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Materialien zur Quellenkunde der Kunstgeschichte. 45

Ende des XV. Jahrhunderts in der Miracolikirehe zu Venedig
befand, und das man dem Praxiteles zuschrieb, erscheint hier;
ebenso der obeliskentragende Elefant von Catania, der durch
Berninis Nachbildung auf dem Minervaplatz in Rom weithin
bekannt wurde. Aus Vitruvs Beschreibung des ,Turms der
Winde' in Athen (I, (!) stammt die Kairos-artige Figur als
Windfahne, ein Motiv, das in den Seestädten der adriatischen
Küste, von Venedigs Dogana bis nach Fano hinab, be-
sonders beliebt wurde. Aus der mittelalterlichen Medizin
schreibt sich dagegen wieder der Koloß her, an dem alle
Teile des menschlichen Körpers, deren Krankheiten und
Heilmittel angegeben sind: das bekannte Aderlaßmännlein,
das schon in Heures des Herzogs von Berry zu Chanlilly
vorkommt.

Das oberitalische Milieu ist natürlich nirgends zu ver-
kennen. Die Mosaikdekoration spielt eine große Rolle;
interessant sind die Beschreibungen (und Abbildungen) von
Renaissancegerät in antikischem Stil. Das nahe Padua, in
dein schon damals die Werkstatt des Riccio blühte, war ein
Mittelpunkt solcher Industrie in Bronze. Nicht zu übersehen
sind endlich die Beschreibungen architektonisch angelegter
Gärten mit ihren zu Figuren verschnittenen Buchshecken.
Wie die berühmten und viel diskutierten Holzschnitte des
Buches endlich mit der lombardisch-venezianischen Kunst
jener Tage zusammenhängen, isl ein Thema für sich, das hier
nicht einmal gestreift werden soll.

Filareles Archilekturtraktal. verfaßt für Francesco
L Sforza, um 1451—14G4, nach dessen Tode Piero Medici ge-
widmet, ist in fünf Hss. bekannt; eine lateinische Über-
setzung, auf Veranlassung Matthias Corvinus' durch Anl.
Bonfini aus Ascoli besorgt, ist in sechs Codd. erhalten. Nach-
richlcn über die schon Vasari bekannte Schrift in Milane-
s i s Vasariausgabe (ed. Sansoni II, 458); über die Hss. ist die
Einleitung zu der ersten, durch W. v. Oettingen besorg-
ten Ausgabe zu vergleichen, in Eitelberger-Ilgs Quellen-
schriften, N. F. III, Wien 1890, die freilich nicht durchaus
einwandfrei ist, den (nicht vollständig gegebenen) Text und
die Übersetzung durcheinander mischt, auch nur einen sehr
dürftigen Kommentar aufweist. Das Widmungsschreiben
 
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