Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Instytut Historii Sztuki <Danzig> [Editor]; Zakład Historii Sztuki <Danzig> [Editor]
Porta Aurea: Rocznik Instytutu Historii Sztuki Uniwersytetu Gdańskiego — 22.2023

DOI article:
Lindenhayn-Fiedorowicz, Agnieszka: Die Johanniskirche in Stargard. Ein neuer Blick auf Bauchronologie und Datierung
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.72800#0046
License: Creative Commons - Attribution
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
diese spezifischen Okulusproportionen auf, die für die Türme der Marienkirche
charakteristisch sind. Die Okuli des Johannis-Giebels zeigen stattdessen die tra-
ditionelle, von klassisch proportionierten Fenstermaßwerken abgeleitete Form
mit einem Durchmesser, der etwa der halben Blendenbreite entspricht (Abb. 11).
Wäre dieser Giebel in derselben Baukampagne entstanden wie der Turm, so ist
anzunehmen, dass auch daran das neuartige Dekorsystem mit breitgespannten,
überproportionierten Okuli zur Anwendung gekommen wäre, welches am Turm
derselben Kirche von St. Marien übernommen wurde. Die traditionellen Propor-
tionen der am Johannis-Giebel verwendeten Maßwerkfigur würden demnach
auch auf dessen Entstehung vor dem Ende des 14. Jahrhunderts hinweisen.
Für eine frühere Entstehung des Langhauses als in der Forschung bislang
angenommen, sprechen auch die zahlreichen Altarstiftungen in der zweiten
Hälfte des 14. Jahrhunderts. Wie erwähnt, sind aus der Zeit vor 1408, also vor
dem vermeintlichen Baubeginn des Langhauses, tatsächlich sieben verschiedene
Altarstiftungen für die Johanniskirche urkundlich überliefert28. Sollten sich diese
Stiftungen tatsächlich auf die alte Konventskapelle bezogen haben, stellt sich
die Frage, wo sieben Altäre in dem engen Saalbau (ca. 8,5 x 16 m) hätten Platz
finden sollen und wie man das Problem ihrer liturgischen Nutzung auf so engem
Raum hätte lösen können. Einen interessanten Hinweis enthält auch die erste für
St. Johannis überlieferte Stiftungsurkunde vom 19. Mai 1354, in der der General-
präzeptor der Johanniter, Hermann von Warberg, die Stiftung und Ausstattung
eines Altars in der St. Johannis-Kirche bestätigt. Die Lage des gestifteten Altars
wird wie folgt beschrieben: „in ecclesia sancti Iohannis Baptiste opidi s[cilicet?]
Noue Stargarde ad partem australem iux[ta] columpnam in oposit[o?] [hostii?]
ips[ius] ecclesie sancti Iohannis"29. In der alten Konventskapelle gab es jedoch

Die Johannis-
kirche
in Stargard...

28 Zusammenstellung der urkundlich überlieferten Altarstiftungen in der St. Johanniskir-
che zu Stargard vor 1408: 1354 Mai 19 - Stiftung des Altars der Heiligen Andreas, Johannis des
Täufers und Margarethe „in ecclesia sancti Iohannis Baptiste" (Brandenburgisches Landeshaup-
tarchiv Potsdam [im Folgenden: BLHA], Rep. 9B: Johanniterorden, U 124. Für die Abschrift
danke ich herzlich Dr. Christian Gahlbeck); 1357 April 2 - Stiftung des Altars des hl. Leichnams
Christi, des Evangelisten Markus, der Heiligen Fabian, Sebastian, Augustinus, Lucia, Gertrud
und aller Heiligen „in ecclesia nostra, videlicet sancti Johannis" (BLHA Potsdam, Rep. 9B: Johan-
niterorden, U 154); 1364 Mai 1 - Stiftung einer Vikarie am Dreikönigsaltar (BLHA Potsdam,
Rep. 9B: Johanniterorden, U 159); 1368 August 6 - Stiftung eines Altars zu Ehren des Apo-
stels Andreas, der Heiligen Processus, Martirianus, Scholastica und Eulalia (BLHA Potsdam,
Rep. 9B: Johanniterorden, U 164); 1380 - Stiftung des Altars Corporis Christi (Schmidt, Geschichte
der Kirchen..., T. 1, Urkundenbuch, S. 103 nach Christian Schöttgen, Georg Christoph Krey-
sig, Diplomataria Et Scriptores Historiae Germanicae Medii Aevi 3, Altenburg 1760, Nr. 104);
1382 - Gründung einer Vikarie am bereits erbauten und dem allmächtigen Gott, der Jungfrau
Maria, der hl. Anna, dem Märtyrer Erasmus, dem Bischof und Bekenner Nikolaus und allen
Heiligen geweihten Altar „in ecclesia scti Johannis, oppidi Stargardiae" (Schmidt, Geschichte der
Kirchen..., Ύ. 1, Urkundenbuch, S. 104-105 nach Schöttgen, Kreysig, Diplomataria Et Scriptores,
Nr. 105); 1386 April 10 - Stiftung eines Altars zu Ehren der Dreifaltigkeit (Originaltranssumt von
1389 Dezember 10: BLHA Potsdam, Rep. 9B: Johanniterorden, U 192).

29 Siehe Anm. 29.

45
 
Annotationen