Scarpa, Antonio: Anton Scarpa's Anatomische Untersuchungen des Gehörs und Geruchs (Nürnberg, 1800)

^ISenn man sich wundern sollte, daß ich nach so berühmten Männern, alöGeof-
froy, Camper, Vicq d'Azyr, Kölreuter und Joh. Hunter sind, und nach
den neuesien Bemühungen eines Mvnro noch etwas über das Gehör der Fische ichrei-
ben will, der bedenke, daß die Quellen dec Natur unerschöpflich sind, und daß kein
physikalischer Gegenstand so ganz vollendet zu seyn scheint, um nicht mit der Zeit
und durch Beobachtungen noch einer Vervollkommnung fähig zu seyn. Vielleicht ha-
ben die nur genaunlen Männer, deren Gelehrsamkeit und emsigen Forschungsgeist
ich Hochschätze, zu allgemein von der Art und Weise des Hörens bei den Fischen ge-
handelt, und den großen Unterschied des Gehörs der Knorpelfische von dem der Schup,
penfische nicht nach Verdienst gewürdiget. Gleichwohl weicht dasselbe in Rücksicht
sowohl der Art, die Schalle aufzunehmen, als zum wesentlichen Sitz des Gehörs
fortzupflanzen, nicht wenig ab. Denn wenn auch Gcoffroy schon ehemals bemel kre,
daß der Ruche theils aus mehrern andern Ursachen, rheils wegen der Struktur
seines Gehörorgans den kriechenden Amphibien ähnlich sey; wenn auch Hunter einer
äußern Gehöröffnung in den Knorpelfischen erwähnte, undMonro diese äußere
Gehöröffnung weitläuftiger beschrieben und abgebildet hat / so hoffe ich doch Ver-
zeihung zu verdienen, wenn ich aus Wahrheitsliebe behaupten muß, daß Gevffroy
seine Meinung nicht auf hinreichend starke, aus der Anatomie entlehnte Beweise grün-
dete; Hunter aber und Monro sich hier sehr irrten. Denn die Knorpelfische ha-
ben gar keine äußere Gehöröffnung, sondern statt deren unter ihrer rauhen Haut,
decke ein ovales Fenster, das mit einem häutigen, von Niemand bisher erwähn-
ten Deckel überzogen ist. Dieses Fenster bestimmt in den Knorpelfischen die zwi,
* L