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Schreiber, Heinrich
Die Bibliothek der ehemaligen Mainzer Kartause: die Handschriften und ihre Geschichte — Leipzig: Otto Harrassowitz, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.56930#0019
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EINLEITUNG

Von dem Mainz vergangener Jahrhunderte sagt Friedrich Jacobs:1
„Keine Stadt war reicher an Bibliotheken.“ Jedoch spricht er bei Darstellung
der Bereicherung der Gothaer Büchersammlungen aus Mainzer Bibliotheken-
beute nur von der Dombibliothek,2 und bleibt für die übrigen Biblio-
theken die Nachrichten und für obige Behauptung den Beweis schuldig.
Es mag noch, besonders wenn man das mittelalterliche Deutschland be-
trachtet, dahingestellt bleiben, ob es nicht doch Orte gegeben hat, die
reicher an Bibliotheken waren als Mainz — daran würde doch selbst Jacobs
nicht gezweifelt haben, daß Orte mit reicheren Bibliotheken als Mainz sich
leicht finden ließen. Mag die Stadt der Erzkanzler eine maßgebende Rolle
in der deutschen Geschichte besonders des Mittelalters gespielt haben, mögen
die Anfänge christlichen Kulturlebens auf deutschem Boden aufs engste
mit dem Sitz des ersten deutschen Bischofs verknüpft sein, womit ja die
Geschichte der Bibliotheken unmittelbar zusammenhängt — Zahl und Be-
deutung der Mainzer Bibliotheken können nur unter gewissen Einschränkungen
mit den übrigen Sammelplätzen christlich - literarischer Kultur verglichen
werden. Nicht als ob das geistige Leben der deutschen Metropole ihrer
sonstigen Bedeutung nicht entsprochen oder nicht auch in Bibliotheken den
gebührenden Niederschlag gefunden hätte! Aber nur die wenigsten der
Mainzer Bibliotheken reichen in die frühen Jahrhunderte des Mittelalters
zurück und je länger diese Sammlungen den Stürmen trotzen mußten, denen
sie in der so häufig im Mittelpunkt der Ereignisse stehenden Stadt aus-
gesetzt waren, desto verderblicher sind die Wirkungen dieser Stürme, so daß
wir heute vielfach vor Trümmern stehen.3
Geschichte der Bibliotheken und Geschichte des geistigen Lebens stehen
in untrennbarem, auf Wechselwirkung beruhendem Zusammenhang. Keine
Bibliotheken ohne Tätigkeit des schaffenden Geistes — und die ersteren
1 Beiträge zur älteren Litteratur oder Merkwürdigkeiten der Herzgl. öffentlichen Bibliothek
zu Gotha hrsg. v. Fr. Jacobs und F. A. Ukert. Leipzig 1835. 5- I 2 Und auch diese
ist nicht so bedeutend wie die bei P. Lehmann, Johannes Sichardus (= Quellen und
Forschungen zur lat. Phil, des Mittelalters Bd. 4 H. 1) S. 158 mitgeteilte alte Inschrift
glauben machen könnte. / 3 So die Bibliothek des Domes und der Benediktiner von
St. Alban und auf dem Jakobsberg; vgl. die unten zu nennenden Arbeiten von Franz Falk.
Beiheft 60. j
 
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