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den ausgesetzt war als die allmählich überwachsenen Sichelspitzen. Diese blieben
liegen, während das Zentrum der Düne weiterwanderte, bis die offene Seite der Si-
chel nach Südwesten zeigte.1

2. Rhein und Neckar als Gestalter der Landschaft

Der nacheiszeitliche Rhein führte zwar weit weniger, aber immer noch genügend
Wasser, um aus seinen eigenen Aufschüttungen eine neue Talaue auszuspülen. Der
Strom konnte wegen seines geringen Gefälles von nur 0,08% seine Wasser nicht
schnell genug wegführen, so daß er sein Bett verlängern mußte, indem er nach bei-
den Seiten pendelte und Schlingen bildete. Dabei nahm das Wasser auf der äußeren
Kurve, dem Prallhang, das Ufer hinweg und legte dieses Material weiter unten an
der inneren Schiingenseite, dem Gleithang, an in Form von Kies-, Sand- und
Schlammbänken, den sogenannten Anlagen. Die Schlingen waren nie von Dauer;
sie veränderten sich durch die abtragende und anlegende Kraft des Stromes, bis sie
schließlich an der engsten Stelle durchbrachen und der Stromstrich plötzlich einen
kürzeren Weg hatte. Diese Verkürzung mußte notwendigerweise durch eine neue
Verlängerung, also eine Schlingenbildung an anderer Stelle, ausgeglichen werden.
Die abgeschnittene Schlinge wurde zu einem Altwasser, das im Laufe der Zeit ver-
landete, wie das in unserer Nachbarschaft mit dem Seckenheimer Hinteren Ried ge-
schehen ist. Darüber sind wir durch die Protokolle der pfälzischen Rheinbefahrung,
die in regelmäßigem Abstand durch die kurpfälzischen Behörden durchgeführt wur-
de, unterrichtet: Zwischen 1585 und 1590 brach bei einem Frühjahrshochwasser der
auf 300 m geschrumpfte Schlingenhals durch, nachdem vorher ein Leitgraben ge-
schrotet worden war; der Neuhof er Altrhein war entstanden und das rund 900 Mor-
gen große Seckenheimer Hintere Ried lag linksrheinisch.

Auf diese Weise spülte der Strom eine Talaue von 6-8 km Breite aus. Ein Quer-
schnitt durch den Rheingraben zeigt deutlich die Stufen: die Talaue (90-95 m über
NN), dann das 5-8 m höher ansetzende Hochgestade, auf dem die Dünenketten lie-
gen, die Hochterrasse aus angewehtem Löß (50-150 m über die Talaue ansteigend)
und schließlich den Gebirgsabfall. Die Hochterrasse fehlt übrigens an der Berg-
straße weithin. Noch heute ist das Hochgestade oder Hochufer im Mannheimer
Stadtgebiet deutlich sichtbar. Es beginnt am Stengelhofweiher, führt die Stengelhof-
straße in Rheinau, den ehemaligen Sandbuckel, entlang, über den Karlsplatz, die
Wachenburgstraße entlang bis zum Rangierbahnhof. Nach der künstlich angelegten
Schneise des Rangierbahnhofs ist das Hochufer im Ortsteil Hochstätt an der Straße
Auf dem Kegelv/iedex zu erkennen; es führt die Landstraße 542 entlang bis zum Sek-
kenheimer Wasserturm. In Seckenheim ist sein Verlauf durch die Kloppenheimer
Straße angezeigt. Rechts des Neckars ist das Hochufer am Südrand von Alt-Feuden-
heim, am Herzogenriedpark („Hochuferstraße") und am Altrhein bis Sandhofen
noch deutlich zu erkennen. Linksrheinisch tritt das Hochufer bei Speyer und Worms
nahe an den Strom heran, während es sonst weit zurückweicht, nur bei Munden-
heim/Rheingönheim und Altrip, was ja auf deutsch hohes Ufer bedeutet, springt es
spornartig nach vorn direkt an den Strom heran. Diesem Altriper Hochufersporn
entspricht rechtsrheinisch der Vorsprung des Hochufers am Sandbuckel oberhalb
des Geheugrabens3, was diese Punkte als Brückenköpfe für die Römer sehr interes-
sant machte.

Der Rhein verhielt sich nun fast überall so: mit dem Stromstrich pendelnd legte er
Schlingen an und schnitt sie wieder ab; Ortschaften und Gemarkungsteile wechsel-
ten die Stromseiten. So gehörten Oppau und Edigheim in der Karolingerzeit zum
 
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