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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 2) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17157#1177
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2100

Palä ographisches Alphabet der Koptischen Schrift.

MOOy, MAy, m Zusammensetzungen MOY; HO (vgl. Mcovmjg). Für das M trat nach ChampoJ-
lion's Alphabete auch das f^j ein. Schliessen diese Figuren nun vielleicht den Begriff

des MOl, MA da, date und überhaupt dare (1962.) oder MO accipe in sich, wie die Fig. als
Begriff des Gebens : + für + oder T stehen sollte (401. 405.)? Wie dem nun auch sei, so möchte auf
der einen Seite die Bekanntschaft des Brief-Schreibers mit dem Aegypt. Alphabete, auf der andern Seite
die imKopt., nicht aber im Griech. Alphabete gangbare Benennung Heia, Simma, Hh (man übersehe nicht
die reinere und demnach auch ältere Ausdrucks-Weise gl für ge) es ausser Zweifel setzen,
dass der Verfasser dieser Buchstaben-Mystik ein Aegypter war. Wird nun aber hierdurch erwie-
sen, dass das Griech. Alphabet zu seiner Zeit bereits auf die Aegypt. Sprache übergetragen war?
Streng genommen, durchaus nicht. Wohl aber lässt der Umstand, dass der Aegypter oder Kopte
gewisse Buchstaben des Griech. Alphabetes bloss unter der eigenthütnlichen, den Kopten bei wei-
tem vorherrschend zu eigen gebliebenen Benennung aufführte, mit grosser Wahrscheinlichkeit schlie-
ssen, dass ihm die so behandelten Buchstaben nicht als die Bestandteile einer fremden, sondern
bereits als die seiner eignen Sprache galten. Ob nun diese Briefe wirklich von Pachom herrühren,
wage ich nicht zu entscheiden. Dürfte ihnen wenigstens ein hohes Alter zugesprochen werden,
worüber ich mir indess gleichfalls kein Urtheil erlaube, so würde man daraus, dass die Griech.
Buchstaben-Benennungen schon auf eine beträchtliche Weise entstellt worden sind, zu folgern ha-
ben, dass die Uebertragung des Griech. Alphabetes auf die Aegypt. Sprache bereits in einer sehr
frühen Zeit erfolgt sein müsse. Ich brauche kaum zu bemerken, wie wenig man vermöge dieser
Briefe im Stande ist, eine bestimmte Angabe über die Einführung des Kopt. Alphabetes zu machen.

In Ermangelung anderer, ein stärkeres Licht über diesen Gegenstand verbreitender Stellen
bleibt nichts übrig, als uns an die Kopt. Schrift selbst zu wenden, um vielleicht durch deren ge-
nauere Betrachtung eine wenigstens annähernde Bestimmung ihres Alters zu erhalten. Ich habe
p. 2ü45. bemerkt, dass das Kopt. des Besitzes sehr alter, in Erz oder Stein niedergelegter In-
schriften ermangele. Nichts desto weniger ist das Kopt. nicht ganz ohne Inschriften. Als die äl-
testen derselben bezeichnete Niebuhr die von Gau mitgetheilten Scherben-Inschriften von Dekkeh.
Er äusserte sich hierüber also1): „Eine grosse Merkwürdigkeit bei diesen Stücken — ist, dass
aus ihnen, wenigstens mit höchster Wahrscheinlichkeit der am x^nfang des 3t. Jahrhunderts unse-
rer Zeitrechnung noch fortdauernde Gebrauch der alten ägyptischen Schrift, neben dem der kopti-
schen, obgleich bei vorherrschendem der griech. Sprache erhellt. Ich beschränke mich darauf, die-
sen Umstand höchst wahrscheinlich zu nennen, doch dürfte er wohl gar nicht bezweifelt werden
können$ denn die Gleichzeitigkeit der griechisch beschriebenen Scherben, mit denen jene gefunden
sind, unter sich, wird aus dem, was ich über ihren Inhalt sagen kann, hervorgehen. — Kenner der
(Aegyptischen) Sprache werden leicht entscheiden, ob diess mit dem koptischen Stück der Fall
ist, welches unter No. 28. erscheint. Ohne allen Zweifel ist diess sammt den Unterschriften auf
No. 7. und 21. das älteste erhaltene Denkmal des Gebrauchs der koptischen Schrift." Aus dem,
was ich p. 956. fgg. über die noch in der Mitte und am Ausgange des 3t. Jahrb. Statt gefundene
geringe Bekanntschaft der Griech. Sprache unter den Aegyptischen Klerikern berichtet habe, wird
man leicht ersehen, wie gewagt, um nicht zu sagen, wie unbegründet Niebuhrs Sehlis aus den

1) Nikbuhr Inschriften in Nubien und Aegypten p. 18. Taf. VILf. IX. zu G.vr Neuentdeckte Denkmale)'
von Nubien.
 
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