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Scherer, Valentin
Die Ornamentik bei Albrecht Dürer — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Bdn 38: Strassburg: Heitz, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.73577#0044
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Zweites Kapitel.
Der Anfang des neuen Jahrhunderts bedeutet auch in Dü-
rers Schaffen einen Wendepunkt. Der nunmehr eintretende
Fortschritt geht aus einem höheren Bewusstsein von der Ge-
setzmässigkeit in der Formensprache hervor.
Schon früh beschäftigen den jungen Künstler nach seinem
eigenen Geständnis die Studien über die Proportion der mensch-
lichen Figur. Begeistert schreibt er von Barbari: «der wies mir
Mann und Weib, die er aus der Mass gemacht hätt und dass
ich auf diese Zeit liebr sehen wollt, was sein Meinung wär
gewest, dann ein neu Kunigreich.» Aber bald merkte er, dass
Barbari nicht mit der Sprache heraus wollte und ihm, seinen
Grund nicht klärlich anzeige. Da greift er zum Vitruv, um aus
ihm sich das Nötige anzueignen. Und «van oder aus den zweien
obgenannten Mannen hab ich meinen Anfang genummen und
hab darnoch aus meinem Fürnehmen gesucht van Tag zu Tag».1
Holzschnitte und Kupferstiche geben uns von diesem Suchen
nach Mass und Stil Zeugnis und lassen uns erkennen, dass
Dürer gerade hierfür neben der Natur in der Renaissance seine
Lehrmeisterin erkannte.
Die äussere Veranlassung dafür, dass diese Studien jetzt
besonders stark in den Vordergrund treten, ist darin zu suchen,
dass Barbari im Jahre 1500 als wohlbestallter Hofmaler von
Maximilian nach Deutschland berufen wird und in Nürnberg
seine Wohnung aufschlägt. 2 In dieses und die folgenden Jahre
fällt die durch ihn neu angeregte Beschäftigung Dürers mit

1 cf. Lange-Fuhse, 1. c. S. 342.

2 cf. Thausing, 1. c. I, S. 291.
 
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