Ausgleich mit der Spätrenaissance
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schauungen und die Begriffe des mühsam errungenen
Wissens von antiker Kunst standen seiner ganz per-
sönlichen Weise nur befremdet gegenüber.
Es sind seine Hilfskräfte bei S. Peter und seine
Nachfolger in der Oberleitung dieses Baues (den er
selbst nur bis zum Schlussgesims des Kuppeltambours
gedeihen sah), bei denen wir am ehesten eine be-
wusste Auseinandersetzung mit ihm erwarten dürfen,
also Giacomo Barozzi da Vignola (f 1573)
und Giacomo della Porta (j 1603). Aber neben
der Vollendung des Riesendomes drängten sich andere
Aufgaben, Kirchen und Paläste, die für die Gegen-
wart schneller Erledigung heischten als ein so weit
aussehendes, in unfertigem Zustand immer wieder
erlahmendes Werk für die Zukunft. So liegt grade
in ihrer Tätigkeit für die lebende Generation die
Bedeutung für die Stilgeschichtc Roms. Die nächste
Phase der Entwicklung, die auf Michelangelo folgt,
charakterisiert sich, wie es bei seiner Ausnahme-
stellung kaum anders sein kann, als allmählicher
Ausgleich der Spätrenaissance mit dem Barockstil,
in der Architektur zunächst zwischen der klassisch
geschulten Tradition und den plastischen Tendenzen
des gewaltigen Bildners.
KIRCHENBAU
Nur die Hauptkirche der Christenheit, S. Peter
selbst, sollte nach Michelangelos Plan als Centraibau
von übermenschlicher Erhabenheit aufsteigen; darin
war er einig mit Bramante. „Mehr als ein halbes
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schauungen und die Begriffe des mühsam errungenen
Wissens von antiker Kunst standen seiner ganz per-
sönlichen Weise nur befremdet gegenüber.
Es sind seine Hilfskräfte bei S. Peter und seine
Nachfolger in der Oberleitung dieses Baues (den er
selbst nur bis zum Schlussgesims des Kuppeltambours
gedeihen sah), bei denen wir am ehesten eine be-
wusste Auseinandersetzung mit ihm erwarten dürfen,
also Giacomo Barozzi da Vignola (f 1573)
und Giacomo della Porta (j 1603). Aber neben
der Vollendung des Riesendomes drängten sich andere
Aufgaben, Kirchen und Paläste, die für die Gegen-
wart schneller Erledigung heischten als ein so weit
aussehendes, in unfertigem Zustand immer wieder
erlahmendes Werk für die Zukunft. So liegt grade
in ihrer Tätigkeit für die lebende Generation die
Bedeutung für die Stilgeschichtc Roms. Die nächste
Phase der Entwicklung, die auf Michelangelo folgt,
charakterisiert sich, wie es bei seiner Ausnahme-
stellung kaum anders sein kann, als allmählicher
Ausgleich der Spätrenaissance mit dem Barockstil,
in der Architektur zunächst zwischen der klassisch
geschulten Tradition und den plastischen Tendenzen
des gewaltigen Bildners.
KIRCHENBAU
Nur die Hauptkirche der Christenheit, S. Peter
selbst, sollte nach Michelangelos Plan als Centraibau
von übermenschlicher Erhabenheit aufsteigen; darin
war er einig mit Bramante. „Mehr als ein halbes