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Verschwinden der Pest bereits in dieser Zeit führte. Die letzte Pest wütete in Seckenheim
wie in der ganzen Pfalz im Sommer und Herbst 1666. Ein Teil ihrer Opfer sind im 1.
Katholischen Kirchenbuch auf der 2. Seite zusammengeschrieben:
„ Vom September hero verstorben in der contagion (ansteckende Seuche/Pest) in Secken-
heim:

in Hans Grünewait burgers vnd gemeinsman behausung 4, seine stiffmutter, ihr inkelin ein
Megdelein, der taglöhner vnd magd - dem Christoffel Hörner 2 Kinder -
im selben monat seind 2 Töchter gestorben dem Christophoro Nißer, welchen er bald
nachgefolgt sambt seinem söhnlein Caspar -

Hans Philil ist gestorben, seine Frau Christoffels Nißers stifftochter, 2 Kinder, ein Dinst-
bodt -

Dem Schöffer Elias ist gestorben ein bub, ein Dinstbodt -

Georg Bruch, dem Büttel selbiger Zeid, seind gestorben 2 buben vnd 2 Megdelein seine
Kinder -

Dem Kühehirten selbiger Zeid dessen Frau von N......gebürtig, ein Kind vnd ein Dinst-
bodt -

selbiger Zeid ist gestorben Nickoll Wolff des gerichts -
Im october ist gestorben Herbst Michell gemeinsam luterischer religion -
Im November ist gestorben Everhardus Wolff magister Catholicae communitatis Secken-
heimensis (Lehrer der katholischen Gemeinde Seckenheim) -
Requiescant omnes inpaceAmen (Sie mögen alle in Frieden ruhen!)"
Diese 27 katholischen Toten sind wahrscheinlich weniger als die Hälfte der tatsächlichen
Opfer der Pest; denn diese Seuche war bereits im Mai 1666 ausgebrochen. Man kann also
annehmen, daß ein Viertel der rund 250 Einwohner Seckenheims in dieser Zeit an der Pest
gestorben ist. Im 18. Jahrhundert traten epidemisch Ruhr, Typhus und vor allem Cholera
auf; daneben wird als Todesursache häufig Blutspucken und Auszehrung genannt, womit
wohl die Tbc gemeint ist. Das Kindbettfieber kostete sehr vielen jungen Frauen das Leben,
auch die Säuglings- und Kindersterblichkeit war bis weit ins 19. Jahrhundert hinein sehr
hoch: Von den 47 Verstorbenen des Jahres 1842 waren 27 Kinder unter 7 Jahren
[362/1827]. Aber damals gab es schon einen Arzt in Seckenheim.
Der Kuriosität halber sollen hier einige Rezepte der Volksmedizin stehen, die Pfarrer Köth
(1734-1762) in seinem Haushaltsbuch aufgezeichnet hat [KPfASe]:
„Rezept für den Magen, wan derselbe von Windt geschwellet oder sonst schwach ist:
Senftblätter von den Stängeln gereiniget 2 Loth, I paar Zimmetrindten, Anis, Muskat-
blüth Jedeß 11/2 Qintel, Süßholz 2 Quintel, Rabarbera, Präparierter Weinstein Jedeß 2
Quintel, 4 loth feiner Zucker - alles untereinander gemischt und deß tags davon genom-
men quantum satis (bis es genug ist).

Tempore contagioso praeservativi (Schutzmittel in der Seuchenzeit): Kampferöhl 2 oder 3
Tropfen morgenß in Zimmetwasser oder Citronenessig eingenommen,
pro cholia (für die Galle): Stercus mens (Gerade fallender Mist) von einem schwartzen
Hengst in Weinessig gedrückt und warm gedruncken hilfft geschwindt - probatum est (es
ist geprüft worden).

Mediana pro prolonganda vita (Medizin zur Lebensverlängerung): Nimb enzian, Mauß-
ohr, Wachholderbeer, die gebrochen seindt zwischen unserer Frauen Tag (Maria Himme -
fahrt am 15.8. und Maria Geburt am 8.9.), Leberkraut - Jegliches gleichviel, mische e
zusammen vnd mach ein pulver darauß, adde tantum saccari, quantum pro omni ney)a
um (füge soviel Zuckersaft hinzu, wie für jedes der Kräuter nötig ist), iß alle Tag davo
mit einer Schnitten Brodt in wein gedunckt.

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