscule, vgl. Weichbrodt, Patrizier..., Bd. 1, S. 314.
58 StA Lüneburg ND Dassel 208.; Vgl. Weichbrodt, Patrizier..., Bd. 1, S. 314.
59 Vgl. Papritz, Das Handelshaus der Loitz..., 1957,8.81.
60 Vgl. Simonini, Archivbestände der Kaufmannbankiersfamilie Loitz..., S. 342; Archivschule
Marburg, NL Papritz, Kleine Kartei 3, Loitz.
61 Vgl. Archivschule Marburg, NL Papritz, Kleine Kartei 3, Loitz.
62 Rymar gibt 1572 als Sterbejahr Cacilias an, während Weichbrodt ihren Tod auf nach
1573 schätzt.
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