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Der Hau de:
Lettners.

— 86 —

südlichen Querscliiff eine regensichere Vorhalle zu er-
richten. Aber Böringer hatte einen anderen Vorschlag;
ihm lagen die Bibliothek von San Marco und die rei-
zenden Loggietten Venedigs im Sinne; das Münster
hatte ja noch keinen Lettner, und gerade seitdem das
vornehme Baseler Domkapitel in den Freiburger Münster-
chor eingezogen war, musste eine Trennung der Laien-
kirche von der Kirche der Kleriker, dem Chor, besonders
wünschenswert erscheinen. Böringer legte also nach ita-
lienischer Sitte ein Modell seines Entwurfes vor, das
auch allseits Billigung fand; und noch im Sommer 1579
begannen die zollfreien Lieferungen des feinkörnigen,
gelb weissen Pfaffen weil er Kalksteins, den der Meister
gewählt hatte, weil er in ihm der Feinheit und Prä-
zision des südlichen Marmors am nächsten zu kommen
hoffte.

Der Rat war sparsam und liess nur mit drei bis
fünf Gesellen arbeiten; es war wohl auch schwer, tüchtig
geschulte Gesellen, die mehr als handwerksinässige Arbeit
bewältigen konnten, in der Nähe zu finden, und wie
überall in damaliger Zeit waren die Steinmetzen der
grossen deutschen Bauhütte wegen ihrer von kaiserlicher
Majestät jeweils konfirmirten Handwerksfreiheiten dem
Neid und der Anfechtung der zünftigen Werkleute — Pri-
vatarchitekten, modern gesagt — ausgesetzt. So ging
das Werk langsam von statten und ward sogar seinem
Meister so zum Aerger, dass er sich 1583 um die Werk-
meisterstelle in Strassburg bewarb. — Als er im Januar
1590 im Amte starb, war sein Stolz, sein Lieblings-
gedanke, die Arkade des Lettners vollendet.
 
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