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Schmarsow, August
Beiträge zur Ästhetik der Bildenden Künste (Band 2): Barock und Rokoko: eine kritische Auseinandersetzung über das Malerische in der Architektur — Leipzig, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.15253#0205
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Domenico Fontana

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bis 1590) eine Weile zurück hinter Domenico Fon-
tana, dem geschickten Ingenieur, der den Obelisken
vor S. Peter aufgerichtet und als bevorzugter Bau-
meister dieses unternehmenden Papstes die Phy-
siognomie der Stadt so entscheidend bestimmt hat.

Domenico Fontana (1543—1607) mit seinem
Bruder Giovanni (1546—1614), dem eigentlichen
Brunnenbauer, gehört aber neben Martino Lunghi,
dem Alteren, und dessen Sohn Onorio zu jenen
Oberitalienern, die von Hause aus handwerklich ge-
schult, als Maurer, Steinmetzen und Bautechniker
geschätzt, dem römischen Baugeist eigentlich fremd
gegenüber stehen und erst allmählich in den grossen
Sinn der Spätrenaissance sich hineinfinden lernen;

hinter den Meistern des Barockstiles bleiben sie
vollends zurück. Das Aufkommen dieser Lombarden
zu tonangebender Tätigkeit bedeutet also an sich
keinen Fortschritt in der Entwicklung, sondern eher
ein retardierendes Element, und zwar im schulmäfsigen
Festhalten an dem Herkommen der Renaissance.

Nur die Steigerung der Grössenverhältnisse, die
damit aller Reize der Einzelform verlustig geht,
kennzeichnet ihre Werke als Erzeugnisse dieser Spät-
zeit, die sich entwöhnt hat, den Menschen in seiner
natürlichen Sphäre als Mafsstab aller Beziehungen
anzuerkennen, wie es die Hochrenaissance noch im
grossartigsten Bau getan. Der Inhalt entspricht aber
nicht den Mafsen; es sind die leeren Dimensionen
allein, die hier aufgeboten werden; es fehlt das fühl-
bare Leben, das die Steinmassen und Raumformen
geniessbar macht. So wirken sie nur öde und er-

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