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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 2) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17157#1174
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(Anhang II.)

Paläographisches Alphabet der Koptischen Schrift.

Oefters ist von den Gelehrten die Frage aufgeworfen worden, in welche Zeit die Einführung
der Kopt. Schrift falle. Die Frage ward verschieden beantwortet. Einige Hessen dieselbe unter
Psaonnitich, andere unter den Lagiden, noch andere unter den Rom. Kaisern des 3t. Jahrh. ge-
schehen sein. Sucht man aber nach den Beweisen dieser Angaben, so scheint mir kaum irgend
ein wissenschaftlicher Gegenstand mit so w enig zureichenden Gründen erledigt worden zu sein wie
dieser. Hier berief man sich auf die bekannten Schritte, welche Psammitich zur Befreundung mit
Griech. Wesen that, dort auf den noch mächtigern Einlluss der Lagiden-Herrschaft, um hierdurch
die Abschaffung der national-ägypt. Schrift und die Einführung des Griech. Alphabetes darzuthuen.
Ich brauche kaum das Nichtige dieser Beweis-Führung bemerklich zu machen. Gewiss werden
diejenigen Aegypter, welche Psammitich die Griech. Sprache erlernen liess, auch die Griech. Schrift
kennen gelernt und die Kenntniss dieser und jener auf die von ihnen abstammenden Dolmetscher
übergetragen haben. Ohne Zweifel wird unter der Herrschaft der Ptolemäer die Kunde der Griech.
Sprache und Schrift noch bei weitem mehr unter den Aegyptern verbreitet worden sein. Allein
hieraus folgt doch nur, dass eine mehr oder minder grosse Anzahl Aegypter seit Psammitich das
Griechische auch Griechisch geschrieben haben wird, nicht im Entferntesten aber, dass dieselben
Aegypter, geschweige denn die grosse Anzahl anderer, welche des Griech. unkundig waren, ihre
eigene Aegyptische Sprache mit Griech. Buchstaben geschrieben haben. Wie spät aber erst der
Griech. Einfluss die national-ägypt. Schrift ganz zu beseitigen vermochte, zeigen zur Genüge die jün-
geren Leidener demotischen Papyrus, mit welchen wir uns in der Folge zu beschäftigen haben werden.
Auf der andern Seite berief man sich auf Stellen wie die in Capitol. Gord. .,Gordiano — sepulcrum
fecerunt, iilulum addentes et Graecis ei Lcdinis et Persicis et Judaicis et Aegyptiacis Uteris, at
ab omnibus Iegereiuru. um zu beweisen, dass das hierdurch noch verbürgte vorherrschende Vor-
handensein der national-ägypt. Schrift das ausgedehntere Vorhandensein der Griech.-Aegypt.
(Kopt.) Schrift ausschliesse. Ich erlaube mir durch wenige Worte zu bemerken, wie man durch
ein zu starkes Pressen solcher Stellen, welche die von uns zu beweisende Hauptsache als Neben-
sache behandeln, dem wirklichen Sach - Verhältnisse nur zu leicht Gewalt anthut. Die erwähnte
Thatsache als vollkommen beglaubigt angenommen, so konnten die Urheber jener Inschrift einen
doppelten Zweck im Auge haben. Entweder man wollte durch die in verschiedenen Schriftzeichen
abgefasste Inschrift die Wichtigkeit des Mannes, welchem das Grabmal angehörte, hervorheben,
oder man beabsichtigte, wie es der Verfasser jener Zeilen annahm, bei ihnen bloss das Verständ-
niss Seitens der genannten Völker. Bei dem erstem Zwecke waren die Schriftzeichen um so

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