Neben dem Gerichtssiegel gab es übrigens noch ein sogenanntes Dorfzeichen, das die
Gestalt eines S mit einem leichten Diagonalstrich hatte. Dieses Zeichen ist auf den Grenz-
steinen angebracht und zum ersten Mal 1685 bezeugt [43/233]. Im Unterschied zu anderen
Nachbargemeinden - ich erinnere hier an die Mannheimer Wolfsangel und den Schwet-
zinger Ring - ist dieses Dorfzeichen nicht in das Seckenheimer Gemeindewappen einge-
gangen.
2. Gemeindewappen und Ortsfahne
Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein hat Seckenheim wie die meisten anderen Landgemein-
den kein offizielles Wappen besessen. Um 1890 brachte man das Siegelbild in eine Wap-
penform, ohne es jedoch offiziell prüfen und vom Innenministerium genehmigen und fest-
legen zu lassen. Dieses noch heute übliche Wappenbild nahm Otto Bally um 1895 in seine
farbige Sammelmappe „Wappentafeln badischer Städte und Herrschaften" auf. Die Tat-
sache, daß dieses Wappen eine Mauerkrone trägt - das Vorrecht einer Stadt - und
Seckenheim als einzige Landgemeinde unter den Wappentafeln der badischen Städte
erscheint, weist wohl auf die Überlegungen in diesen Jahren hin, Seckenheim das Stadt-
recht zu verleihen.
Dieses Wappenbild ist leider historisch und heraldisch nicht einwandfrei: aus dem Abt
wurde unter Hinzufügung einer Mitra ein Bischof, was keinen historischen Sinn ergibt,
und der Ordenshabit wurde in ein Meßgewand umgewandelt. Der Thron mit dem spätgoti-
schen Baldachin wurde in ein etwas plumpes torartiges Gebilde verändert. Der heraldische
Fehler liegt darin, daß die beiden Metalle „Gold" und „Silber" aufeinanderstehen - der
Thron ist golden(gelb) und die Figur ist silbern(weiß), was nicht sein darf. Als Schildfarbe
erscheint rot; auch das Evangelienbuch ist rot, so daß als Wappenfarben gelb-weiß-rot
anzunehmen sind - eine unmögliche Zusammenstellung, für die es auch keine historische
Begründung gibt. Diese Fehler verraten uns übrigens auch, daß dieses Wappen nicht amt-
lich geprüft wurde.
Im Jahre 1910 entwarf auf Anfrage einer Freiburger Paramentenstickerei der amtliche
Heraldiker des Generallandesarchivs Fritz Held in Anlehnung an das Siegel von 1650 ein
Wappen, das wieder das historisch korrekte Bild eines Abtes allerdings ohne Evangelien-
buch zeigt. Als Bildfarbe ist Gold gewählt und als Schildfarbe blau, was die Wappenfar-
ben gelb-blau ergibt; verwunderlich ist dabei die heraldisch nicht mögliche Farbe violett
im Gewand des Abtes. Dieser letzte Entwurf wurde ebenfalls nicht von der Gemeinde
beantragt, auch nicht nach 1921, als die badischen Landgemeinden Wappen anzunehmen
begannen, wahrscheinlich weil man der Meinung war, bereits ein Wappen - die Bally-
'sche Fassung nämlich - zu besitzen. Dann kam die Eingemeindung, und damit verlor
Seckenheim das Recht, ein eigenes Wappen zu führen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es von privater, heimatkundlich interessierter Seite zu
Bemühungen, das Seckenheimer Wappen festzulegen. Man entwarf ein Wappen in starker
Anlehnung an das Siegel von 1650 mit dieser Jahreszahl, die allerdings in einem Wappen
fehl am Platze ist, und den Farben: Thron und Baldachin - golden, Figur - schwarz,
Buch - rot und Schild - blau, was wieder die Hauptfarben gelb-blau ergeben hätte. Die-
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Gestalt eines S mit einem leichten Diagonalstrich hatte. Dieses Zeichen ist auf den Grenz-
steinen angebracht und zum ersten Mal 1685 bezeugt [43/233]. Im Unterschied zu anderen
Nachbargemeinden - ich erinnere hier an die Mannheimer Wolfsangel und den Schwet-
zinger Ring - ist dieses Dorfzeichen nicht in das Seckenheimer Gemeindewappen einge-
gangen.
2. Gemeindewappen und Ortsfahne
Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein hat Seckenheim wie die meisten anderen Landgemein-
den kein offizielles Wappen besessen. Um 1890 brachte man das Siegelbild in eine Wap-
penform, ohne es jedoch offiziell prüfen und vom Innenministerium genehmigen und fest-
legen zu lassen. Dieses noch heute übliche Wappenbild nahm Otto Bally um 1895 in seine
farbige Sammelmappe „Wappentafeln badischer Städte und Herrschaften" auf. Die Tat-
sache, daß dieses Wappen eine Mauerkrone trägt - das Vorrecht einer Stadt - und
Seckenheim als einzige Landgemeinde unter den Wappentafeln der badischen Städte
erscheint, weist wohl auf die Überlegungen in diesen Jahren hin, Seckenheim das Stadt-
recht zu verleihen.
Dieses Wappenbild ist leider historisch und heraldisch nicht einwandfrei: aus dem Abt
wurde unter Hinzufügung einer Mitra ein Bischof, was keinen historischen Sinn ergibt,
und der Ordenshabit wurde in ein Meßgewand umgewandelt. Der Thron mit dem spätgoti-
schen Baldachin wurde in ein etwas plumpes torartiges Gebilde verändert. Der heraldische
Fehler liegt darin, daß die beiden Metalle „Gold" und „Silber" aufeinanderstehen - der
Thron ist golden(gelb) und die Figur ist silbern(weiß), was nicht sein darf. Als Schildfarbe
erscheint rot; auch das Evangelienbuch ist rot, so daß als Wappenfarben gelb-weiß-rot
anzunehmen sind - eine unmögliche Zusammenstellung, für die es auch keine historische
Begründung gibt. Diese Fehler verraten uns übrigens auch, daß dieses Wappen nicht amt-
lich geprüft wurde.
Im Jahre 1910 entwarf auf Anfrage einer Freiburger Paramentenstickerei der amtliche
Heraldiker des Generallandesarchivs Fritz Held in Anlehnung an das Siegel von 1650 ein
Wappen, das wieder das historisch korrekte Bild eines Abtes allerdings ohne Evangelien-
buch zeigt. Als Bildfarbe ist Gold gewählt und als Schildfarbe blau, was die Wappenfar-
ben gelb-blau ergibt; verwunderlich ist dabei die heraldisch nicht mögliche Farbe violett
im Gewand des Abtes. Dieser letzte Entwurf wurde ebenfalls nicht von der Gemeinde
beantragt, auch nicht nach 1921, als die badischen Landgemeinden Wappen anzunehmen
begannen, wahrscheinlich weil man der Meinung war, bereits ein Wappen - die Bally-
'sche Fassung nämlich - zu besitzen. Dann kam die Eingemeindung, und damit verlor
Seckenheim das Recht, ein eigenes Wappen zu führen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es von privater, heimatkundlich interessierter Seite zu
Bemühungen, das Seckenheimer Wappen festzulegen. Man entwarf ein Wappen in starker
Anlehnung an das Siegel von 1650 mit dieser Jahreszahl, die allerdings in einem Wappen
fehl am Platze ist, und den Farben: Thron und Baldachin - golden, Figur - schwarz,
Buch - rot und Schild - blau, was wieder die Hauptfarben gelb-blau ergeben hätte. Die-
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