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Fünftes Hauptstück.
Athen sich zeigt, wo freilich der als üppiger Pflanzenstamm charakterisirte
Omphalos des bronzenen Dreifusses, der ihn umgab, längst beraubt ist,
führt uns auf die zweite, einfachere, nicht minder bedeutungsvolle Form
des hohen Gefässstandes. Dieses Motiv ist, wie jener mehrfüssige Stand,
noch jetzt im Orient in grösster Natur einfachheit anzutreffen. Ein Stengel
oder Stamm, der sich nach unten und nach oben erweitert und oben in
Becherform endigt, zur Aufnahme des Gefässes; wieder, wie oben, ein
Gefäss für das Gefäss, wie unser Eierbecher für das Ei.1 (Die Cortina.)
Doch mag uns zunächst der unterste Stamm beschäftigen, unab-
hängig von dem Becher der nur Repräsentant des Getragenen ist, dem
Stand formalen Abschluss gibt, seine Bestim-
mung ankündigt. Jener ist, wie gezeigt wurde,
als Stütze nur für das Getragene vorhanden,
bethätigt sich für letzteres, er ist ausserdem in
Abhängigkeit von dem Erdboden, auf den er
seine Last zu übertragen bat; daher oben auf-
Mittelformen zwischen Ringfuss und hohem Rand.
nehmend, unten mittheilend. Diese doppelte Funktion drückt sich aus in
Form und Schmuck. Die hyperboloide Form mit stärkerer unterer
Schweifung ist die herkömmliche und sicher auch die sprechendste^
Kanäle, Blätter oder andere steigende und fallende dekorative Formen,
die an Straffheit und Elasticität erinnern und sie ausdrücken, entwickeln
sich von einem gemeinsamen Stützpunkte aus, der gegen die Mitte des
Hyperboloids liegt, nach oben und nach unten. Der Stützpunkt bildet
1 Siehe auf der vor. S. die Darstellung eines derartigen Stands aus Terrakotta
(Berl. Mus.) Vergl. auch die Amphora auf S. 11 mit hohem abgesondertem Stand. Ein
ähnlicher aus älterer Zeit, mit der dazu gehörigen Vase, beschrieben von Gav. de Rossi,
mon. ined. 1851, pag. 36. (Fig. der folg. S. rechts.)
Fünftes Hauptstück.
Athen sich zeigt, wo freilich der als üppiger Pflanzenstamm charakterisirte
Omphalos des bronzenen Dreifusses, der ihn umgab, längst beraubt ist,
führt uns auf die zweite, einfachere, nicht minder bedeutungsvolle Form
des hohen Gefässstandes. Dieses Motiv ist, wie jener mehrfüssige Stand,
noch jetzt im Orient in grösster Natur einfachheit anzutreffen. Ein Stengel
oder Stamm, der sich nach unten und nach oben erweitert und oben in
Becherform endigt, zur Aufnahme des Gefässes; wieder, wie oben, ein
Gefäss für das Gefäss, wie unser Eierbecher für das Ei.1 (Die Cortina.)
Doch mag uns zunächst der unterste Stamm beschäftigen, unab-
hängig von dem Becher der nur Repräsentant des Getragenen ist, dem
Stand formalen Abschluss gibt, seine Bestim-
mung ankündigt. Jener ist, wie gezeigt wurde,
als Stütze nur für das Getragene vorhanden,
bethätigt sich für letzteres, er ist ausserdem in
Abhängigkeit von dem Erdboden, auf den er
seine Last zu übertragen bat; daher oben auf-
Mittelformen zwischen Ringfuss und hohem Rand.
nehmend, unten mittheilend. Diese doppelte Funktion drückt sich aus in
Form und Schmuck. Die hyperboloide Form mit stärkerer unterer
Schweifung ist die herkömmliche und sicher auch die sprechendste^
Kanäle, Blätter oder andere steigende und fallende dekorative Formen,
die an Straffheit und Elasticität erinnern und sie ausdrücken, entwickeln
sich von einem gemeinsamen Stützpunkte aus, der gegen die Mitte des
Hyperboloids liegt, nach oben und nach unten. Der Stützpunkt bildet
1 Siehe auf der vor. S. die Darstellung eines derartigen Stands aus Terrakotta
(Berl. Mus.) Vergl. auch die Amphora auf S. 11 mit hohem abgesondertem Stand. Ein
ähnlicher aus älterer Zeit, mit der dazu gehörigen Vase, beschrieben von Gav. de Rossi,
mon. ined. 1851, pag. 36. (Fig. der folg. S. rechts.)