zwangsläufig in einer fest lokalisierten „Werkstatt", sofern die techni-
schen Voraussetzungen eine solche nicht verlangten.
b. Hofkapelle
In diesem Zusammenhang ist für die ottonischen Herrscher, in deren
Umkreis die Situla mit Sicherheit zu verorten ist, die Institution einer
„Hofkapelle" von Bedeutung, wie sie vor allem Schramm - im Rahmen
seiner Untersuchung der Cathedra Petri- schon für Karl den Kahlen pos-
tuliert hat.457
Unter „Hofkapelle" wird einerseits die um das 'Heiltum' der cappa des
heiligen Martin gruppierte nötige liturgische Ausstattung zum Lesen der
Messe verstanden. In der Folge umfasst dieser Begriff jedoch noch
mehr: Er wird auf die liturgische Ausstattung des Kaisers ausgedehnt, die
ihn auch während seiner Reisen begleitet. Da die Herrscher zu hoher
Mobilität gezwungen waren und nicht damit rechnen konnten, an jedem
ihrer Aufenthaltsorte alle für den religiösen und herrschaftlichen
Gebrauch vorgeschriebenen Gegenstände vorzufinden, führten sie - so-
zusagen als Necessaire - stets auch eine Reisekapelle mit sich. Zur Hof-
kapelle und ihrem möglichen Inventar gehörte das Notwendigste an li-
turgischen Geräten, Büchern und Gewändern, das es möglich machte,
überall den Gottesdienst in einer dem Herrscher angemessenen Weise zu
begehen458, also Kelche, Patenen, Pyxiden, Bücher, (Vortrage-) Kreuze,
Rauchgefässe und Weihwassergefässe, ferner geistliche Gewänder und
Insignien, Stühle, Schemel, Decken, Vorhänge usw.459
Dass es sich dabei nicht etwa um eine kleine Ausstattung handelte, lässt
sich an den Berichten über Gewinn oder Verlust solcher Begleitschätze
während kriegerischer Auseinandersetzungen ablesen.460 Im Ruodlieb
(um 1050) gibt es beispielsweise eine Schilderung, wie es in einem Zelt
mit Reisekapelle aussah: „Dort stand ein Tisch, der zum Altar / gar
prächtig hergerichtet war; / Des Königs Diadem lag dort, / sein Kreuz
war auch an diesem Ort, / Damit man in ihm jeden Tag / dem König
Messe lesen mag."461
König Alfonso von Aragon (1104-1134) hatte in seinem Feldlager immer
einen mit Gold und Edelsteinen geschmückten Kasten bei sich, in dem
sich ein Kreuz aus dem Holze Christi befand. Er besass elfenbeinerne,
mit Gold und Silber geschmückte Pyxiden als Reliquien-Behälter.462 Über
spätere Fürsten erfährt man noch weiteres: Friedrich II. verlor - neben
seinem gesamten Harem - immense Reichtümer, als die Krieger von
Parma 1248 sein Lager erstürmten.463 Und die Beute, welche die Eidge-
102
schen Voraussetzungen eine solche nicht verlangten.
b. Hofkapelle
In diesem Zusammenhang ist für die ottonischen Herrscher, in deren
Umkreis die Situla mit Sicherheit zu verorten ist, die Institution einer
„Hofkapelle" von Bedeutung, wie sie vor allem Schramm - im Rahmen
seiner Untersuchung der Cathedra Petri- schon für Karl den Kahlen pos-
tuliert hat.457
Unter „Hofkapelle" wird einerseits die um das 'Heiltum' der cappa des
heiligen Martin gruppierte nötige liturgische Ausstattung zum Lesen der
Messe verstanden. In der Folge umfasst dieser Begriff jedoch noch
mehr: Er wird auf die liturgische Ausstattung des Kaisers ausgedehnt, die
ihn auch während seiner Reisen begleitet. Da die Herrscher zu hoher
Mobilität gezwungen waren und nicht damit rechnen konnten, an jedem
ihrer Aufenthaltsorte alle für den religiösen und herrschaftlichen
Gebrauch vorgeschriebenen Gegenstände vorzufinden, führten sie - so-
zusagen als Necessaire - stets auch eine Reisekapelle mit sich. Zur Hof-
kapelle und ihrem möglichen Inventar gehörte das Notwendigste an li-
turgischen Geräten, Büchern und Gewändern, das es möglich machte,
überall den Gottesdienst in einer dem Herrscher angemessenen Weise zu
begehen458, also Kelche, Patenen, Pyxiden, Bücher, (Vortrage-) Kreuze,
Rauchgefässe und Weihwassergefässe, ferner geistliche Gewänder und
Insignien, Stühle, Schemel, Decken, Vorhänge usw.459
Dass es sich dabei nicht etwa um eine kleine Ausstattung handelte, lässt
sich an den Berichten über Gewinn oder Verlust solcher Begleitschätze
während kriegerischer Auseinandersetzungen ablesen.460 Im Ruodlieb
(um 1050) gibt es beispielsweise eine Schilderung, wie es in einem Zelt
mit Reisekapelle aussah: „Dort stand ein Tisch, der zum Altar / gar
prächtig hergerichtet war; / Des Königs Diadem lag dort, / sein Kreuz
war auch an diesem Ort, / Damit man in ihm jeden Tag / dem König
Messe lesen mag."461
König Alfonso von Aragon (1104-1134) hatte in seinem Feldlager immer
einen mit Gold und Edelsteinen geschmückten Kasten bei sich, in dem
sich ein Kreuz aus dem Holze Christi befand. Er besass elfenbeinerne,
mit Gold und Silber geschmückte Pyxiden als Reliquien-Behälter.462 Über
spätere Fürsten erfährt man noch weiteres: Friedrich II. verlor - neben
seinem gesamten Harem - immense Reichtümer, als die Krieger von
Parma 1248 sein Lager erstürmten.463 Und die Beute, welche die Eidge-
102