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II. Otto III. und die kirchlichen Machthaber

Bei jedem der drei Italienzüge Ottos III. war die gefährdete Position des
jeweiligen Papstes einer der wichtigsten Auslöser. Otto III. hatte, wie
schon erwähnt, enge persönliche Beziehungen zu beiden Päpsten seiner
eigentlichen Regierungszeit. Gregor V. (996-999), den er selbst zum
Papst ernannt hatte, erwies sich jedoch keineswegs als die ergebene
Kreatur seines Cousins, sondern vertrat deutlich die Interessen des
Papsttums dem Reich gegenüber. In den Jahren seines Pontifikats ent-
stand dann 998 das - bezeichnenderweise an den Papst gerichtete - von
Bischof Leo von Vercelli formulierte Wunschbild der gleichgewichtigen
Zusammenarbeit zwischen Papst und Kaiser unter den Auspizien des hei-
ligen Petrus, sein Versus de Gregor/o Papa et Ottone Augusto.501 Die
Neudefinition des Begriffs Synode zu Beginn des Jahres 999 drückte die
Gleichgestelltheit von Papst und Kaiser und dessen Mitspracherecht in
kirchlichen Belangen besonders deutlich aus.502

Nach Gregors V. Tod ernannte Otto III. seinen verehrten Lehrer Gerbert
von Aurillac, den damaligen Erzbischof von Ravenna, zu dessen Nachfol-
ger, Sylvester II. (999-1003). Diese beiden Persönlichkeiten scheinen
nun - verbunden durch eine gemeinsame Vision vom „deutsch-
römischen" Reich der Ottonen - weitgehend übereinstimmende Vorstel-
lung von den jeweiligen Kompetenzen von Papst und Kaiser innerhalb
dieses Herrschaftsgefüges gehabt zu haben.

Die zunehmende Durchdringung der Interessen der Kirche und des
Reichs, die durch Ottos III. häufige Teilnahme an den Synoden noch in-
tensiviert wurde, ist an deren Inhalt gut ablesbar. An diesem Punkt
scheint die historische Situation mit der Programmatik der Darstellung
auf der Situla fast deckungsgleich zu sein.

b. Geschichtlicher Abriss der Regierungszeit Heinrichs II.

Zum Verständnis der Rolle Heinrichs II. im Spannungsfeld von Imperium
und Sacerdotium ein kurzer Überblick über seine Regierungszeit von
1002-1024.503 Nach einer aufwendigen Kampagne vermochte Heinrich
IL, Enkel Ottos des Grossen und Sohn des bayerischen Herzogs Heinrich
der Zänker, die deutschen Fürsten und Bischöfe für sich zu gewinnen
und übernahm die Nachfolge Ottos III. Erzbischof Willigis krönte ihn in
Mainz zum König. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger betrieb Heinrich
II. eine kriegerische Ostpolitik, durch die er über Jahre in zahlreiche
Auseinandersetzungen vor allem gegen Polen verwickelt war. Auch die

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