endlich blickt derjenige, den wir schon vorhin als Oberst bezeich-
net haben, stolz prüfend nach dem Beschauer heraus. Als Kom-
mandanten verrät ihn sowohl diese gebieterische Haltung als der
Kommandostab in seiner Linken und das Voranschreiten vor den
übrigen; aber daß diese ihm subordiniert wären, d. h. ihr Aus-
marsch auf sein Kommando erfolgte, verrät sich in keiner Weise.
Die Offiziere marschieren aus, weil es ihnen eben kraft ihres
Gemeingefühls so beliebt. Es ist eine innere Einheit im Bilde,
repräsentiert durch den gemeinsamen Impuls zum Ausmarsche: und
zwar in weit höherem Maße als in Teunissens »Mahlzeit« von 1533
oder in Dirck Jacobsz' »Ausmarsch« von 1563, denn in diesen symboli-
stischen Bildern arbeiteten die einzelnen Figuren zum Teil dem
gemeinsamen Impulse geradewegs entgegen. In Pots Gruppenporträt
von 1630 benimmt sich keine Figur mehr in einer Weise, die inner-
halb eines Ausmarsches nicht Platz hätte; aber anderseits ist auch
der einheitliche Wille aller zum Ausmarschieren nicht so einseitig
und unzweideutig zum Ausdruck gebracht, daß er die Bedeutung
des Bildes völlig erschöpfen würde. Wie ganz anders schlagend tritt
uns der Aufmarsch in Thomas de Keysers Bilde von IÖ32 entgegen,
wo die Schützen auf Kommando in Reih und Glied getreten sind,
und vollends in der »Nachtwache«, wo das Kommando selbst zum
Hauptgegenstand der Darstellung gemacht wurde.
Bezeichnend für den Haarlemer Gruppenporträtmaler ist auch in
Pots Bilde die Einschränkung der Zahl der Figuren, die mit dem
Beschauer in direkten Verkehr treten und somit die äußere Einheit
des Bildes herstellen. Diese Funktion ruht hier eigentlich bei einer
einzigen Figur; aber da diese der Oberst selbst ist, so erscheint durch
seine Vermittlung gleichsam das ganze Korps in Verbindung mit dem
unsichtbaren Zuschauerräume gesetzt.
d?reHaa"iemef ^S *St unS' w'e sch°n früher erwähnt wurde, leider nirgends
Schützenstück- Uberliefert, was die Haarlemer dazu gesagt haben, als ihnen Frans
Meter Soutman! ^a^s im Janre IÖ4I in dem Regentenstück des Elisabethspitals, das
dort schon als Gattung neu war und daher von Haus aus revolutionär
erscheinen mußte, ein Helldunkelbild mit geschlossener innerer
Einheit produzierte. Allein wir können uns die Wirkung des Bildes
indirekt aus dem Umstände erschließen, daß der Meister, der bis-
her als Gruppenporträtmaler in Haarlem außer Mitbewerb ge-
standen w7ar, nun volle 23 Jahre lang warten mußte, bis man
ihn wieder mit einem solchen Auftrage betraute. Die hierauf
begründete Vermutung, daß man in Haarlem Uber die Wandlung
im Schaffen des Frans Hals ein ungünstiges Urteil gefällt hat, wird
nachgerade zur Gewißheit, sobald man der Gruppenporträte ansich-
tig wird, die kurz nachher in Haarlem entstanden sind. Von dem
Regentinnenstücke, das Jan Verspronck im Jahre 1642 gemalt hat,
fehlt mir nicht allein eine Abbildung, sondern auch eine hinreichende
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net haben, stolz prüfend nach dem Beschauer heraus. Als Kom-
mandanten verrät ihn sowohl diese gebieterische Haltung als der
Kommandostab in seiner Linken und das Voranschreiten vor den
übrigen; aber daß diese ihm subordiniert wären, d. h. ihr Aus-
marsch auf sein Kommando erfolgte, verrät sich in keiner Weise.
Die Offiziere marschieren aus, weil es ihnen eben kraft ihres
Gemeingefühls so beliebt. Es ist eine innere Einheit im Bilde,
repräsentiert durch den gemeinsamen Impuls zum Ausmarsche: und
zwar in weit höherem Maße als in Teunissens »Mahlzeit« von 1533
oder in Dirck Jacobsz' »Ausmarsch« von 1563, denn in diesen symboli-
stischen Bildern arbeiteten die einzelnen Figuren zum Teil dem
gemeinsamen Impulse geradewegs entgegen. In Pots Gruppenporträt
von 1630 benimmt sich keine Figur mehr in einer Weise, die inner-
halb eines Ausmarsches nicht Platz hätte; aber anderseits ist auch
der einheitliche Wille aller zum Ausmarschieren nicht so einseitig
und unzweideutig zum Ausdruck gebracht, daß er die Bedeutung
des Bildes völlig erschöpfen würde. Wie ganz anders schlagend tritt
uns der Aufmarsch in Thomas de Keysers Bilde von IÖ32 entgegen,
wo die Schützen auf Kommando in Reih und Glied getreten sind,
und vollends in der »Nachtwache«, wo das Kommando selbst zum
Hauptgegenstand der Darstellung gemacht wurde.
Bezeichnend für den Haarlemer Gruppenporträtmaler ist auch in
Pots Bilde die Einschränkung der Zahl der Figuren, die mit dem
Beschauer in direkten Verkehr treten und somit die äußere Einheit
des Bildes herstellen. Diese Funktion ruht hier eigentlich bei einer
einzigen Figur; aber da diese der Oberst selbst ist, so erscheint durch
seine Vermittlung gleichsam das ganze Korps in Verbindung mit dem
unsichtbaren Zuschauerräume gesetzt.
d?reHaa"iemef ^S *St unS' w'e sch°n früher erwähnt wurde, leider nirgends
Schützenstück- Uberliefert, was die Haarlemer dazu gesagt haben, als ihnen Frans
Meter Soutman! ^a^s im Janre IÖ4I in dem Regentenstück des Elisabethspitals, das
dort schon als Gattung neu war und daher von Haus aus revolutionär
erscheinen mußte, ein Helldunkelbild mit geschlossener innerer
Einheit produzierte. Allein wir können uns die Wirkung des Bildes
indirekt aus dem Umstände erschließen, daß der Meister, der bis-
her als Gruppenporträtmaler in Haarlem außer Mitbewerb ge-
standen w7ar, nun volle 23 Jahre lang warten mußte, bis man
ihn wieder mit einem solchen Auftrage betraute. Die hierauf
begründete Vermutung, daß man in Haarlem Uber die Wandlung
im Schaffen des Frans Hals ein ungünstiges Urteil gefällt hat, wird
nachgerade zur Gewißheit, sobald man der Gruppenporträte ansich-
tig wird, die kurz nachher in Haarlem entstanden sind. Von dem
Regentinnenstücke, das Jan Verspronck im Jahre 1642 gemalt hat,
fehlt mir nicht allein eine Abbildung, sondern auch eine hinreichende
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