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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 2) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17157#0115
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1038

System der Hieroglyphik

kommen von 40 Männern in der Zeit vom j. 640, wo Aegypten in die Hände der Araber fiel,
bis zum j. 83*2, wo die Baschmuriten beinahe gänzlich durch das Schwerdt der Araber aufgerieben
wurden, zu einer solchen Masse angewachsen wären, welche den Muslim. Heeren einen so be-
harrlichen und öfters so glücklichen Widerstand leisteten, als es das genannte Werk Hr. Quatrem.
selbst berichtet. Scheinen doch auch die Worte: Au resie, je ne pretends nullement garantir la
certitude de celle etymologie deutlich genug das geringe Vertrauen hindurch blicken zu lassen, welches
Hr. Quatrem. selbst in die etymologische Ableitung des Eutychius setzte. Ich erlaube mir aber die
Vermuthung: (/ue leur langue (nämlich der'Baschmuriten) etoit iotalement differente du copfe von
einer andern Seite zu begegnen. Das directe Zeugniss des Athanas, Bischof von Kons in Ober-
Aegypten, Verfasser einer Kopt. Grammatik, ist doch unstreitig im Bezug auf die Sprache der
Baschmuriten von einem ohne allen Vergleich grössern Gewichte als eine erst indirect aus Euty-
chius Angabe zu erschliessende Vorstellung. Nun sagt Athanas ausdrücklich, dass das Koptisch-
Basehumrische den dritten Dialekt der Aegypt. Sprache bildete und dass das Koptisch-Sahidische,
das Koptisch - Bahirische und das Koptisch - Baschmurische zu einer und derselben Sprache
(sJ^ä-^j äüti) gehörte. Gesetzt nun auch, die von Eutychius erzählte Abstammung der mit den
Baschmuriten identischen Bimaiten habe ihre volle Richtigkeit, so würden wir nur anzunehmen haben,
dass die Bimaiten = Baschmuriten einen Aegypt. Dialekt redeten, das heisst, in die Sprache der
alten Insassen des Landes übergetreten waren. Die Erzählung des Eutychius lässt sich aber mit
der Lehre des Athanas leicht vereinigen. Spottnamen knüpfen sich häufigst an einen geringfügigen
Umstand. Es ist möglich, dass ein Häuflein von 40 Mann im Delta zurück blieb und dass deren
Nachkommen, von den Sitzen der Baschmuren umringt, in dem Kampfe der Baschrauren gegen die
Araber sich zu den ersteren hielten, mochten sie nun deren Sprache reden oder auch nicht. Der
Hass gegen die Baschrauren bewirkte aber leicht, dass man sie mit dem Namen der unter ihnen
lebenden Bimaiten bezeichnete, gleich als wären sie selbst keine National-Aegypter, sondern die
Nachkommen jener verachteten, geflüchteten Fremdlinge. Wie oft man solche geringfügige Neben-
umstände zur Prägung allgemeiner Spottnamen auszubeuten pflegte, davon giebt die christl. Ketzer-
geschichte Beispiele in Menge. Was den zweiten Punct oder die grössere Verwandtschaft des so
genannten Baschmurischen Dialektes rait dem Sahidischen als mit dem Memphit. Dialekte anbelangt,
so ist nichts weniger geeignet darzuthun, dass desshalb die von Zoega und Engelbreth für Baschm.
ausgegebenen Fragm. nicht in dem Delta, dem Lande der Baschmuren, geredet worden sein könn-
ten. Kein Mensch wird glauben, dass die Aegypt. Sprache gleich vom Anfange an in eine Mehr-
heit von Dial. gespalten war. Diese Spaltung war vielmehr hier wie überall ein im Laufe der Zeit
eintretendes Ereigniss. Dass nun hierbei die Sprache der Baschmuren eine grössere Aehnlichkeit
mit dem Ober-Aegypt. als mit dem Mittel-Aegyptischen Idiome gewann, konnte auf mehrfache
Wreise bewirkt werden. Erstens konnte der Memphit. Dialekt wegen des mit dem spätem politi-
schen Vorherrschen von Memphis Hand in Hand gehenden grössern Aufschwunges Mittel-Aegyptens
leicht an euphonischem Gehalte zunehmen, während Ober- und Unter-Aegypten auf einer gemein-
samen, oder nicht weit von einander entfernten niedrigem Stufe stehen blieben. Es ist aber auch
denkbar, dass der -Memphit. Dialekt die ursprüngliche Färbung der altägypt. Sprache unverfälschter
beibehielt, während das der Bildung mehr entfremdete Ober- und Unter-Aegypten die alte Sprech-
weise stärker entarten liess. Gleiche Ursachen konnten also leicht in Ober- und Unter-Aegypten
auch gleiche Wirkungen hervor bringen, ohne dass eine Einwirkung der einen Provinz auf die an-
 
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