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Nachwort

Dieses Buch will auch unter dem neuen Titel einer »Tübinger Einführung« ein
Vorlesungsskriptum sein. Nichts anderes soll der Titel selbst ausdrücken, der mit
der Nennung des Ortes der Lehre in traditioneller Weise den Gültigkeitsanspruch
umschreibt. Die Änderung des Titels hat im übrigen eine rein praktische Veranlas-
sung: Die Koppelung an ein bestimmtes Tübinger Semester, wie sie den vorange-
gangenen Ausgaben eigentümlich ist, läßt sich nicht aufrecht erhalten, da die aus-
wärtige Nachfrage und mein Tübinger Vorlesungsprogramm auseinandergedriftet
sind. Die Nachfrage blieb konstant, mein über lange Jahre durchgehaltener Vorle-
sungsturnus indes hat eine Verschiebung erfahren.

Das Vorlesungsskriptum bietet eine Grundlage für eine Einführung. Die Einfüh-
rung selbst zu liefern ist Aufgabe eines Dozenten, der den Stoff entwickelt, zusam-
menfassend charakterisiert, kürzt oder ergänzt - und nach seiner eigenen aktuellen
Überzeugung korrigiert.

Wie es sich für ein Vorlesungsskriptum gehört, befindet sich der Text in perma-
nenter Umgestaltung. Er kann weder in eine definitive Form gebracht werden, weil
die Wissenschaft fortschreitet und sich der eigene Standpunkt ändert. Er kann aber
andererseits nie vollständig aktualisiert werden, weil es schlicht unmöglich ist, in
kurzen Zeitintervallen den Stoff immer wieder durchgreifend neu zu organisieren.
Im übrigen bleiben Lücken.

Den Wünschen der Rezensenten - Marc Collier und Eric Doret - konnte
partiell Rechnung getragen werden, leider (noch) nicht in dem Umfang, indem ich
mir die Kritik - namentlich die konstruktive Kritik Colliers - zu eigen machen
kann. Natürlich kann nicht nur der Autor irren, sondern auch der Rezensent. So
kann ich z.B. nicht glauben, daß, wie Doret meint, bestimmte Bereiche der Mor-
phologie deshalb einigermaßen gelungen wären, weil ich mich in den Graphien
auskenne. Was für das Vorlesungsskriptum von Belang ist, ist überwiegend Gemein-
gut (und kann z.B. von Gardiner abgeschrieben werden). Anderes, wie z.B. meine
Vorstellungen von der Pluralbildung, sollte ruhig noch einmal kritisch durchgenom-
men werden. Daß, wie ebenfalls Doret moniert, neben der Morphosyntax, an der
sich das Skriptum primär orientiert, Semantik und Pragmatik vernachlässigt wer-
den, ist richtig. Man bedenke jedoch, daß das Ägyptische eine flektierende Sprache
ist und daß bei solchen Sprachen im Anfänger-Unterricht kein Weg an den Niede-
rungen der Morphologie vorbeiführt. Im übrigen wären anders orientierte Modelle
zuerst einmal für den Unterricht durchzustrukturieren. Auch dem Schlußsatz von
Doret kann ich etwas abgewinnen, daß nämlich eine Einführung wie die vorlie-
gende »risque..... de donner ä l'etudiant l'image d'un Systeme fige, alors que seule

l'evolution des formes au cours de leur histoire, leur dynamique, permettent d'en
saisir le sens.« Aber: Welcher Anfänger soll das alles verkraften. Ich habe den
Eindruck, daß das Vorlesungsskriptum auch so schon eher zu hohe als zu geringe
Ansprüche an das Aufnahmevermögen stellt. Einstweilen reitet das Vorlesungss-
kriptum, so gut es geht, die Transpositionstheorie weiter, notfalls auch zu Tode.
 
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