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4. Grundlagen der klassisch-ägyptischen Syntax

4.1 Wortarten

Die Grund-Wortarten des klassischen Ägyptisch sind:

(1) Substantiv

(2) Adjektiv

(3) Adverb

(4) Verb

(5) Partikel

"|" Anmerkung:

Die Wortarten (1) bis (4) können - cum grano salis - als die Klasse der vollen
(d. h. bedeutungstragenden) Wörter von (5) als der Klasse der leeren (d. h. nur
für die Verknüpfung der Wörter der übrigen Wortarten dienenden) Wörter abge-
setzt werden. Die vier plus eine Wortarten werden von manchen als universelle
Wortarten angesehen (s. z. B. Tesniere, Elements de syntaxe structurale); bei-
spielsweise werden sie für das Englische angesetzt (s. Fries, Structure of English).
Sie gelten entsprechend auch für das Deutsche. Der Unterschied zwischen dem
klassischen Ägyptisch und dem Deutschen liegt in der funktionellen Bela-
stung der einzelnen Wortarten, wie er sich in den Transpositionen abzeichnet
(s. unten § 4.3). Die wichtigsten Unterschiede sind:

- Das Deutsche besitzt eine große Menge von primären Adjektiven; z. B. »gut«.
Das klassische Ägyptisch dagegen gewinnt Adjektive überwiegend als se-
kundäre Bildungen durch Transposition (s. unten § 4.3), vor allem aus verba-
len Ausdrücken, z. B. nfr(nefer) »gut« aus einem verbalen Ausdruck mit
dem Verb nfr(nSfer) »gut sein«. Es bildet ferner sekundär durch Transposition
von adverbialen Ausdrücken Adjektive, für die das Deutsche keine genaue
Entsprechung besitzt; z. B. Q-J-j^ im.i (imi; *iämü) »darin-befindlich« aus ei-
nem adverbialen Ausdruck mit der Präposition \ m (em) »in«. (Zu nicht
durch Transposition gewonnenen Adjektiven s. unten § 4.1.2.)

- Das Deutsche verwendet standardmäßig das Verb als Prädikat des Satzes; z. B.
»Er hörte«. Im klassischen Ägyptisch dagegen wird im allgemeinen der Aus-
druck, in dem das Verb steht, zuerst in einen Ausdruck anderer Art (konkret:
in einen substantivischen oder in einen adverbialen Ausdruck) transpo-
niert, bevor er als Prädikat dienen kann; z. B. kann heißen »Er ging aus dem
Haus heraus.« ^Zl^k" Prbn"f171 Pr(-W) (perl-enef em perü), bestehend aus
pri.n'f (perl-enef) »daß er herausging«, einem substantivischen Ausdruck, der
durch Transposition aus einem verbalen Ausdruck mit dem Verb pH (perl)
»herausgehen« gebildet ist, als Subjekt und einem adverbialen Ausdruck m
pr(.w) (em perü) »aus dem Haus« als Prädikat, was einen Adverbialsatz der
Struktur »Daß er herausging, (ist) aus dem Haus.« ergibt.
 
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