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Heddesheim, Schriesheim oder Handschuhsheim haben seltenere Personennamen in der
Langform mit einem Genetiv-s in der Wortfuge.

Einfacher ist die Entscheidung im Falle Ilvesheims. Dieser Ortsname wird im Lorscher
Codex „Ulvinesheim" geschrieben. Dazu wird in den Urkunden CL Nr. 313, 314, 390 und
391 ein Bach „Ulvina" erwähnt, der der letzte rechte Neckarzufluß ist. „Ulvina" oder
„Ilbe" ist ein nicht seltener Gewässername, wie unter anderem der bei Hirschhorn mün-
dende „Ulfenbach" zeigt. Diese „Ilbe" ist der heutige „Kanzelbach", der noch vor dem
Kanalbau unterhalb Ilvesheims in den Neckar mündete. Ilvesheim ist damit das Dorf an
der Ilbe.

2. Die Bildung des Ortsnamens „Seckenheim*

Im Lorscher Codex wird „Seckenheim" von 766 bis 1151 64 mal genannt. Der Ortsname
ist in 5 Schreibvarianten festgehalten: Sickenheim 36 mal, Sikkenheim 13 mal, Sicchen-
heim 6 mal, Siggenheim 5 mal und Sigirichesheim 4 mal.

Die Schreibung „Sigirichesheim" gibt uns einen Hinweis auf die Langform des Ortsna-
mens - Sigirichesheim: Dorf/Wohnsitz des Sigirich. Die Kurzform dieses Rufnamens ist
„Sikko", so daß „Sikkenheim" Dorf des Sikko oder Sikkos Wohnsitz bedeutet. Aus dem
gleichzeitigen Vorkommen beider Formen im Lorscher Codex können wir entnehmen, daß
noch um 800 diese Art der Ortsnamensbildung allen geläufig und verständlich war.
Nachdem im Fall Seckenheims die Herleitung des Ortsnamens aus einem Personennamen
so unbezweifelbar wie in wenig anderen Fällen möglich ist, drängt sich natürlich sofort die
Frage auf: Wer war Sigirich oder Sikko?

3. Sikko und seine Sippe

Bei der Vielzahl der „heim"-Orte, deren Bestimmungswort ein Personenname ist, liegt die
Vermutung nahe, daß das Sippenoberhaupt, dem nach der fränkischen Landnahme bei
der Auslosung die Ackermark zufiel, der Siedlung seinen Namen gegeben hat. So hätten
wir in Sikko einen edelfreien Franken vor uns, der im Heer des siegreichen Frankenkönigs
Chlodwig nach der Schlacht bei Zülpich 496 in das von den Alemannen als Folge dieser
Schlacht geräumte Gebiet eingerückt war. Diese Tatsache weist auf die älteste germanische
Sozialstruktur hin, die sich auf die von einem Stammvater abstammende Sippe gründete.
Die Sippe (althochdeutsch: sippa = Friede, Freundschaft) umfaßte alle Abkömmlinge
eines Stammvaters als Blutsverwandte (Prinzip der Agnation) und bildete den Friedens-,
Rechts- und Wirtschaftsverband der Sippenangehörigen. Das Dorf, das nach einem Perso-
nennamen genannt ist, ist dann wohl als Wohnort und Wirtschaftsgemeinschaft der Sippe
des Namensgebers aufzufassen.
 
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