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T ektonik. Technisch- Historisches.

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Grade die Alleinherrschaft zu gewinnen, dass nichts für Andere zu thun
übrig blieb, dass z. B. bei Betthimmeln nicht nur jegliches Gerüst ver-
schwand, sondern sogar die Aufsätze darauf, Vasen und dergl. aus Sammet
und Posamentirarbeit ausgeführt wurden.
Es folgt nach Ludwig XIV. die geistreich ausgelassene Zeit der
Regence und Ludwigs XV. Nun macht sich das Möbel von den Ge-
setzen der architektonischen Tradition fast völlig unabhängig, bleibt es
nur noch durch die absolute Angemessenheit für allerdings oft frivole und
kapriziöse Zwecke und durch die Eigenschaften der Stoffe an die Form


Rococokommode.

gebunden, in dieser Beziehung einzig dastehend in der Geschichte der
Künste. Dieser Stil bildet sich zunächst an den allereigentlichsten Mö-
beln, das heisst den Stühlen und Tischen heran, gewinnt aber durch die
darauffolgende Uebertragung auf Schränke1 und Getäfel auch Fuss in
der Baukunst, in welcher sogar die uralte Tradition der Säulenordnungen
von dem herrschend werdenden geschweiften Tischlerrahmenwerk fast
verdrängt wird, indem dieses in den Steinstil übergeht. Die organische
Belebung des Rahmens als Ersatz für die nun sehr spärlich vorkommenden

Vergl. obige Rococokommode.
 
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