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Schreiber, Heinrich
Die Bibliothek der ehemaligen Mainzer Kartause: die Handschriften und ihre Geschichte — Leipzig: Otto Harrassowitz, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.56930#0133
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DIE BIBLIOTHEK DER KARTAUSE
IN NEUERER ZEIT
Wenn sich auch das Hauptinteresse auf die Zeit der Handschriften richtet,
die Zeit, über deren geistiges Leben ganz besonders die Geschichte ihrer
Bibliotheken Aufschlüsse zu geben vermag, so darf doch nicht unterschätzt
werden, welche Bedeutung die Kenntnis der Schicksale einer Bibliothek
und der Zeugen dieses geistigen Lebens auch in der neueren Zeit hat. Es
würde ohnedies schwer fallen, bei Darstellung der Geschichte der Bibliothek
der Mainzer Kartause den Punkt zu finden, wo man das Mittelalter als
beendet bezeichnen dürfte. Bibliotheksgeschichtliche Forschungen, sie
mögen noch so weit ins Mittelalter zurückreichen, bauen sich zudem not-
wendig auf der Kenntnis der Schicksale der einzelnen Handschriften in
neuerer Zeit auf. Ohne diese Kenntnis lassen sich die Handschriften, welche
stets das Hauptziel der Betrachtung sind, nicht auffinden. Zeigt die Biblio-
theksentwicklung im Mittelalter vorwiegend das Zusammenkommen der
Sammlung, so ist in der neueren Zeit1 vielfach neben weiterer Vermehrung
auch die Entfremdung und Zerstreuung zu beobachten — ein Faktor, der
zu einem vollständigen Bild der Entwicklung nicht fehlen darf. Die den
Klosterbibliotheken weniger günstigen neueren Jahrhunderte legen der
Forschung die Pflicht auf, den Schicksalen der einzelnen Bände bis zu
ihrem heutigen Standort nachzugehen und so in der Forschung wieder zu
vereinigen, was einst eine Einheit gebildet hat. Dazu bietet das reich-
lichere historische Licht, das auf diese Zeiten fällt, die Möglichkeit, Einzel-
heiten und Gestalten, die für die Geschichte der geistigen Kultur des
Klosters von Bedeutung sind, in deutlicheren Linien zu erkennen als es
meist für das Mittelalter möglich ist.
DIONYSIUS CARTUSIANUS
Der Zuwachs an Handschriften, während der Inkunabelzeit noch rege,
wird durch die Ausbreitung der Buchdruckerkunst fast still gelegt. Seit 1510
1 Wie hoch auch in neuerer Zeit die Mainzer Kartäuser ihre Bibliothek einschätzten,
zeigt der Ausdruck Gazophilacium, den Mof.df.n gebraucht.

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