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J. Die Pfarrkirchen

1. Die Kloppenheimer St. Albans-Kirche

Da das Dorf Kloppenheim schon um das Jahr 1000 wüst geworden war, muß die Existenz
seiner Pfarrkirche bis über dieses Datum hinaufsteigen. Das Patronat hatte das Wormser
St. Martinsstift, dem auch die Baulast zukam. Da der Pfründengenuß für das Wormser
Stift an die Existenz der Pfarrkirche gebunden war, blieb sie erhalten und stand als Feld-
kapelle der zeitweiligen Benutzung durch die Seckenheimer offen. Das Wormser Synodale
zeigt diese Tatsache deutlich, indem es die Kloppenheimer St. Albanskirche als Filiale von
Seckenheim bezeichnet. Die Kirche befand sich auf der Hochstätt [vgl. F1N 144], also
knapp 3 km von der Seckenheimer Pfarrkirche entfernt.

Im Bildersturm der Pfälzer Reformation um 1560 kamen zuerst die Andachtsstätten dran,
die wie die Albanskirche „herrenlos" und ungeschützt im freien Felde standen. 1631 heißt
es über diesen Vorgang und seine Folgen, daß „vor 80 Jahren" (d.h. 1550-60) die „im
Seckenheimer Veldt gelegene Capelle/ die Kloppenheimer Kirch genanndt" abgegangen
sei, „deren rudimenta et vestigia (Reste und Spuren) man noch vfden heutigen Tag in Sek-
kenheimer gemarkung findet" [229/96480 u. -98].

Die Pfälzer Hofkammer hatte nach der Aufhebung des St. Ägidiusstiftes in Neustadt die
volle Baulast der Seckenheimer Pfarrkirche zu tragen. Da das St. Martinsstift in Worms
den Zehnten des zur Seckenheimer Gemarkung gehörenden ehemaligen Kloppenheimer
Feldes innehatte und nun nach der Verwüstung der St. Albanskirche keine Baupflichten
mehr wahrnahm, forderte 1617 anläßlich der fälligen Reparatur der Seckenheimer Kirche
die Pfälzer Hofkammer das St. Martinsstift auf, in die ehemalige Neustadter Verpflich-
tung an der St. Ägidiuskirche einzutreten und 1/3 der Baulasten zu übernehmen. Das
katholische Stift seinerseits sah keinen Anlaß, sich an der Bauerhaltung der reformierten
Pfarrkirche zu beteiligen und weigerte sich. Daraufhin sperrte ihm Kurpfalz den Zehnten
im Kloppenheimer Feld. Bis 1621 wurden vom Seckenheimer Gericht im Auftrag des kur-
pfälzischen Landschreibers 200 Gulden Zehntaufkommen an diesem Feld einbehalten
[229/96480].

Doch auch als Seckenheim nach 1623 unter Kurmainzer Herrschaft kam und die Kirche wie-
der katholisch geworden war, erinnerte sich der Handschuhsheimer Collector Ölschlägel an
das St. Martinsstift. Das Stift machte zu Recht Ausflüchte; denn mit der Seckenheimer
Pfarrkirche hatte es nie etwas zu tun gehabt. Um jedoch seinen guten Willen zu zeigen, erbot
es sich: „wann man ihme die hin wegverfürte Stein wieder würde beyschaffen/ wolten sie
solche Kirch oder CapellfSt. Alban) wieder errichten" [229/96498 v. 24.7. 1631].
Aber auch der katholische Kurmainzer Kirchencollector dachte hier zuerst an eine mögli-
che Beisteuer zu den hohen Baukosten und schrieb nach Heppenheim: „ich bin der einfel-
Hen meinung/ es werde solchem stifft viel ertreglicher vnd leichter fallen/ die reparation

er Pfarrkirch Seckenheims zum drittig theil zu erhalten Alß eine alte zerfallene Kirchen-
™ vffzubauen" [229/96480 vom 20.4.1627].

as St. Martinsstift scheint nicht eingelenkt zu haben; denn noch 100 Jahre später ging es
beim Neubau der Seckenheimer Kirche um denselben Streitpunkt: Kurpfalz hielt den

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