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von Fars und Kirman (13 13—i 393), sowie von den turk-
manischen Schwarzlämmern aus Adarbaidschan (1378—1469)
erschüttert wurde; bis dann mit der zweiten Mongolen-
invasion Timur allen diesen Streitigkeiten ein Ende machte.
Im Jahre 1387 fiel Isfahan und mit dieser Stadt ganz Mittel-
persien in die Gewalt des Weltherrschers. Nach seinem Tode
vermochte sein Sohn Schah Ruch (1404—1447) die Herrschaft
zu behaupten und die Ordnung in Persien einigermaßen auf-
recht zu erhalten; als er aber gestorben war, begannen die
Unruhen von neuem, und Mittelpersien wurde der Schauplatz
der Kämpfe zwischen den Timuriden und den beiden rivali-
sierenden Turkmanenstämmen, den Schwarz- und Weiß-
lämmern. Da erstand in der Person des Safiden Ismail (i5o2 —
1524) dem Lande ein Retter. Er brach in wenigen Jahren
die Macht der Turkmanen und timuridischen Gouverneure
und machte sich zum alleinigen Herrn eines Ländergebietes,
das über das eigentliche Hochland weit hinausging und sich
vom Indus zum Euphrat, vom Oxus zum persischen Golf
erstreckte.

Während Ismail noch in Tebriz regierte, im Norden, wo
seine Dynastie zu Hause war, verlegte der zweite Sande seine
Residenz nach Kazwin, und Abbas der Große (1587 — 162g)
dann nach Irak, nach Isfahan, das von nun an bis zur Mitte des
18. Jahrhunderts die bedeutendste Stadt des Landes blieb.
Unter der Herrschaft der Zend-Dynastie (1750—1794) trat
dann an die Stelle von Irak und Isfahan die südliche Provinz
Fars mit Schiraz; aber die noch heute regierenden Kadscharen
haben wiederum dem Norden den Vorzug gegeben und
machten Teheran, nicht weit vom alten Rhages, zur Haupt-
stadt des Landes.

Diese historische Übersicht der wechselvollen Ereignisse,
die sich seit dem Einfall der Araber auf dem Boden des
persischen Irak abgespielt haben, hat die Bedeutung des Ge-
bietes für die Geschichte Persiens während seiner islamischen
Periode kurz zu beleuchten versucht. Hier liegen Orte und
Städte, die als Residenzen machtvoller Fürsten und als Handels-
märkte weit über die Grenzen Persiens hinaus von Bedeutung
gewesen sind. Die uralte medische Weltstadt Rhages wird einer
der Hauptplätze des Chalifenreichs, dann die Residenz der
Bujiden-Sultane; auf der Stelle von Ekbatana gelegen, ist
Hamadan zeitweilig die Hauptstadt der Seldschuken; Sultanieh

ist die glänzende Residenz der mongolischen Ilchane; und
Isfahan endlich hat zu den verschiedensten Zeiten, unter den
Gaznawiden, Seldschuken, Mongolen und vor allem unter den
Safiden als bedeutendste Stadt des Hochlandes eine Rolle gespielt.

Im Vergleich zu der Bedeutung aber, die alle diese Orte
zeitweilig gehabt haben, ist die Zahl der erhaltenen Denk-
mäler sehr gering. So hat sich z. B. auf dem Boden von
Rhages aus der Zeit seiner Hauptblüte unter den Chalifen gar
nichts mehr erhalten, und auch aus dem späteren Mittelalter sind
nur wenige Ruinen vorhanden. Die politischen Umwälzungen
haben in Irak eine so eingreifende Zerstörung der Bauten mit
sich gebracht, wie sie wohl in keiner anderen Landschaft
Vorderasiens in dem Maße beobachtet werden kann. Auf die
Kriege der Saffariden, Samaniden und Bujiden folgten in
wechselnder Reihe die verheerenden Einfälle der Gaznawiden,
Seldschuken, Mongolen, Turkmanen, Türken und Afghanen,
deren Barbarei beim ersten Ansturm stets schonungslos wütete,
wenn sie in der Folge auch milderen Sitten Platz machte und
die Kultur der Besiegten nie völlig zugrunde gehen ließ.

So sind wir, für das Mittelalter wenigstens, nur auf
geringe Reste, auf eine kleine Zahl von Baudenkmälern ange-
wiesen, die sich außerdem meist in sehr zerstörtem oder später
verändertem Zustande befinden. Aus den ersten Jahrhunderten
des Islams hat sich nichts mehr erhalten, und erst die Seld-
schukenzeit, sowie dann in etwas reicherem Maße die Epoche
der Mongolen ist auf dem Boden von Irak durch Ruinen ver-
treten. Naturgemäß sind die verhältnismäßig jüngsten Bau-
denkmäler, die der Safidenzeit, der letzten Blüte der persischen
Kunst und Kultur, am häufigsten und auch am meisten be-
kannt. Isfahan und die dortigen Prachtbauten Schah Abbas'
des Großen und seiner nächsten Nachfolger haben seit ihrer
Entstehung bei europäischen Reisenden das größte Interesse
erregt. Sie sind vor allem durch die vorzüglichen Aufnahmen
von P. Coste, die er in seinem schon oft erwähntem Tafelwerk
„Monuments modernes de la Perse" veröffentlicht hat, fest-
gehalten und allgemein zugänglich gemacht worden, ehe sie in
den letzten fünfzig Jahren immer weiter verfallen oder zu-
grunde gegangen sind. Wir konnten uns deshalb darauf be-
schränken, nur einige charakteristische Denkmäler festzuhalten
und von einer eingehenderen Behandlung der Isfahaner Pracht-
bauten absehen.

RHAGES

Geschichtliches
Etwas über neun Kilometer südöstlich von Teheran, der
modernen Hauptstadt Persiens, liegt das ausgedehnte Ruinen-
feld von Rai, dem alten Rhaga, der uralten, berühmten Haupt-
stadt Mediens, deren Gründung die Tradition dem Patriarchen
Seth oder dem ersten iranischen Könige Hoschang zuschreibt.
Nach den Worten der Bibel (Tobias, Judith) im 8. u. 7. Jahr-
hundert v. Chr. eine blühende Stadt, die Heimat der Mutter
Zoroasters, wird Rhaga unter den Achämeniden und z. Z.
Alexanders, der hier auf dem Eilmarsche nach Ekbatana
fünf Tage rastet, und unter den Diadochen als bedeutende
Stadt erwähnt. Unter den Parthern nach Athenaeus (XII. 8. p.514)

Frühlingsresidenz der Fürsten, die den Winter in Babylon,
den Sommer und Herbst in Hekatompylon zubrachten, wird
Rhaga z. Z. der Sassaniden nicht weiter erwähnt, um dann
von neuem unter den Arabern eine Rolle zu spielen. Der
Zerstörung vom Jahre 642 n. Chr. (Abulfeda, Ann. Mosl. I. 248)
folgt eine Neugründung unter Abulfarhan. In Rhages erblickte
dann 763 Harun ar Raschid das Licht der Welt und erwählte
die Stadt später zu seiner Lieblingsresidenz. AI Mahdi, der
Sohn des Chalifen Mansur, erweiterte die Stadt, legte Mauern
und eine Zitadelle an und gründete im Jahre 775 die große
Moschee. Ein Erdbeben suchte im Jahre 863 den Ort heim,
der sich aber wieder glanzvoll erhob, so daß ihn im 10. Jahrh.

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