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IV. KAPITEL

DIE SELDSCHUKISCHEN BAUDENKMÄLER

VON KONIA

VORWORT

Die seldschukischen Baudenkmäler Kleinasiens, speziell
Konias, sind, wie schon in den einleitenden Worten hervor-
gehoben worden ist, deshalb in den Bereich dieser Dar-
stellungen gezogen worden, weil sie zur persischen Architektur
gehören und teilweise sogar persischen Baumeistern ihre Ent-
stehung verdanken. Aber es darf dabei doch nicht übersehen
werden, daß diese persische Baukunst auf kleinasiatischem
Boden ein geschlossenes Ganzes bildet, das sich von den
Monumenten des eigentlichen Persiens nicht unwesentlich
unterscheidet und sich selbständig entwickelt hat. An anderer
Stelle1) habe ich mich mit den bemerkenswertesten Monumenten
dieses persisch-kleinasiatischen Baustiles schon eingehend be-
schäftigt, und so sollen die folgenden Ausführungen nur eine
Ergänzung und teilweise eine Verbesserung des an jenem
Orte bereits Gesagten geben. Inschriften und Abbildungen,
die dort bereits publiziert sind, werden im allgemeinen hier
nicht wiederholt, Ausführungen größeren Umfanges meist nur
im Auszuge nochmals gebracht werden. Das Bestreben geht
allein dahin, nach Maßgabe des vorliegenden Materiales, das
sich zum Teil aus Ergebnissen jener Reise, zum Teil aus
später hinzugekommenen Untersuchungen und Aufnahmen
zusammensetzt, eine kurze Übersicht über die hauptsächlichsten
Denkmäler der seldschukischen Baukunst im Sultanat Konia
und ihre kunsthistorische Bedeutung zu geben, ohne dabei
in ausführlichen Untersuchungen, in kunsthistorischen und
historischen Erörterungen, sowie in der Wiedergabe der In-
schriften etwas Erschöpfendes und Abschließendes bringen
zu wollen.

Während die übrige Darstellung in dieser Publikation
den Schwerpunkt auf die Backsteinarchitektur legt, mußte
für dieses Kapitell davon einigermaßen abgegangen werden.
Den Seldschuken stand in Kleinasien ein vorzügliches Stein-
material zu Gebote, und sie machten reichen Gebrauch davon.
Ihre Bauwerke sind Kombinationsbauten aus Stein und Ziegel,
indem fast alle Schmuckteile an den Fassaden, Portale,
Triumphbogen, Säulen und Kapitelle in Stein errichtet oder
mit Marmorplatten verkleidet wurden, während man sich vor
allem bei den Minarets und bei der Innendekoration, bei den
Mauern und Wölbungen des handlicheren und beweglicheren
Ziegels bediente. Das Steinmaterial wurde dabei außer-
ordentlich reich mit Ornamenten geschmückt, die sich ver-

') Reise in Kleinasien. Forschungen zur seldschukischen Kunst usw.
Berlin 1896.

hältnismäßig gut erhalten haben. So kommt es, daß sich
die Entwicklungsgeschichte der seldschukischen Ornamentik
am besten an den Steinfassaden ablesen läßt. Wenn diese
auch im folgenden nicht übergangen werden sollen, so kam
es uns in der vorliegenden Darstellung doch hauptsächlich
auf die Backsteinarchitektur an, auf alles das, was sich vom
Ziegelmosaik oder Fayencemosaik in den seldschukischen
Denkmälern erhalten hat. Diese Dekoration findet in den
fünf nach G. Krecker's Aufnahmen hergestellten Farbentafeln
eine möglichst naturgetreue Wiedergabe (Taf. LXXXIX—CVI).
Der Einfachheit wegen seien folgende Abkürzungen für
die die seldschukischen Denkmäler behandelnden Werke an-
gewandt: HK für Cl. Huart, Konia, la Ville des Derviches
Tourneurs, 1897; HR für Cl. Huart, Revue Semitique, 18g5,
Epigraphie arabe d'Asie Mineure; L für J. H. Löytved,
Konia, Inschriften der seldschukischen Bauten, 1907; SK für
F. Sarre, Seldschukische Kleinkunst, 1909; SR für F. Sarre,
Reise in Kleinasien, Forschungen zur seldschukischen Kunst,
1906; T für Ch. Texier, Description de l'Asie Mineure II. 1849.

Akschehir. Tasch Medresse (Abb. \6y, vgl. HK p. 109ff.;
SR p. 20 ff. Taf. XI—XIII)

In gleicher Front sind nebeneinander Moschee und Medresse
errichtet. An der Ecke steigt das Minaret empor, das neben
Resten eines blauen Fayence-Schmuckes Ziegelmosaik in rauten-
förmigem Muster zeigt (Abb. i65). Wir erinnern an die oben
behandelten Minarets von Damgan (Taf. LXXXIII), die ein ähn-
liches Ziegelmuster zeigen. Sie sind ungefähr ein Jahrhundert
früher entstanden. Neben dem viereckigen, in der unteren
Hälfte mit Marmor bekleideten Sockel öffnet sich in zwei über-
höhten leichten Spitzbogen die Vorhalle zu dem Gebetsraum,
der mit einer flachen Kuppel überdeckt ist. Die Marmorfront
setzt sich nach rechts über ein vermauertes weites Tor zum
verzierten hohen Portal der Medresse fort, das nach der üb-
lichen Form den mit einem flachen Segmentbogen überwölbten
Tordurchgang im Hintergründe einer im Stalaktitengewölbe
geschlossenen Nische sehen läßt (SR Taf. XII). Rechts und links
ist dann in die Seitenfläche der Hauptnische wieder eine kleinere
Nische eingelassen. An Schmuck zeigt das Portal außer den
beiden Durchgangssäulen ein rings umlaufendes Dreiblatt-Kanten-
band, und einige Flachrosetten, die rechts und links den Nischen-
bogen begleiten und oben dann die Eckzwickel der Fassade füllen.
 
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