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deutenden Kleriker und Politiker, Bischof Leo von Vercelli, literarisch
thematisiert wurde. Auch innerhalb der laudes regiae stand es an erster
Stelle. So sollen jetzt die historischen Verhältnisse jenes Zeitabschnittes,
vor allem hinsichtlich der Begegnungen von Papst und Kaiser, genauer
betrachtet werden. Eine Quelle ersten Ranges sind dafür die Kaiser- und
Papstregesten, von denen hier ein kurzer Überblick mit den wichtigsten
Ereignissen aus Lebens- und Regierungszeit Ottos III. und Heinrichs II.
wiedergegeben wird.482

a. Geschichtlicher Abriss der Regierungszeit Ottos III.

Weihnachten 983 wird der dreijährige Otto III. in Abwesenheit seiner
Eltern Otto II. und Theophanu, der Nichte des byzantinischen Kaisers
Johannes I. Tzimiskes (969-976), durch die Erzbischöfe Willigis von
Mainz und Johannes von Ravenna in Aachen zum König gekrönt. Kurz
nach der Krönung erreicht die in Aachen Versammelten die Nachricht
vom Tode Ottos II. bei Rom. Ein halbes Jahr lang macht der Bayernher-
zog und Onkel Ottos III., Heinrich der Zänker, dem Kind die Nachfolge
streitig, bis sich die Reichsfürsten und Bischöfe für den jungen König
entscheiden.483 Die Regentschaft übernimmt seine Mutter Theophanu bis
zu ihrem Tode 991, unterstützt durch ihre Schwiegermutter Adelheid, die
Witwe Ottos I. und Grossmutter Ottos III. Mit der Schwertleite auf dem
Reichstag in Sohlingen von 994 wird Otto III. regierungsmündig und im
Mai 996 sechzehnjährig in Rom von seinem, durch ihn im selben Jahr
zum Papst ernannten Vetter Gregor V. (Brun von Kärnten) zum Kaiser
gekrönt. Otto III. verlässt Rom im Juni; schon im Oktober muss Papst
Gregor V. vor dem römischen Patrizier Crescentius II. Nomentanus aus
Rom nach Spoleto fliehen, wo ihn Abt Abbo von Fleury im November 996
besucht und für sein Kloster weitgehende Privilegien erhält, die es de
facto von den Reichsbischöfen unabhängig macht und direkt dem Papst
unterstellt.

Gregor beruft im Februar 997 eine Synode in Pavia ein; kurz danach wird
bekannt, dass Johannes Philagathos, Erzbischof von Piacenza, der frühe-
re Lehrer Ottos III. und Berater der Theophanu, in Rom zum Gegen-
papst Johannes XVI. akklamiert und gesalbt worden sei. Abt Leo vom
Aventin wird mit einem illuminierten Gedicht aus der Hand Abt Abbos
von Fleury zu Otto III. gesandt, um dessen Unterstützung für Gregor V.
zu erbitten - vorerst erfolglos.484 Erst im Dezember 997 treffen sich Gre-
gor V. und Otto III. bei Pavia, wo sie gemeinsam das Weihnachtsfest
begehen. In Ravenna erhält Abt Odilo von Cluny im Februar 998 von
Gregor V. die vollständige Exemtion seines Klosters von aller bischöfli-

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