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deutschen Dombauhütte, vielleicht in Ulm durch-
gemacht, dann vermutlich noch manches Jahr, wie
seine Lehrmeister, gotisches Laubwerk gehauen, bis sein
Weg ihn nach dem damals glänzendsten Kunstzentrum
Oheritaliens in die Werkstätte des jüngeren Sanzovino
oder eines seiner Nachfolger führte. Schon als betagten
Meister verpflichteten ihn im März 1577 die Pfleger
zuni Werkmeister auf unsrer Hellen Frauen Hütte.

Seine Arbeiten am .Münster sind nicht umfangreich:
1578 vollendete er mit wenig Gesellen das hlg. Grab
im südlichen Seitenschiff. Der Sarkophag, den diese
kleine Kapelle uinschliesst, trägt den Leichnam Christi
auf einer mit hübschem Blattfries umgebenen Deckplatte:
an den Seitenwänden sind die schlafenden Kriegsknechte
in der üblichen verrenkten Haltung dargestellt. Wie
dieser mag auch die Innenarchitektur mit den hohen
Wimpergen, den Engelstatuen und Fratzenkapitellen
noch aus der Blütezeit der Gotik stammen; Beringers
Werk ist die kleine, schmucke Fassade mit ihren zwei
niederen Spitzbogenfenstern von Eselsrücken überspannt;
die Filialen, die von geflügelten Engelsköpfen getragen
zwischen den Fenstern aufwachsen, durchdringen eine
elegante Masswerkbrüstung und endigen in feine Kreuz-
blumen. Nirgends verrät das zierliche Werk die Stil-
verwilderung, die sonst dieser Spätzeit eigen ist; an
der Wand zur Seite steht unter dein Stadtwappen und
dem Schilde der Münsterfabrik das Zeichen des Meist eis.

Schon damals war unter den Pflegern davon die Rede
,80 kein nötiger bau fürfällt, das portal, darunter man
die kinder einsegnet, fürnemen zu lassen- d. h. vor dem
 
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