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Lebensweise Schliemann's. 79

der deutschen und englichen Ausgabe von „Troja" und nach der
Erledigung eines die Bücher „Troja" und „Ilios" zusammen-
fassenden französischen, gleichfalls „Ilios" betitelten Werkes im
März 1884 zu einer umfassenden Grabung in Tiryns an, zu
welcher ihm die Erlaubniss von seiten der griechischen Regierung
ertheilt war. Für den architektonischen Theil der Arbeit sicherte
er sich wiederum Dörpfeld's Hülfe. Die Ausgrabungen währten
im Jahre 1884 und 1885, in welch letzterm Dörpfeld allein
im Auftrage Schliemann's die Arbeiten beendigte, zusammen
Alj2 Monat. Schliemann nahm Wohnung in der eine Stunde von
Tiryns entfernten Stadt Nauplia. Es ist von Interesse, von der
Lebensweise, wie sie der durch und durch praktische Mann
führte und schilderte, in der Einleitung zum Buche „Tiryns"
zu lesen.

„Ich hatte die Gewohnheit", — heisst es dort — „immer früh-
zeitig 33/4 Uhr aufzustehen, eine Dose von 4 Gran Chinin zu
verschlucken, um mich gegen das Fieber zu schützen, und darauf
ein Bad zu nehmen; mein Bootsmann, der täglich 1 Franc dafür
erhielt, erwartete mich pünktlich um 4 Uhr morgens im Hafen,
um mich in die offene See zu fahren, wo ich hinaussprang und
fünf oder zehn Minuten herumschwamm. Da der Mann keine
Treppe hatte, musste ich immer an dem Ruder emporklettern,
um wieder ins Boot zu gelangen; lange Gewohnheit hatte mir
aber Uebung in dieser Operation gegeben, und dieselbe ging
immer ohne Unfall von statten. Nach dem Bade trank ich in
dem immer schon früh morgens geöffneten Kaffeehause «Aga-
memnon» eine Tasse bittern schwarzen Kaffee, die — während
alles übrige enorm im Preise gestiegen — hier noch immer zum
alten billigen Preise von 10 Lepta oder 8 Pfennig feil ist. Ein
gutes Reitpferd, wofür ich täglich 6 Francs bezahlte, stand schon
beim Kaffeehause bereit, und ich konnte bequem in 25 Minuten
nach Tiryns traben, wo ich immer schon vor Sonnenaufgang
ankam und von wo ich den Gaul sogleich zurückschickte, um
auch Herrn Dr. Dörpfeld holen zu lassen. Unser Frühstück,
welches wir regelmässig während der ersten Ruhezeit unserer
Arbeiter, um 8 Uhr morgens, auf einer Säulenbasis im alten
 
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