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Repertorium für Kunstwissenschaft — 12.1889

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Heft 3
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Litteraturbericht
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Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.66021#0385

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Notizen.

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hatte, bringt er in dieser rauschenden Coda Dinge gegen denselben vor, die
nach gewöhnlichen Anstandsbegriffen nichts anderes als hässliche Verdäch-
tigungen sind. L. Scheibler.

Notizen.
[Eine Sammlung alter Holzstöcke], welche in ihrer Art wohl einzig
dastehen dürfte, hat jüngst, Dank den Bemühungen Adolfo Venturi’s, des un-
ermüdlichen Vorstandes des estensischen Museums zu Modena, unter die Kunst-
schätze dieses letzteren Eingang gefunden. Sie besteht aus 3611 Stücken,
deren Mehrzahl aus dem Verlagsvorrath der Modeneser Druckerfamilie Soliani
stammt, die jedoch einen Theil davon von früheren Firmen übernommen haben
muss, da sich darunter welche befinden, die z. B. mit dem Namen Gadal-
dino’s, eines Modeneser Druckers im 16. Jahrhundert, bezeichnet sind. Dar-
stellungen der Madonna und von andern Heiligen, offenbar für den Hausbedarf
des Volkes und den Verkauf auf öffentlichem Markt bestimmt, nehmen einen
bedeutenden Platz darunter ein, viele davon Beproductionen von Gemälden
der Modeneser Kirchen, so z. B. der »Madonna im Bosenhaag« von Francia
(Pinakothek zu München), die sich einst in der Capuzinerkirche zu Modena
befand. Dann kommt eine grosse Anzahl von Stöcken mit Stickmustern,
Initialen, Bandleisten, Illustrationen für Incunabeln und Ornamente für Buch-
einbände. Es leidet keinen Zweifel, dass die Holzstöcke in neuester Zeit zur
Herstellung von Abdrücken auf mit Kaffeeabsud gefärbtem Papier benützt und
diese letzteren als Originale in den Handel gebracht worden sind. Ein Beweis
dafür ist z. B. der von Lippmann im Jahrbuch der preuss. Kunstsammlungen
(Bd.V. S. 323) publicirte »Ecce Homo« des Berliner Gabinets: in den Schatten-
parthien des Abdrucks finden sich die deutlichen Spuren der Wurmlöcher, die
der Originalstock im Laufe der Jahrhunderte erhielt. (Auch die Stöcke für
den kreuztragenden Christus und die Madonna mit Kind, die ebendort S. 322
und 318 veröffentlicht wurden, finden sich in der Modeneser Sammlung, der
letztere vollständiger als der Berliner Abdruck zeigt, indem jederseits der Ma-
donna zwei Heilige und in den Bogenzwickeln über der Madonna eine Ver-
kündigung dazukommen.) Monogramme und Daten finden sich auch in öfteren
Fällen auf den Holzstöcken hinzugefügt: so trägt ein Ecce Homo aus dem
15. Jahrhundert das Monogramm Ludwig Kruges, eine Madonna in trono mit
Heiligen aus derselben Zeit jenes des Marcantonio Raimondi.
Unter den Stöcken aus dem 16. Jahrhundert begegnen wir einer Reihe
Darstellungen aus dem Leben Christi, nach Zeichnungen Girolamo’s da Treviso
von Francesco di Nanto di Savoia geschnitten, »L’accademia della Scienze«
nach einer Skizze Gius. Porta’s, wilde Pferde von Baldung Grün, eine Reihe
von Helden der Ritterromane zu Pferde in spanischem Gostüm u. s. f. Be-
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