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Schlosser, Julius von [Hrsg.]; Rumohr, Carl Friedrich von [Ill.]
Italienische Forschungen: mit der "Beygabe zum ersten Bande der Italienischen Forschungen" u. e. Bildnis — Frankfurt, a. M., 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.23364#0149

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gegen die hemmenden und durchkreuzenden Wirkungen einer minder erschöp-
fenden Theorie verwahrt, was allerdings wohl nöthig ist. Denn, obwohl Viele
noch immer durch Vorliebe für eigene oder für die Werke befreundeter Zeit-
genossen über das eigentliche Ergebniß der Anwendung jener vorgeblichen
Schönheitslehre getäufcht werden, fo hat doch die Erfahrung eines ganzen
Menschenalters bewährt, daß sie weder eine bemerkliche Erhebung des Geistes
bewirkt, noch zu schöner Darstellung anleitet, alfo die allgemeinsten und uner-
läßlichsten Bedingungen aller Schönheit von Kunstwerken fowohl unbeachtet,
als unerfüllt läßt.

III.

Betrachrungen über den Ursprung
der neueren Kunst

H ^ nter den mancherley Entgegenstellungen, welche der Scharfsinn erfindet, und
die Oberflächlichkeit von den Verhältnissen, auf welche sie fich allein be-
ziehen, auf die Dinge an sich selbst überträgt, ward jene weitbekannte, welche
antike und moderne, hellenische und romantische, oder, wie man auch woh!
fagt, heidnifche und christliche Kunst im schärfsten Gegensatze denkt, eine längere
Zeit hindurch überall mit befonderer Gunst aufgenommen. Dieser Gegensatz
betrifft indeß, in fo fern er begründet isi, nur etwa die Wendung und Bezie-
hung, nimmer das ganze Wefen der Kunst, welches überall nur Eines ist.
Und, wenn es Niemand befremdet, Niemand neu ist, daß die gefchichtlichen
Urkunden, die geheime, wie die practifche Weisheit der neuen Weltreligion in
den Begriffen und Redeformen der classifchen Sprachen. niedergelegt worden,
so wird es keinen Anstoß geben können, wenn ich behaupte, daß nicht minder
auch die frühesten Versuche einer bildnerifch-malerifchen Darstcllung christlicher
Ideen nicht in eigenen und durchaus neuen, vielmehr eine längere Zeit hindurcb
eben nur in dcn überlieferten Kunstformen dcs Alterthumes sich bewegten, im
Style nemlich und in der Technik des Alterthumes; die darstellenden Formen
verändern sich vorausfetzlich nach den Forderungen des Gegenstandes.

Diefe allgemeineren Kunsiformen waren allerdings den griechifchen, wie dcn
römifchen Künstlern schon längst minder geläufig worden, als Umstände zuerst
gestatteten, sie mit einigem Aufwand an Kosien und Arbeit auf chrisiliche
Gegenstände zu verwenden. Unfere ältesten Denkmale christlicher Kunst gehören,
wenn wir Zweifelhaftes an die Seite stellen, dem vierten Iabrhundert nach
 
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