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MICHAŁ Z AUGSBURGA, MISTRZ PAWEŁ I ŁPILOG GOTYCKIEJ RZEŹBY GDAŃSKIEJ

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muséum in Liineburg verbundcn werden, wobei die Letztere ein Teil der naeh 1944 verlorengegangenen Doppelmadonnafigur aus
dem Kirchenleuchter bei S. Katharinen in Braniewo [Braunsberg] gewesen scin konnte, wie auch die Schmerzensmutter in der
Pfarrkirche in Zdzięcioł im ehemaligen GroBfiirstentum Litauen (z.Z. WeiBrussland). Eine Sonderfrage stellen die Verwandtschaf-
ten der Werke des Meister Pauls mit den Schnitzwerken des Altaraufsatzes Michaels aus Augsburg in der Marienkirehe in Gdańsk
dar. Die dem Meister Paul zugeschriebenen Bildwerke kônnen auf die Jahre vor dem Beginn seiner Arbeit im Danziger Artushof
datiert werden.

Die zwei Hauptquellen, in denen das schôpferische Werk dieses Kunstlers verwurzelt ist, sind vor allem die in Siiddeutsehland
liegenden Schwaben und Bayern sowie die Niederlande. In den Schnitzereiwerken des Bildners des Retabels Michaels aus Augs-
burg wie auch in den plastischen Darstellungen des Meister Pauls sind enge Zusammenhange mit dem sog. „Parallelfaltenstil"
festzustellen. Einige Arbeiten kniipfen an die Komposition und Ikonographie der graphischen Werke des Meisters E.S. sowie
L. Cranachs d.À., A. Durers und H.S. Behams an. Mehrere andere Réflexe suddeutscher Kunst sind auch in den der Werkstatt des
Meister Pauls zuzuschreibenden Werken wiederzufinden, sie kniipfen u.a. an die von Riemenschneider verwendeten Kompositions-
schemas an. In den Werken des Danziger Kunstlers treten die Komponenten auf, die ais Anschluss an die niederlândischen Quellen
zu erklàren sind (Stil des Kruzifixmeisters bei S. Martin in Beek von ungefahr 1520, Lucas van Leyden, Q. Metsys, R. van der
Weyden, H. Memling und J. van Cleve).

Michael aus Augsburg und dem Meister Paul begegnet man zum ersten Mal in den urkundlich nachweisbaren Quellen der
Stadt Danzig im Jahre 1510 und 1511. Dièse Tatsache wie auch ihre annàhernd gleiche kiinstlerische Herkunft lassen vermuten,
dass die beiden Kunstler gemeinsam an die Ostsee gekommen seien. Der Meister Paul galt ohne Zweifel als die hervorragendste
Persônlichkeit unter den in WestpreuBen in der 1. Hàlfte des 16. Jh. tàtigen Bildhauern. Seine Werke wie auch - obwohl in
geringerem AusmaB - diejenigen von Michael aus Augsburg ubten einen bedeutenden Einfluss auf die dort ansàssigen Bildner aus,
die dann an ihren Stil ankniipften. Die Erôrterungen zur Frage der Danziger Holzplastik schlieBt die Vorstellung der Werke von
Adrian Karffycz ab, der bereits zu den Kiinstlern der Neuzeit gezahlt wird; es ist jedoch nicht môglich, diesen Holzbildner unbe-
achtet zu lassen, da zur selben Zeit und am selben Ort - im Danziger Artushof - der spàtgotische Holzschnitzer, der Meister Paul,
gearbeitet hat.

Die unternommene Analyse der Danziger Holzplastik der ersten Jahrzehnte des 16. Jh., und dies im Hinblick auf die vorhan-
denen Werkstàttenzusammenhànge sowie auf die Genèse von Form- und Stilgestaltung, erlaubt festzustellen, dass es sich dabei um
ein sehr dynamisches Milieu handelte, das einerseits àuBerst sensibel auf allerart kiinstlerische Neuigkeiten reagierte, andererseits
aber sehr an den traditionellen Losungen hing. Sofern die hiesige Plastik in der 2. Hàlfte des 15. Jh. eine reiche Mosaik der
vielfaltigen Elemente lokaler, liibischer, niederrheinischer, niederlàndischer, und gegen Ende des Jahrhunderts auch oberrheinischer
Herkunft darstellte, so gewannen die aus Siiddeutsehland - aus Franken, Schwaben und Bayern - herkommenden Einwirkungen mit
dem Ausbruch des neuen Jahrhunderts das entschiedene Ùbergewicht, obzwar sich die niederlàndische Kunst nach wie vor einer
groBen Beliebtheit erfreute. Es scheint, dass die Stadt Danzig zu den Zentren im Ostseegebiet gehôrte, die unterm stàrksten Einfluss
der aus Siiddeutsehland kommenden Strômungen stand. Die mit Danzig benachbarten kunstlerischen Zentren behielten zwar ihre
Unabhàngigkeit, es sind jedoch gewisse Réflexe der Einwirkung der Danziger Plastik in Elbing und Kônigsberg wiederzufinden.

Ùbersetz von Dorota Fałkowska
 
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