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Institut Français d'Archéologie Orientale <al-Qāhira> [Hrsg.]; Mission Archéologique Française <al-Qāhira> [Hrsg.]
Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l'archéologie égyptiennes et assyriennes: pour servir de bullletin à la Mission Française du Caire — 5.1884

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Nr. 1-2
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Krall, Jakob: Der Wiener demotische Papyrus Nr. 31
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https://doi.org/10.11588/diglit.12263#0087
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Der Wiener demotische Papyrus Ne- 31.

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deren gtitige Ueberlassuug auck ich zu danken habe — gewounenen Ergelmisse kat Re-
villout zuerst am 25. August der Pariser Akademie vorgetragen und dann in einem Aufsatze
des letzten, mîr am 19. Novémber zugekommenen Heftes der Revue êgyptologique (E. Revil-
lout et J. Kkall, La vie d'artiste ou de bohème en Egypte) weiteren Kreisen zugânglick
gemacht. Die Anfrage Revillout's brackte niir den deniotischeii Papyrus wieder iii Erinnernng
und veranlasste mick, das Studium dessell)eu von Keuera vorzunehmen ; ich bin dabei in den
meisten Punkten zu anderen Resultaten gelangt als ReviLLouT und erlaube mir, dieselben zur
Priifung den Fackgenossen kier vorzulegeu.

Zur Orieritierung lasse ich eine Besckreibuug des Papyrus vorangehen. Er trâgt die
Nummer 31 und setzt sick aus vier Fragmenten von verschiedener Grosse zusammen, welcke
bei einer Hoke von 20 cm. eine Liinge von zusammen etwa 74 cm. darstellen. Wir bezeickuen
die einzelnen Fragmente als A, B, C, D. Der Papyrus ist auf beiden Seiten besckrieben.
Die eine Seite, die wir die Vorderseite nennen wollen, enthâlt in flinf Columnen zu je
zwauzig Zeilen den demotiseken Text; mit dem wir uns besckâftigen. Jede Zeile stellt einen
Vers dar, welcker durck rotke Punkte in zwei, oft sekr ungleicke Hâlften getheilt wird. Die
einzelnen Columnen sind durck je zwei Trennungsstricke von einander gesekieden. Sckrift
und Spracke weisen uns in die Kaiserzeit.

Die Riickseite entkâlt eine Reike vou Aufzeicknungen in grieckiseker Schrifl, welcke
vou Wessely 1 zuerst mitgetkeilt und bekandelt worden sind. Sie bilden vier Columnen, von
denen die erste nur zur Hiilfte erkalten ist. Die drei Zeilen, welcke Wessely als funfte
Columne bezeicknct, gekoren zum Ende der vierteu Columne und steben direct unter den
auck von ikm zur vierten Columne geziihlten Zeicken

ô . . .

Ô l

Die grieckiseken Columnen geken von einem Selis-Ende zum andern : Columne und
Selis decken sick genau. Trennungsstricke sind nickt gezogen.

Neben den grieckischen Aufzeicknungen finden wir auf der Riickseite drei demotische
Columnen, tkeils auf dem von der grieckiseken Schrift frei gelassenen Rauine, tkeils zwiseken
den Zeilen der vierten grieckiseken Columne, zum deutlicken Beweise daflir, dass der letzte
Besitzer des Papyrus ein Aegypter, kein Griecke war. Fiir ihn war, wie fur uns, die Vorder-
seite die Hauptseite; auck die Art, wie der Papyrus gerollt war, bestatigt diess.

Fiir die genauere Bestiinmung der Abfassungszeit unseres Textes ist es von Wichtig-
keit zu wissen, ob derselbe àlter ist als der grieckiscke Text der Riickseite, oder umgekekrt.
Demi der grïechische Text enthâlt auf der vierteu Columne sicher die Erwâhnung eines
31. und 34. Jakres — ol) auck eines 38. Jakres, wie Wessely, a. a. 0., 8. 13 ff., liest, ist
mir dock zweifelhaft — Angaben, welcke, zusainmengekalten mit den palâographischen Kenn-
zcichen, uns nur die Wahl zwischen der 36jàhrigen Regierung des Konigs Ptolcmaios Soter II.
oder der 43jâhrigen des Kaisers Augustus frei lassen. Wessely kat nur die letztere Moglickkeit
in's Auge gefasst und demgemass die Niederschrift in die ersten Jakre unserer Zeitrechnung
gesetzt. Die, wie bereits bemerkt, nacb den grieckiseken gemackten demotiseken Aufzeich-

1) Der Wiener Papyrus Nr. 81 in cien Wiener Studien fiir -classische Philologie, 1882, s. 1—23.
 
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