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EINLEITUNG

Über sieben Jahre sind dahingegangen, seitdem die erste
Lieferung des nunmehr mit der siebenten und dem Textbande
abgeschlossenen Werkes erschienen ist. In diesen den Text
einleitenden Worten mag an erster Stelle das erwähnt werden,
was von den Ankündigungen des ersten Vorwortes abweicht
und mit ihnen nicht übereinstimmt. So sind bei der formalen
Gruppierung der Tafeln und der Beschreibung schließlich
andere Gesichtspunkte maßgebend geworden; der geographischen
Lage der Monumente mußte mehr, wie beabsichtigt war,
Rechnung getragen werden. Abgesehen von Herrn Professor
Martin Hartmann, hat zu öfteren Malen auch Herr Dr. Eugen
Mittwoch die Güte gehabt, sich mit der Entzifferung der Bau-
inschriften zu beschäftigen, und es übernommen, die Recht-
schreibung der orientalischen Namen während der Drucklegung
zu überwachen. Von einer genauen Wiedergabe und philo-
logischen Behandlung des inschriftlichen Materials ist in diesem
Zusammenhange Abstand genommen worden, und die In-
schriften haben nur so weit Berücksichtigung gefunden, als
sich durch sie ein Anhalt für die Datierung der Monumente
gewinnen ließ.1) Bei der Durcharbeitung des gesamten Materials
ist mir Herr Dr. Max Deri behilflich gewesen. Eine zusammen-
fassende kunstgeschichtliche Würdigung der ornamentalen Ent-
wickelung, wie sie die seldschukischen Bauten von Konia zeigen,
darf als selbständiger Beitrag von Dr. Deri angesehen werden;
ich möchte ihm sowie den Herren Professor Bruno Schulz,
Reg.-Baumeister Georg Krecker, Professor Martin Hartmann
und Dr. Eugen Mittwoch an dieser Stelle noch einmal für ihre
Mitarbeit meinen besten Dank aussprechen. Auf den Tafeln
sowohl wie im Text ist jedesmal die Autorschaft des be-
treffenden Herrn angegeben. Während die farbigen Tafeln,
Grundrisse und Detailskizzen des Abbildungsmaterials Bruno
Schulz und Georg Krecker lieferten, gehen die Lichtdrucktafeln
und die meisten der Textillustrationen auf meine eigenen photo-
graphischen Aufnahmen zurück; einige der letzteren verdanke
ich jedoch auch Herrn Hermann Burchardt. Nur in wenigen
Fällen sind schon publizierte Pläne und Ansichten wiederge-
geben worden. Eduard Jacobsthals, der noch bei Lebzeiten
das Entstehen dieses Werkes mit lebhaftem Interesse verfolgte

') Völlige Genauigkeit der Transkription ließ sich in Rücksicht auf die
bereits früher erschienenen Tafeln nicht ermöglichen.

und die Veröffentlichung einiger seiner farbigen Darstellungen
aus Nachtschewan gütigst gestattete, sei an dieser Stelle in
dankbarer Verehrung gedacht.

Den preußischen Staats- und deutschen Reichs-Behörden
im In- und Auslande, die durch weitgehende Empfehlungen
meine Reisen im Orient ermöglichten, fühle ich mich zu be-
sonderem Dank verpflichtet; ebenso auch den persischen und
türkischen Behörden und Beamten. Auf*'türkischem Gebiete,
haben sich meine wissenschaftlichen Unternehmungen besonderer
Förderung durch Seine Excellenz Hamdy Bey, Generaldirektor,
des Ottomanischen Museums, zu erfreuen gehabt.

Wenn mir auch eine jüngst vollendete Reise nach
Nordsyrien und Mesopotamien den Beweis lieferte, daß
persische Kunst auch am Ufer des Euphrat und am Tigris, in
Mosul und Bagdad, zu Hause war und seit der Abbasidenzeit
in Blüte stand, so muß doch hier darauf verzichtet werden, dieses
neu gewonnene Material zur Darstellung zu bringen. Es tnag
einer späteren ergänzenden Veröffentlichung aufgespart bleiben.

Ein paar Worte über die allgemeine künstlerische Ent-
wickelung auf iranischem Boden seien der darstellenden Text-
beschreibung voraufgeschickt.

Einer der tiefsten Kenner iranischen Wesens, Gobineau,
hebt als eine besonders charakteristische Eigentümlichkeit der
Perser ihr Anpassungsvermögen hervor, ihre Fähigkeit, fremde
Elemente, mögen sie noch so heterogen sein, glücklich mit
einander zu verschmelzen.1) Ein Beweis hierfür ist die
achämenidische Kunst, die erste auf iranischem Boden, deren
genaue Kenntnis uns zahlreiche Denkmäler übermittelt haben.
Sie knüpft an altorientalische Vorbilder an, indem sie den
Terrassenbau der Babylonier und Assyrer, ihre Treppen-
anlagen, ihr Mauerwerk aus Lehmziegeln übernimmt, indem
sie die Wände mit figurenreichen Reliefs bekleidet, die in
Stein gehauen oder in emaillierten Ziegeln ausgeführt sind.
Auch der Darstellungskreis dieser Reliefs ist der orientalischen
Kunst entlehnt. In den Kapitellen der Säulen dagegen, deren
hohe, schlanke Form auf hölzerne Stützen als Vorbilder hin-
weist, sind ägyptische Motive unverkennbar.

Alexanders Siegeszug bringt griechische Kultur nach dem
Orient und vermittelt sie über Baktrien und Indien hinaus

') Le Cte. A. de Gobineau: Trois ans en Asie. Paris 1859. S. 213.
 
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