Die Malereien aus dem Renaissance-Zeitalter in der italienischen Schweiz. 135
wandern, für welche ein sattes Dunkelroth in prächtigen Zusammenstellungen
verwendet ist, zur vollen Kraft gesteigert.
Beachtenswerth ist auch der ursprüngliche, in tadelloser Frische erhaltene
Rahmen. Er ist aus braunem Holze geschnitzt, mit goldenem Laubwerk,
pickenden Vögeln und natürlich bemalten kletternden Putti geschmückt, über
denen sich die Halbfigur Gott Vaters aus einem Bouquet zwischen den krö-
nenden Voluten erhebt.
Bellinzona. S. Biagio.
Hinter dem Hochaltäre ist das Werk eines Meisters aus dem Anfänge
des 16. Jahrhunderts aufgestellt, ein Oelgemälde auf Holz, m 1,88 hoch und
1,73 breit. Zwischen den knieenden Gestalten der Heiligen Hieronymus und
Blasius thront die Madonna auf einem Wolkensaum. Drei Engelsköpfe schauen
zu ihren Füssen hervor. Mit der Rechten hält Maria das nackte Knäblein
umfangen, dessen Füsse ihre Linke stützt. Das Christkind, das auf der Linken
die Weltkugel hält, spendet den Segen. Ein durchsichtiger Schleier verhüllt
die Stirn der Mutter, ihr volles und holdes Antlitz zeigt den Ausdruck feier-
licher Würde und das Knäblein schaut hell und freundlich drein. Zwei Bäume,
Lorbeer und Feigen, rahmen die blaue Tiefe ein, unter welcher zu Füssen
der Heiligen ein Fluss die ferne mit Thürmen besetzte Landschaft durchzieht.
Das schlecht beleuchtete Bild ist fleissig, aber ohne geniale Unmittelbar-
keit gemalt. Die etwas stumpfe Wirkung der Farben und der Modellirung
wird auf Rechnung des Alters und einer theilweisen Uebermalung zu setzen
sein. Mit Luini’s Weise hat der Meister nichts gemein. Auf einem Zettelchen
am Fuss der Tafel steht sein Name mit Minuskeln geschrieben: Dominicus
de pet. | dictus Fursinicus | de lacu Lugani . p. | 1520. Jacob Burckhardt 39)
kennt diese Inschrift nicht, berichtet dagegen von einer zerstörten Predella
und einer Lünette mit der Auferstehung, welche zu dieser Tafel gehörten.
Locarno. Madonna del Sasso40).
Eine Arbeit Bramantino’s ist die Altartafel in der Cappella della com-
pagnia di Firenze. Das Bild ist auf Holz gemalt und stellt die Flucht nach
Aegypten dar. Die Ferne ist eine felsige Landschaft mit Ruinen und einer
Bogenbrücke, die sich über der Mitte spannt. Maria, die auf einem Eselchen
reitet, hält das Knäblein, ein winziges Püppchen, in den Armen. Sie ist in
einen Mantel von schönstem Hellblau gehüllt und wendet sich mit fast herab-
lassender Miene dem hh Joseph zu, der mit einem grossartig drapirten Mantel
angethan zu ihrer Rechten schreitet und ruhigen Blickes zu der Gefährtin
emporschaut. Auf der anderen Seite weist ein Engel den Pfad. Seine Ge-
wandung ist geistlos, schematisch geworfen und mit der Madonna hat er die
unwirschen, schnippischen Züge gemein. Ansprechender ist die männlich
kräftige Erscheinung des hl. Joseph und das Beste die Farbenwirkung, deren
39) Deutsches Kunstblatt 1850, S. 276.
40) Crowe und Cavalcaselle, VI, 27. Rahn, Kunst- und Wander-
studien, S. 160.
wandern, für welche ein sattes Dunkelroth in prächtigen Zusammenstellungen
verwendet ist, zur vollen Kraft gesteigert.
Beachtenswerth ist auch der ursprüngliche, in tadelloser Frische erhaltene
Rahmen. Er ist aus braunem Holze geschnitzt, mit goldenem Laubwerk,
pickenden Vögeln und natürlich bemalten kletternden Putti geschmückt, über
denen sich die Halbfigur Gott Vaters aus einem Bouquet zwischen den krö-
nenden Voluten erhebt.
Bellinzona. S. Biagio.
Hinter dem Hochaltäre ist das Werk eines Meisters aus dem Anfänge
des 16. Jahrhunderts aufgestellt, ein Oelgemälde auf Holz, m 1,88 hoch und
1,73 breit. Zwischen den knieenden Gestalten der Heiligen Hieronymus und
Blasius thront die Madonna auf einem Wolkensaum. Drei Engelsköpfe schauen
zu ihren Füssen hervor. Mit der Rechten hält Maria das nackte Knäblein
umfangen, dessen Füsse ihre Linke stützt. Das Christkind, das auf der Linken
die Weltkugel hält, spendet den Segen. Ein durchsichtiger Schleier verhüllt
die Stirn der Mutter, ihr volles und holdes Antlitz zeigt den Ausdruck feier-
licher Würde und das Knäblein schaut hell und freundlich drein. Zwei Bäume,
Lorbeer und Feigen, rahmen die blaue Tiefe ein, unter welcher zu Füssen
der Heiligen ein Fluss die ferne mit Thürmen besetzte Landschaft durchzieht.
Das schlecht beleuchtete Bild ist fleissig, aber ohne geniale Unmittelbar-
keit gemalt. Die etwas stumpfe Wirkung der Farben und der Modellirung
wird auf Rechnung des Alters und einer theilweisen Uebermalung zu setzen
sein. Mit Luini’s Weise hat der Meister nichts gemein. Auf einem Zettelchen
am Fuss der Tafel steht sein Name mit Minuskeln geschrieben: Dominicus
de pet. | dictus Fursinicus | de lacu Lugani . p. | 1520. Jacob Burckhardt 39)
kennt diese Inschrift nicht, berichtet dagegen von einer zerstörten Predella
und einer Lünette mit der Auferstehung, welche zu dieser Tafel gehörten.
Locarno. Madonna del Sasso40).
Eine Arbeit Bramantino’s ist die Altartafel in der Cappella della com-
pagnia di Firenze. Das Bild ist auf Holz gemalt und stellt die Flucht nach
Aegypten dar. Die Ferne ist eine felsige Landschaft mit Ruinen und einer
Bogenbrücke, die sich über der Mitte spannt. Maria, die auf einem Eselchen
reitet, hält das Knäblein, ein winziges Püppchen, in den Armen. Sie ist in
einen Mantel von schönstem Hellblau gehüllt und wendet sich mit fast herab-
lassender Miene dem hh Joseph zu, der mit einem grossartig drapirten Mantel
angethan zu ihrer Rechten schreitet und ruhigen Blickes zu der Gefährtin
emporschaut. Auf der anderen Seite weist ein Engel den Pfad. Seine Ge-
wandung ist geistlos, schematisch geworfen und mit der Madonna hat er die
unwirschen, schnippischen Züge gemein. Ansprechender ist die männlich
kräftige Erscheinung des hl. Joseph und das Beste die Farbenwirkung, deren
39) Deutsches Kunstblatt 1850, S. 276.
40) Crowe und Cavalcaselle, VI, 27. Rahn, Kunst- und Wander-
studien, S. 160.