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Schlosser, Julius von [Hrsg.]; Rumohr, Carl Friedrich von [Ill.]
Italienische Forschungen: mit der "Beygabe zum ersten Bande der Italienischen Forschungen" u. e. Bildnis — Frankfurt, a. M., 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.23364#0275

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VIII

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Duccio di Buoninsegna und Cimadue
Sieneser und Florentiner
1250—1300

^insichtlich des Ursprunges der bildenden Künste giebt es verschiedene, eim
ander gänzlich entgegengesetzte Ableitungen. Einige wollen, daß anfänglich
eine blinde Zufälligkeit, oder doch nur ein gewisser zielloser Trieb der Nach-
ahmung, den Versuch herbeiführe, den Dingen Aehnlichkeiten abzugewinnen;
daß in der Folge aus diesem kindlichen Spiele von Hand zu Hand die Fähig-
keit sich entwickele, die Formen der Natur zu überschreiten und Solches hervor-
zubringen, was man Jdeale nennt. Andere lehren, daß die Kunst von der Jdee
ausgehe, nur allgemach sich der Natur zuwende, erst bey erlöschender Be-
geisterung dem Wunsche ganz sich hingebe, Aehnlichkeiten und Täuschungen her-
vorzurufen ^).

Die erfte dieser Ableitungen wird — auch abgesehn von der Grundansicht,
in welcher sie wurzelt — schon durch den Umsiand aufgehoben, daß die noth-
wendige Unbehülsiichkeit der frühesten Kunstversuche die Hoffnung, und daher
auch dm Wunsch ausschließt, sogleich die schwersten Räthsel der künstlerischen
Technik aufzulösen^). Doch auch die andere dürfte der Einwurf treffen, daß
ihr Ausdruck zu allgemein sey und ohne vorangehende Erklärung bedenkliche
Mißverständnisse begünstige. Da nemlich der künstlerische Geist, überall und
auf jeglicher Stufe, bey jeglicher Richtung und Beziehung der

*) Cicognara, 8co. 1o. I. c. IV., scheint beide Ableitungen vereinigen zu wollen,
wo er sagt: psre cUe I ^lks e i'Oloe^Ä clelle 21-li 813 il i-itrstto ete. — Er verbrritet
sich über den letzten Fall und bleibt, wie vorauszusttzen war, für den ersten den histo-
rischen Erweis schuldig. — Man könnte hier wiederholen, was Hirt, (vom Bildniß
der Alten, Abh. der Ak. der Wiff. in Berlin, 1814. 15. hist. philol. Klasse S. 8.)
gegen Visconti bemerkt: „Er nimmt die Miene an, den griechischen Mythen-
erzählern Glauben beizumessen, als wenn die Porträtbildung schon seit
Dädalus in Gebrauch gewesen sey." — „Ein gutes Bildniß setzt eben so gut
die höheren Kunstkenntnisse voraus, wie jedes andere vollendetr Wcrk." Hirt
a. a. O. S. 5.

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