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Im königlichen Theater wird ein neues Lustspiel von Bauern,
feld „Ernst und Humor" gegeben. — Schillers Tell, der
hier lange nicht gesehen wurde, sollte zum Besten der während
1813—15 erblindeten Krieger wieder gegeben werden, mit der al-
ten Musik von B. A. Weber. Rott's Unwohlsein verhinderte die
Aufführung bis jetzt.
(Paris.) Mit dem letzten Auftreten der Mars concurrirt
das letzte Erscheinen der Rachel auf dem Theater Franeais. An
jedem Abende spielt die eine oder andere dieser Künstlerinen eine
ihrer vorzüglichsten Rollen. Heute ist es die Mars im Geizigen
oder im Misantropen, morgen die Rachel im Cid oder in Esther
welche das Publikum herbeizieht. Gute Ernte zu guter Letzt! -
Der Freischütz wird jetzt in der großen Oper aufgeführt werden,
und zwar unter seinem deutschen Titel und nicht mehr als kolüu
äes Iroig. Eben so werden die Benennungen der Personen die-
selben bleiben, statt Tony, Mar u. s. w. auf dem Zettel stehen.
Man verspricht so treu als nur möglich zu verfahren; nur wird
Brrlioz die Recitative setzen,. weil eine Oper ohne solche bei die-
sem Theater nicht zugelassen werden kann, sondern in's Bereich
der komischen Oper gehört. — Mademoiselle Guichard, die vor
einigen Jahren die Zierde des Stuttgarter Ballets war, tanzt jetzt
in dem „diabolischen Divertissement" der Karneval in der
Hölle, an der Pforte St. Martin.

Theater - Notizen.
Am Ostermontage fand auf der Mainzer Theaterbühne ein Wettkampf
zwischen dem römischen Herkules Pasquale Ferali und dem preußischen Athle-
ten Louis Keller statt, der Preis war 150 st. Die beiden Athleten zeigten
in jeder Beziehung überraschende Krafttouren, die bisweilen mehr in das
Horrende als in das Schöne gingen. Es war Rom im Kampfe mit Berlin.
Doch konnte man uns dem rasenden Gelärme der Menge nicht herausfinden,
welchen das Publikum als den Stärkeren anerkannte. Die Beiden Athleten
theilten daher Kraft, Ruhm und auch die Einnahme, woran sie sehr klug tha«
ten, ob Keller aber auch in Mainz wie in Mannheim das Zerbeißen eines
Guldenstückes — producirte, konnten wir nicht erfahren.

(Düsseldorf.) DasFräulein Chartotte v. Hagn hat sich bewegen
lassen, statt der anfänglichen drei Gastvorstellungen, deren fünf hieselbst zu ge-
ben, welche eine Gesammteinnahme von 1500 Thalern ertrugen. Von hier
ist die Hochbegabte, auf Ansuchen einer eigens nach Düsseldorf gesandten De-
putation, nach Krefeld abgereis't, um dort den noch frischen Ruhm des zuletzt
da gewesenen Wiener Tragikers, Hrn. Wilh. Kunst, auszulöschen. DernnM
wird Köln an die Reihe kommen, dann Aachen, bis zuletzt das glänzende Ge-
stirn dem neuen Königshofe im Osten sich wieder zuwendet.

Verantwortlicher Redakteur, Fr. M. Hühner. Druck und Verlag von Fr. M. Hähnee
 
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