Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schramm, Albert; Möller, Maria [Hrsg.]
Der Bilderschmuck der Frühdrucke (Band 20): Die Straßburger Drucker: 2. Johann Grüninger ... — Leipzig, 1937

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19183#0009
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Johann Grüninger

VON den Straßburger Druckern ist Johann Grüninger1) für den „Bilderschmuck der Frühdrucke" von besonderer
Bedeutung; hat er doch die zahlreichen Werke, die bis tief in das 16. Jahrhundert aus seiner Offizin hervor-
gegangen sind, zu einem großen Teil mit vielen Holzschnitten versehen, und dies in einer Form der Holzschnitt-
technik, die vom bisher Üblichen beträchtlich abweicht. Auf sie, wie auf die Tatsache, daß er seine Abbildungen
vielfach aus drei oder mehreren Holzstöcken zusammensetzt, wird im Schlußband des „Bilderschmucks" näher ein-
gegangen.

Johann Grüninger hat eine ganze Anzahl seiner Drucke mit einem seiner Druckerzeichen versehen, von denen
wir Proben aus der Frühdruckzeit mit Schlußschriften dem Abbildungsmaterial voranstellen (Abb. 1—3).

An der Spitze der illustrierten Drucke Grüningers steht zeitlich seine Deutsche Bibel vom Jahre 1485,
deren Bilderschmuck zwar auf die Nürnberger bzw. Kölner Bibeln zurückgeht, der aber keineswegs sklavisch
übernommen ist, vielmehr neu bearbeitet wurde. Schon die Größe der Holzstöcke, aber auch die Darstellung im
einzelnen, zeigen dies deutlich (Abb. 4—112). Rein inhaltlich ist derselbe Text illustriert wie in den Vorlagen,
so daß seine Mitteilung sich erübrigt.

Nach seiner Deutschen Bibel hat Grüninger zunächst nur kleinere Illustrationen in den folgenden Drucken
gebracht. Der Einblattdruck: Albrecht (von Bayern), Bischof von Straßburg. Erneuerung der Privilegien für
die Eulogiusbruderschaft der Hufschmiede zu Straßburg. Zabern, 8. Mai 1487, zeigt einen dem Text ent-
sprechenden Holzschnitt = Abb. 113.

Das „Breviarium Argentinense" vom XIII. Kai. Apr. = 20.März 1489 bringt im Psalterium den Holz-
schnitt des knienden David (Abb. 114), den Grüninger auch in den Drucken „Breviarium Augustanum" vom
30. Juni 1495, dem „Breviarium" vom 6. Sept. 1490 und in seinem „Hortulus animae" vom Jahre 1498 verwendet hat.

Und wieder folgt ein Einblattdruck, bei dem aber Vorder- wie Rückseite bedruckt sind. „Diß han practiciert
ich hafis schrotbanck moler vnd burger zu stroszburch", so meldet die Unterschrift der vorderen Seite. Oben
schmücken sie zwei beachtlich gut gezeichnete Köpfe (Abb. 116), in der Mitte ein Landsknecht mit Spieß, der aber
wenig gut erhalten ist (Abb. 117). Die Rückseite ist vollständig mit Kaiser Maximilians Titeln und den Wappen
der Landesteile bedeckt (Abb. 118).

Auf der Rückseite des Titels weist das „Praecordiale sacerdotum" vom 20. Januar 1490 den kleinen
Holzschnitt: Messe des Gregor=Abb. 115 auf.

Mit Buchschmuck reich versehen ist Salicetos „Liber meditationum" vom 11. August 1491. Schon
der Titel ist auf allen Seiten eingerahmt: oben zwei Engel, unten Christus mit den Aposteln, rechts und links
Buchschmuck (Abb. 119). Auf der Rückseite des Titels ist der Holzschnitt: Engel führen die Heilige Jungfrau gen
Himmel, darunter das offene Grab, an dem Jünger knien und stehen (Abb. 120), eingefügt. Im übrigen zeigen sämt-
liche Seiten des Oktavdruckes Buchschmuck der verschiedensten Form, der z.T. wiederkehrt (Abb. 121 —127).

Der„Biblia cum postillis" vom 3.November 1492 spürt man in ihren zahlreichen Holzschnitten die Ab-
hängigkeit von der Kobergerschen Ausgabe sofort an, wenn auch die Holzschnitte zum größten Teil im Gegensinn
kopiert und durchweg kleiner sind (Abb. 128—162). Dargestellt sind dieselben Gegenstände wie in den anderen
Drucken dieser Bibel in der Frühdruckzeit.

Die Straßburger Almanache sind z.T. außerordentlich große Einblattdrucke, die wir nur in Verkleinerung
wiedergeben können. Zu ihnen gehört auch der Kalender auf das Jahr 1493, der als Kopfstück die Marter des
heiligen Sebastian zeigt (Abb. 163), als Schlußleiste den Aderlaßmann, umgeben von vier kleineren Holzschnitten
mit den üblichen Darstellungen (Abb. 164). Die beiden Seitenleisten entsprechen den sonst in jener Zeit ge-
bräuchlichen.

Der Holzschnitt „Christus am Kreuz", der das „Idibus Nouembris"= 13. November 1493 fertig gewordene
„Missalespeciale" schmückt (Abb. 165), ist ob seiner trefflichen Ausführung der besonderen Beachtung wert.
Dasselbe Bild ist der Grüningerschen Ausgabe von „Idib9 Octobris"= 15. Oktober des Jahres 1498 beigegeben.
Ersteres weist noch den kleinen Holzschnitt (Abb. 166) auf, letzteres das T mit Isaacs Opferung (Abb. 167).

*) Vergleiche: E. Voulliöme, Die deutschen Drucker des 15. Jahrhunderts. Berlin 1922. 2. Auflage. S. I53ff.

3
 
Annotationen