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Sacken, Eduard von
Die antiken Bronzen des K.K. Münz- und Antiken-Cabinetes in Wien (Band 1): Die figuralischen Bildwerke classischer Kunst — Wien, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.1790#0094
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oft sehr vorzüglich ausgeführten Göttergestalten unförmliche, ohne Zweifel aus einheimischen Traditionen her-
vorgegangene Idole vor. die wohl ihrem Ursprünge, aber nicht immer der Ausführung nach in ein hohes
Altertimm zurückreichen und den eigentümlichen Mythen der italischen Völker angehören. In ihrer geschlos-
senen Haltung mit ungetrennten Füssen und am Leibe anliegenden Armen verrathcn manche ihre Abstam-
mung von alten Schnitzbildern. Von dieser Art sind einige hermenartige und die primitiven Venusidole Taf.
XVIII. 1.

An der Figur Taf. XVIII. 5. sind die Beine nicht getrennt, aber die Arme gleichmässig abstehend.
Die schmale, äusserst rohe Gestalt hat den Phallus stark markirt.

Weit vorgeschrittener erscheint die nackte männliche Figur mit getrennten Füssen und am Leibe herab-
hängenden Armen, ähnlich den altgriechischen Apollobildern, Taf. XVIII. 3 (8 Cent). Die richtige Proportion,
die breite Brust und der schmale Leib, die breiten Schenkel und die gerade, parallel gestellten Füsse bekunden
den archaisch-griechischen Styl. Der Kopf ist mit einer seltsamen Zipfelmütze bedeckt, von der auch ein lan-
ger, spitzer Lappen auf den Rücken weit herabreicht.

Von äusserster Rohheit dagegen sind einige blechartige Figuren, nur Andeutungen von menschlichen
(Gestalten, wie die Tafel XVIII. Fig. 2, 4 abgebildeten von (i Cent. Grösse. Frstere hat die Arme horizontal

ausgebreitet, letztere die linke Hand an die Hüfte

gelegt.

Als Anhang zu den Darstellungen von Göttern mögen zwei ohne Zweifel dem Cultus gewidmete Bild-
werke angeführt werden, welche aus Attributen der Götter kunstvoll zusammengesetzt sind. Das eine, Taf. XL VI,
Fig. 1 in der Grösse des Originales abgebildet, baut sich in Form eines 18 Cent, hohen, 3'L Cent, breiten
Streifens folgendermassen auf: Ganz unten die Harpe, in der Mitte eine sich emporwindende Schlange mit
erhobenem Kopfe, darüber eine Patera mit dem Omphalos, daneben Steuerruder, Keule. Syrinx, Köcher mit
aufgeschlagenem Deckel, Aesculapstab, ein viertheiliger Dioscurenstern. tutulusförmige Krotalen, Hammer, Palm-
zweig. Bipennis, Bogen. — weiter oben Blitz. Lanze, zweiter Dioscurenstern, Zange. Lagobolon, Spiegel,
Sistrum. Fackel, Thyrsus, ganz oben eine Lunula, darüber eine grosse Lyra, welche die Spitze bildet. Die ein-
zelnen Gegenstände sind vollrund gearbeitet und aufeinander gelegt, so dass das Ganze durchbrochen, nicht
en relief erscheint. Wir finden ausser Mars und Mercur fast alle wichtigeren Götter und Halbgötter vertreten,
nämlich: Saturnus (Harpe). Juppiter (Blitz). Neptunus (Ruder), Ceres (Fackel). Apollon (Leier). Diana (Lunula),
Vulcan (Hammer und Zange), Minerva (Lanze). Venus (Spiegel), Acsculapius (Stab). Bacchus und sein Gefolge
(Thyrsus, Krotalen. Lagobolon), Pan (Syrinx). Amor (Bogen und Köcher). Victoria (Palmzweig), Isis (Sistrum),
Hercules (Keule), die Dioscuren (Sterne) und Amazonen (Bipennis). Das Bildwerk dürfte wegen der in der Mitte
angebrachten, zu keinem Attribut gehörigen grossen Schlange mit der Opferschale darüber, ein Weihgeschenk
für erlangte Genesung sein. Unter der Schlange wurde auch der gute Geist, der Genius loci dargestellt und
dieses Thier, wie noch heut zu Tage in vielen Gegenden.-für glückbringend gehalten.

Das zweite, künstlerisch bedeutendere Symplegma baut sich sehr schön auf (Taf. XL VI, Fig. 10, 20
Cent, gross). Den Grund desselben bildet tun grosses, aufgestelltes Steuerruder, um welches sich ein Delphin
schlingt: auf diesem reitet in sehr graziöser Stellung ein ungeflügelter Genius, ein Scepter oder einen Thyr-
sus in der Rechten, ein Körbchen in der Linken haltend. Rechts davon steht auf einem sehr hohen, offenen
Köcher ein geflügelter Genius, der eine Muschel mit beiden Händen trägt, links auf der Keule des Hercules
ein anderer mit einem Früchtgehänge; rückwärts Bogen und Thyrsus (?) Weiter oben erweitert sich die Stange
des Steuers zu einem Blattkelche, Cymbeln hängen daran, ein Spiegel oder Tympanon geht daraus hervor,
beiderseits Lagobolon und Fackel. Auf zwei Füllhörnern stehen Genien, welche ein langes Lorbeergewinde
halten. Die Anordnung ist klar und symmetrisch, die Ausführung zeugt von Sicherheit und richtigem Ver-
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