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Ostgoten auf der Alb.
Der Winterfeldzug König Thiudimers 469/70.
In seiner um das Jahr 551 n.Chr. entstandenen Getica berich-
tet Jordanis über einen Winterfeldzug des Ostgotenkönigs
Thiudimer, des Vaters Theodorichs d.Gr., gegen die miteinander
1)
verbündeten Sweben und Alamannen mit folgenden Worten:
Post certum vero tempus in-
stanti hiemali frigore anr
nemque Danubii solitecon-
gelato - nam istiusmodo flu-
vius ille congelascit, ut in
silicis modum pedestrem ve-
hat exercitum, plaustraque
et traculas vel quidquid ve-
hiculi tulerit, nec cumba-
rum indigeat Untres - sic
ergo eum gelatum Thiudimer
Gothorum rex cernens pede-
strem ducit exercitum emen-
soque Danubio Suavis impro-
viso a tergo apparuit. Nam
regio illa Suavorum ab Ori-
ente Baibaros habet, ab oc-
cidente Francos, a meridie
Burgundzones , a septentri-
one Thuringos. Quibus Suavis
tune iuncti aderant etiam
Alamanni ipsique Alpes erec-
tos omnino regentes, unde
nonnulla fluenta Danubium in-
fluunt nimio cum sonu ver-
gentia. Hie ergo taliterque
munito loco rex Thiudimer
hiemis tempore Gothorum duc-
tavit exercitum et tarn Su-
avorum gente quam etiam Ala-
mannorum,utrasque ad invi-
cem foederatas, devicit, va-
stavit et pene subegit. In-
de quoque victor ad pro-
prias sedes, id est Panno-
nias, revertit.
Die Ostgoten sassen damals
Nach einiger Zeit, als die Win-
terkälte eingetreten und die Do-
nau, wie gewöhnlich, zugefroren
war- denn dieser Fluss gefriert
so fest, dass er, hart wie Stein,
Fussvolk trägt und Wagen, Schlit-
ten und alle möglichen Fuhrwer-
ke, sodass man der Kähne nicht
bedarf - führte der Gotenkönig
Thiudimer, als er sie so zuge-
froren sah, das Heer als Fussvolk
und erschien nach Überschreitung
der Donau den Sweben unerwartet
im Rücken. Denn jenes Land der
Sweben hat im Osten die Baiern,
im Westen die Franken, im Süden
die Burgunder und im Norden die
Thüringer als Nachbarn. Diesen
Sweben standen damals die Ala-
mannen als Verbündete bei, und
sie beherrschten gänzlich die
sich erhebende Alb, von wo etli-
che Wasserfluten, mit übermässi-
gem Getöse sich ergiessend, in
die Donau strömen. Hierher, an
einen so geschützten Ort, führte
König Thiudimer das Gotenheer
zur Winterzeit und besiegte so-
wohl das Volk der Sweben, wie das
der Alamannen, die beide miteinan-
der verbündet waren, verheerte
ihr Land und unterwarf sie nahe-
zu. Von hier aus kehrte er sieg-
reich in seine eigenen Sitze, das
ist Pannonien, zurück.
als römische Foederati in der Pro-
vinz Pannonien, die nach Getica 264 im Norden an die Donau, im
Osten an das Obere Mösien, im Süden an Dalmatien und im We-
sten an Noricum grenzte, zu der also der grösste Teil des heu-
Ostgoten auf der Alb.
Der Winterfeldzug König Thiudimers 469/70.
In seiner um das Jahr 551 n.Chr. entstandenen Getica berich-
tet Jordanis über einen Winterfeldzug des Ostgotenkönigs
Thiudimer, des Vaters Theodorichs d.Gr., gegen die miteinander
1)
verbündeten Sweben und Alamannen mit folgenden Worten:
Post certum vero tempus in-
stanti hiemali frigore anr
nemque Danubii solitecon-
gelato - nam istiusmodo flu-
vius ille congelascit, ut in
silicis modum pedestrem ve-
hat exercitum, plaustraque
et traculas vel quidquid ve-
hiculi tulerit, nec cumba-
rum indigeat Untres - sic
ergo eum gelatum Thiudimer
Gothorum rex cernens pede-
strem ducit exercitum emen-
soque Danubio Suavis impro-
viso a tergo apparuit. Nam
regio illa Suavorum ab Ori-
ente Baibaros habet, ab oc-
cidente Francos, a meridie
Burgundzones , a septentri-
one Thuringos. Quibus Suavis
tune iuncti aderant etiam
Alamanni ipsique Alpes erec-
tos omnino regentes, unde
nonnulla fluenta Danubium in-
fluunt nimio cum sonu ver-
gentia. Hie ergo taliterque
munito loco rex Thiudimer
hiemis tempore Gothorum duc-
tavit exercitum et tarn Su-
avorum gente quam etiam Ala-
mannorum,utrasque ad invi-
cem foederatas, devicit, va-
stavit et pene subegit. In-
de quoque victor ad pro-
prias sedes, id est Panno-
nias, revertit.
Die Ostgoten sassen damals
Nach einiger Zeit, als die Win-
terkälte eingetreten und die Do-
nau, wie gewöhnlich, zugefroren
war- denn dieser Fluss gefriert
so fest, dass er, hart wie Stein,
Fussvolk trägt und Wagen, Schlit-
ten und alle möglichen Fuhrwer-
ke, sodass man der Kähne nicht
bedarf - führte der Gotenkönig
Thiudimer, als er sie so zuge-
froren sah, das Heer als Fussvolk
und erschien nach Überschreitung
der Donau den Sweben unerwartet
im Rücken. Denn jenes Land der
Sweben hat im Osten die Baiern,
im Westen die Franken, im Süden
die Burgunder und im Norden die
Thüringer als Nachbarn. Diesen
Sweben standen damals die Ala-
mannen als Verbündete bei, und
sie beherrschten gänzlich die
sich erhebende Alb, von wo etli-
che Wasserfluten, mit übermässi-
gem Getöse sich ergiessend, in
die Donau strömen. Hierher, an
einen so geschützten Ort, führte
König Thiudimer das Gotenheer
zur Winterzeit und besiegte so-
wohl das Volk der Sweben, wie das
der Alamannen, die beide miteinan-
der verbündet waren, verheerte
ihr Land und unterwarf sie nahe-
zu. Von hier aus kehrte er sieg-
reich in seine eigenen Sitze, das
ist Pannonien, zurück.
als römische Foederati in der Pro-
vinz Pannonien, die nach Getica 264 im Norden an die Donau, im
Osten an das Obere Mösien, im Süden an Dalmatien und im We-
sten an Noricum grenzte, zu der also der grösste Teil des heu-