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Im Herbst des Jahres 1949 wurde der Dachstuhl aufgeschlagen und der zweite Bauab-
schnitt eingedeckt. Trotzdem vergingen noch 1 1/2 Jahre über dem Innenausbau, so daß
die Gemeinde erst am Karfreitag 1951 wieder den Gottesdienst in der ganzen Kirche feiern
konnte. Damit war nach 6 Jahren mühevoller Arbeit die Kirche am selben Tag wieder im
Besitz genommen worden, an dem sie 1945 ausgebrannt war.

Obwohl der Innenraum noch keine Farbe zeigte, über dem Hochaltar noch das Missions-
kreuz aus der Notkirche hing, und fast jeglicher Schmuck fehlte, zeigte der weite lichte
Raum festliche Sakralität. Der harte Kampf um die Stukkaturen hatte sich gelohnt; sie
verbanden ohne Bruch den barocken Grundcharakter des Gebäudes mit modernem
Raumempfinden. Auch die anderen Änderungen des Innenraums, die Pfarrer Spinner und
Architekt Schreck entwickelt und durchgesetzt hatten, erwiesen sich als sinnvoll und
berechtigt und wurden von der Gemeinde angenommen. Die neue Vorhalle mit Empore
und Gedächtniskapelle, die Verlegung von Kanzel und Taufbrunnen in die vorderen bei-
den Vierungsnischen und die Reduzierung des Gestühls auf rund 600 Plätze erwiesen sich
sofort als überaus zweckmäßig. Zugleich stellte das gelungene Werk den Seckenheimer
Handwerksbetrieben, die die meisten Arbeiten ausgeführt hatten, das beste Zeugnis aus.
Der eigentliche Wiedererbauer der Seckenheimer Kirche aber, der Geistliche Rat Christian
Spinner, sollte nur noch kurze Zeit in seiner neuen Kirche amtieren. Der sechsjährige Ein-
satz für den Wiederaufbau seiner Kirche, den er sich in schwerster Zeit rücksichtslos abge-
fordert hatte, hatte seine Gesundheit untergraben und seine Kräfte aufgezehrt. Längere
Kuraufenthalte und von ihm als erzwungen empfundene Ruhepausen sollten seine
Gesundheit wiederherstellen. Aber auch da verließen ihn die Sorgen, die vor allem die
finanzielle Abwicklung betrafen, nicht. Zu den meisten Stiftungsratsitzungen kam er nach
Seckenheim, während die Seelsorge und seine Amtsgeschäfte in der Gemeinde von seinem
Vertreter, Kaplan Holzhauer, übernommen werden mußten.

Am 1. September 1952 konnte er sein 30jähriges Ortsjubiläum feiern, am 13. Juli 1953 lei-
tete er seine letzte Stiftungsratsitzung; und es ist kein Zufall, daß es auch hier noch um die
Deckung von restlichen 10.000, - DM ging.

Am 31.7.1953 verließ er seine Gemeinde und seine Kirche. Still, bescheiden und ohne Auf-
hebens um seine Person schied er damals aus der Gemeinde, der er seine ganze Kraft und
den Rest seines Lebens geopfert hatte. Nach einem weiteren halben Jahr verstarb er am
16.4.1954. Die letzte Vollendung des Wiederaufbaues seiner Kirche hatte er seinem Nach-
folger überlassen müssen. [KPfASe: Bauakten u. Protb]

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