Ausgrabung auf dem Berge Aetos. 27
Die Hitze war drückend; mein Thermometer zeigte 52 Grad
Celsius; ich fühlte brennenden Durst und hatte weder Wasser
noch Wein bei mir. Aber die Begeisterung, welche ich in mir
fühlte, da ich mich mitten unter den Ruinen vom Palaste des
Odysseus befand, war so gross, dass ich Hitze und Durst vergass.
Bald untersuchte ich die Oertlichkeit, bald las ich in der Odyssee
die Beschreibung der rührenden Scenen, deren Schauplatz dieser
Ort gewesen ist; bald bewunderte ich die herrliche Rundsicht,
welche sich auf allen Seiten vor meinen Augen entrollte und kaum
derjenigen nachstand, an welcher ich mich acht Tage vorher in
Sicilien vom Gipfel des Aetna aus erfreut hatte.
Am folgenden Tage, den 10. Juli, nachdem ich im Meere
gebadet hatte, machte ich mich vom Dorfe, wo ich übernachtet,
um 5 Uhr morgens mit vier Arbeitern auf den Weg. Von Schweiss
durchnässt, langten wir um 7 Uhr auf dem Gipfel des Aetos an.
Zuerst liess ich durch die vier Männer das Gesträuch mit der
Wurzel ausreissen, dann den nordöstlichen Winkel aufgraben,
wo nach meiner Vermuthung sich der herrliche Oelbaum befunden
haben musste, aus welchem Odysseus sein Hochzeitsbett ver-
fertigte und um dessen Standort er sein Schlafzimmer baute
(Od. XXIII, 183—204). «Im Innern des Hofes wuchs ein dicht
belaubter Oelbaum, hoch, blühend und stark wie eine Säule;
rings um ihn herum baute ich aus grossen Steinen das Ehe-
gemach, bis ich es vollendet hatte, deckte es mit einem Dach
und verschloss es mit dichten, fest eingefugten Thüren; darauf
hieb ich die Zweige des dicht belaubten Oelbaumes ab, bear-
beitete die Oberfläche des Stammes von der Wurzel aus, glättete
ihn geschickt mit dem Erze nach der Richtschnur, machte daraus
den Fuss des Bettes und durchbohrte ihn überall mit dem Bohrer;
auf diesem Fusse baute ich das ganze Bett auf, belegte es mit
Gold, Silber und Elfenbein und spannte Riemen von Rindsleder,
mit glänzendem Purpur gefärbt, darin aus.»
Indess wir fanden nichts als Trümmer von Ziegeln und
Töpferwaaren, und in einer Tiefe von 66 Centimeter legten wir
den Felsen bloss. In diesem Felsen waren allerdings viele Spalten,
in welche die Wurzeln des Oelbaumes hätten eindringen können;
Die Hitze war drückend; mein Thermometer zeigte 52 Grad
Celsius; ich fühlte brennenden Durst und hatte weder Wasser
noch Wein bei mir. Aber die Begeisterung, welche ich in mir
fühlte, da ich mich mitten unter den Ruinen vom Palaste des
Odysseus befand, war so gross, dass ich Hitze und Durst vergass.
Bald untersuchte ich die Oertlichkeit, bald las ich in der Odyssee
die Beschreibung der rührenden Scenen, deren Schauplatz dieser
Ort gewesen ist; bald bewunderte ich die herrliche Rundsicht,
welche sich auf allen Seiten vor meinen Augen entrollte und kaum
derjenigen nachstand, an welcher ich mich acht Tage vorher in
Sicilien vom Gipfel des Aetna aus erfreut hatte.
Am folgenden Tage, den 10. Juli, nachdem ich im Meere
gebadet hatte, machte ich mich vom Dorfe, wo ich übernachtet,
um 5 Uhr morgens mit vier Arbeitern auf den Weg. Von Schweiss
durchnässt, langten wir um 7 Uhr auf dem Gipfel des Aetos an.
Zuerst liess ich durch die vier Männer das Gesträuch mit der
Wurzel ausreissen, dann den nordöstlichen Winkel aufgraben,
wo nach meiner Vermuthung sich der herrliche Oelbaum befunden
haben musste, aus welchem Odysseus sein Hochzeitsbett ver-
fertigte und um dessen Standort er sein Schlafzimmer baute
(Od. XXIII, 183—204). «Im Innern des Hofes wuchs ein dicht
belaubter Oelbaum, hoch, blühend und stark wie eine Säule;
rings um ihn herum baute ich aus grossen Steinen das Ehe-
gemach, bis ich es vollendet hatte, deckte es mit einem Dach
und verschloss es mit dichten, fest eingefugten Thüren; darauf
hieb ich die Zweige des dicht belaubten Oelbaumes ab, bear-
beitete die Oberfläche des Stammes von der Wurzel aus, glättete
ihn geschickt mit dem Erze nach der Richtschnur, machte daraus
den Fuss des Bettes und durchbohrte ihn überall mit dem Bohrer;
auf diesem Fusse baute ich das ganze Bett auf, belegte es mit
Gold, Silber und Elfenbein und spannte Riemen von Rindsleder,
mit glänzendem Purpur gefärbt, darin aus.»
Indess wir fanden nichts als Trümmer von Ziegeln und
Töpferwaaren, und in einer Tiefe von 66 Centimeter legten wir
den Felsen bloss. In diesem Felsen waren allerdings viele Spalten,
in welche die Wurzeln des Oelbaumes hätten eindringen können;