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des Bündnisses zwischen dem Frankenreich und dem Römischen Stuhl. Im Lorscher Co-
dex wird die große politische Bedeutung dieses Vorgangs deutlich hervorgehoben: „die
weitbekannten Grafen Concor und Warin und andere vornehme und achtbare Männer der
Gegend" [CL 3 nach der Übertragung von Karl Josef Minst] trugen auf ihren Schultern,
von einer gewaltigen Volksmenge begleitet, die Reliquien des heiligen Nazarius am
11.1.165 in die erste, noch kleine Abteikirche, das spätere Altenmünster. Und so nimmt es
auch nicht wunder, daß Karl der Große selbst mit seiner ganzen Familie am 1. Sept. 774
der Kirchweihe der neuen großen Basilika und der Übertragung der Gebeine des Heiligen
von der alten Kirche in die neue in Lorsch beiwohnte, die der Erzbischof Lullus von Mainz
unter Assistenz von vier weiteren Diözesanbischöfen vornahm. Die Verehrung des Heili-
gen wuchs so rasch an, daß die Kirche bald Wallfahrtsort wurde und Kirchen, die Lorsch
geschenkt wurden und in denen sie dann den Pfarrsatz hatte, St. Nazarius geweiht wurden.
In der folgenden Zeit war Lorsch eng mit dem Reich verbunden; wie die Karolinger för-
derten auch die sächsischen und salischen Kaiser das Kloster. Die Abtei strebte vor allem
in ihrer engeren Umgebung, im Oberrheingau, im Wormsgau und im Lobdengau danach,
ihre zerstreute umfangreiche Grundherrschaft in echte Landeshoheit zu verwandeln. Sie
legte Burgen an zum Schutze ihres Landes: die Starkenburg bei Heppenheim war die
stärkste und wichtigste, nachdem Heppenheim seit dem 9. Jht. zum Verwaltungszentrum
des ganzen Lorscher Territoriums geworden war. Die Windeck bei Weinheim und die
Schauenburg über Dossenheim zeigen ebenso die Lorscher Machtstellung an der Bergstra-
ße an wie die uneinnehmbare Burg Lindenfels im Odenwald. Der wirtschaftliche Auf-
schwung des Lorscher Territoriums zeigt sich darin, daß Bensheim, Weinheim und Wies-
loch um 1000 der Initiative der Lorscher Äbte ihr Marktrecht und damit ihre Stadt wer-
dung verdanken. 1066 konnte der Lorscher Fürstabt mit 1200 Lehensleuten, Rittern und
Knechten auf dem Reichstag von Tribür vor Kaiser Heinrich IV. erscheinen.
Der Brand der Hauptkirche am 21.3.1090, der die mit unglaublicher Pracht ausgestattete
Kirche vernichtete, symbolisierte den Umschwung und den schon beginnenden Nieder-
gang der mächtigen Fürstabtei. Im 12. Jahrhundert führten Bestechung und Verschwen-
dung zu Mißwirtschaft und riesiger Verschuldung. Gewaltiger Grundbesitz entglitt der
Verfügungsgewalt des Klosters und geriet in fremde Hände. So verdanken wir tüchtigen
Äbten wie Heinrich (1151-67) und Sighard (1167-98) den Lorscher Codex, in dem sie
die Urkunden ordnen und abschreiben ließen, wohl um eine Unterlage für die Erneuerung
von Ansprüchen auf alten Besitz zu erhalten. Mit dem Niedergang des Kaisertums i
1200 war auch die Geschichte der Reichsabtei bald zu Ende.

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76 Lorscher Urkunde 617 mit der ersten Erwähnung Sek-
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77 Kaiser Ludwig der Fromme schenkt die
Kirche an Lorsch

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