Watteau
317
klärlicher, man möchte sagen „notwendiger Weise",
dass ein Maler, der vor der vollen „Ausbildung des
architektonischen Rokoko gestorben ist, der charak-
teristischeste Künstler dieses Stiles ward: Watteau,
der nach etwa zehnjähriger gereifter Kunsttätigkeit
1721 starb."
Ein Maler wie Rubens hatte den römischen
Barockstil mit vollstem Verständnis nach den Nieder-
landen herübergenommen und das plastische Ge-
staltungsprinzip in das malerische Fluidum versetzt,
so dass es für den nordischen Kunstgeist geschmeidig
wurde. Ein Maler, der die Vorzüge dieser nieder-
ländischen Schulung sich angeeignet, mochte auch
zunächst im Stande sein, dem neuen Ideal, das sich
so vielfach aus diesen Einflüssen erst entwickelt, den
lebendigsten Ausdruck zu leihen. Der technische
und koloristische Zusammenhang der Malweise
Watteaus mit dem Vorbild der Meister von Ant-
werpen, wie Rubens, van Dyck oder Teniers, ist
mittlerweile eine anerkannte Tatsache. Aber Rubens
hatte, wie A. v. Zahn bemerkt, neben seiner voll-
kräftig leuchtenden auch eine schimmernde und
spielende Palette von Tönen, die er vorwiegend in
seinen Skizzen oder auch in den Hintergründen und
Nebensachen verwendete. Und bezeichnender Weise
war es grade diese, nicht die volle oder gar ge-
steigerte Wirklichkeit wiedergebende, sondern nur
den malerischen Schein der Dinge bewahrende Kunst,
die Watteau sich angeeignet hat. Nur sie entsprach
dem Ausdruck dessen, was diese verfeinerte Gene-
ration vom Leben wollte: alle Reize der Daseins-
317
klärlicher, man möchte sagen „notwendiger Weise",
dass ein Maler, der vor der vollen „Ausbildung des
architektonischen Rokoko gestorben ist, der charak-
teristischeste Künstler dieses Stiles ward: Watteau,
der nach etwa zehnjähriger gereifter Kunsttätigkeit
1721 starb."
Ein Maler wie Rubens hatte den römischen
Barockstil mit vollstem Verständnis nach den Nieder-
landen herübergenommen und das plastische Ge-
staltungsprinzip in das malerische Fluidum versetzt,
so dass es für den nordischen Kunstgeist geschmeidig
wurde. Ein Maler, der die Vorzüge dieser nieder-
ländischen Schulung sich angeeignet, mochte auch
zunächst im Stande sein, dem neuen Ideal, das sich
so vielfach aus diesen Einflüssen erst entwickelt, den
lebendigsten Ausdruck zu leihen. Der technische
und koloristische Zusammenhang der Malweise
Watteaus mit dem Vorbild der Meister von Ant-
werpen, wie Rubens, van Dyck oder Teniers, ist
mittlerweile eine anerkannte Tatsache. Aber Rubens
hatte, wie A. v. Zahn bemerkt, neben seiner voll-
kräftig leuchtenden auch eine schimmernde und
spielende Palette von Tönen, die er vorwiegend in
seinen Skizzen oder auch in den Hintergründen und
Nebensachen verwendete. Und bezeichnender Weise
war es grade diese, nicht die volle oder gar ge-
steigerte Wirklichkeit wiedergebende, sondern nur
den malerischen Schein der Dinge bewahrende Kunst,
die Watteau sich angeeignet hat. Nur sie entsprach
dem Ausdruck dessen, was diese verfeinerte Gene-
ration vom Leben wollte: alle Reize der Daseins-