294 Fünftes Kapitel.
ist. Diese Erscheinung erklärt sich aher sehr einfach aus dem
Materiale der Ziegel. Dem Lehm, aus welchem Ziegel und
Mörtel bestehen, war nämlich eine Menge Stroh beigemischt,
welches beim Brande selbst Brennstoff lieferte und dessen Hohl-
räume der Hitze ein schnelles Eindringen in den Ziegel und in
die Mauer ermöglichten. Auch die in die Mauern eingebauten
Balken haben, wenn sie nicht vor der Zerstörung der Burg schon
verfault waren, dem Feuer überall reichliche Nahrung gegeben.
Bei der Bedeutung, welche der Luftziegelbau im ganzen
Alterthum und vornehmlich in der ältesten Zeit gehabt hat,
dürfte es angebracht sein, hier im Anschluss an die Nachrichten
Vitruv's * und auf Grund der aufgefundenen antiken Ziegelmauern
einige genauere Angaben über den Luftziegel und seine Anwen-
dung zu machen.
Als Material für den Luftziegel eignete sich nach Vitruv's
Angabe am besten eine Kreideerde (terra cretosa) oder ein thon-
haltiger Sand (sabulo masculus), doch hat man factisch alle mög-
lichen Erdsorten dazu genommen. Besonders beim Festungsbau
war man wenig wählerisch und verwendete gewöhnlich die beim
Ausheben des Festungsgrabens gewonnene Erde zur Herstellung
der Ziegel, mochte dieselbe sich auch schlecht zum Ziegel-
streichen eignen. Der zu verwendende Lehm sollte ferner mög-
lichst rein sein; aber auch diese Forderung ist lange nicht
immer erfüllt worden. So enthalten z. B. die Ziegel von Troja
zahllose kleine und grosse Muscheln, und sowol in Troja als in
Tiryns habe ich mehrfach Vasenscherben und grössere Kiesel-
steine in den Ziegeln gefunden.
Um den Ziegel fester zu machen und zugleich sein Aus-
trocknen zu erleichtern, wurde dem Lehm geschnittenes Stroh
1 Die beiden -wichtigsten Stellen sind Vitruv, II, 8, und II, 8, 8—18.
Vgl. auch. Blümner, Technologie bei Griechen und Römern, S. 8 fg., und
Nissen, Pompej. Studien, S. 22 fg.
ist. Diese Erscheinung erklärt sich aher sehr einfach aus dem
Materiale der Ziegel. Dem Lehm, aus welchem Ziegel und
Mörtel bestehen, war nämlich eine Menge Stroh beigemischt,
welches beim Brande selbst Brennstoff lieferte und dessen Hohl-
räume der Hitze ein schnelles Eindringen in den Ziegel und in
die Mauer ermöglichten. Auch die in die Mauern eingebauten
Balken haben, wenn sie nicht vor der Zerstörung der Burg schon
verfault waren, dem Feuer überall reichliche Nahrung gegeben.
Bei der Bedeutung, welche der Luftziegelbau im ganzen
Alterthum und vornehmlich in der ältesten Zeit gehabt hat,
dürfte es angebracht sein, hier im Anschluss an die Nachrichten
Vitruv's * und auf Grund der aufgefundenen antiken Ziegelmauern
einige genauere Angaben über den Luftziegel und seine Anwen-
dung zu machen.
Als Material für den Luftziegel eignete sich nach Vitruv's
Angabe am besten eine Kreideerde (terra cretosa) oder ein thon-
haltiger Sand (sabulo masculus), doch hat man factisch alle mög-
lichen Erdsorten dazu genommen. Besonders beim Festungsbau
war man wenig wählerisch und verwendete gewöhnlich die beim
Ausheben des Festungsgrabens gewonnene Erde zur Herstellung
der Ziegel, mochte dieselbe sich auch schlecht zum Ziegel-
streichen eignen. Der zu verwendende Lehm sollte ferner mög-
lichst rein sein; aber auch diese Forderung ist lange nicht
immer erfüllt worden. So enthalten z. B. die Ziegel von Troja
zahllose kleine und grosse Muscheln, und sowol in Troja als in
Tiryns habe ich mehrfach Vasenscherben und grössere Kiesel-
steine in den Ziegeln gefunden.
Um den Ziegel fester zu machen und zugleich sein Aus-
trocknen zu erleichtern, wurde dem Lehm geschnittenes Stroh
1 Die beiden -wichtigsten Stellen sind Vitruv, II, 8, und II, 8, 8—18.
Vgl. auch. Blümner, Technologie bei Griechen und Römern, S. 8 fg., und
Nissen, Pompej. Studien, S. 22 fg.