Anhang.
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haften Verstimmungen, instinktmässig den idealen Zug und die Gerad-
heit, Biederkeit und die grenzenlose Uneigennützigkeit seines Wesens
heraus, die ihn denn auch nie zu viel kommen liessen, obwohl er, bei
den gewaltigen Aufgaben, die ihm übertragen waren, sich leicht ein so
grosses Vermögen hätte sammeln können wie andere, die ihren Vortheil
rücksichtsloser verfolgten.
War aber das ganze Ungenügen einer idealen Natur in ihm, so
hinderte ihn diess doch keineswegs nach der Tage Last Abends wenigstens
ein fröhlicher Zecher zu sein, dessen eiserne Natur ihm erlaubte, Morgens
früh schon wieder an der Arbeit zu sitzen, trotzdem dass ei' selbst in
späteren Jahren selten vor Mitternacht zur Ruhe kam. Seine Arbeits-
kraft war geradezu unermesslich und bestätigte sich jetzt in einer Un-
zahl von Entwürfen neben der Leitung des Baues des Polytechnikums
selber, die ihm alsbald übertragen ward. Mit den sehr begränzten Mitteln,
die ihm ein so kleines Gemeinwesen zur Verfügung stellen konnte, hat
er hier, obwohl der Bau in seiner Hauptdisposition schon festgestellt war,
als er kam, dennoch unglaublich viel erreicht. Indem er alle Kraft auf
das die Aula enthaltende Centrum verwendete, es aus einem grossartigen
Terrassen- und Treppenbau höchst glücklich herauswachsen liess, machte
er das Ganze zur höchsten Zierde von Zürich, das es jetzt förmlich be-
herrscht. Als eines der schönsten Stücke moderner Baukunst ward es
für die allgemeine Adoption des Renaissance-Styls in Süddeutschland fast
entscheidend. Eben so genial wie der Mittelbau ist dann das Vestibül,
welches durch die feine Grazie der Entwicklung direkt an Bramante und
Sammichele erinnert.
Bis zu seinem Auftreten war die Architektur in der Schweiz, soweit
von einer solchen überhaupt die Rede sein konnte, unglaublich im Argen
gelegen; diess wurde nun so gründlich anders, dass zunächst Zürich, bald
aber auch viele andere Schweizer Städte ein ganz neues Gesicht be-
kamen und heute wohl die Vergleichung mit keinen andern modernen in
der Welt zu scheuen haben. Denn der Sinn der Bevölkerung selber
wurde nicht minder dadurch umgewandelt, sie lernte wiederum der Schön-
heit Opfer bringen, an die sie vor ihm nie gedacht hätte. Wenn das
Schlechte bisweilen eine verführerische Kraft besitzt, so hat das Edle
und Schöne sie glücklicherweise noch weit mehr — allerdings nur dann,
wenn es in die Sinne fällt. Es ist diess ein Zug, der so sehr zur Ehre
der menschlichen Natur gereicht, dass man ihm nur eine grössere Berück-
sichtigung von Seiten der massgebenden Kreise bei uns wünschen möchte
— um so mehr, als man im Gegentheil bei jeder Veranlassung wieder
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haften Verstimmungen, instinktmässig den idealen Zug und die Gerad-
heit, Biederkeit und die grenzenlose Uneigennützigkeit seines Wesens
heraus, die ihn denn auch nie zu viel kommen liessen, obwohl er, bei
den gewaltigen Aufgaben, die ihm übertragen waren, sich leicht ein so
grosses Vermögen hätte sammeln können wie andere, die ihren Vortheil
rücksichtsloser verfolgten.
War aber das ganze Ungenügen einer idealen Natur in ihm, so
hinderte ihn diess doch keineswegs nach der Tage Last Abends wenigstens
ein fröhlicher Zecher zu sein, dessen eiserne Natur ihm erlaubte, Morgens
früh schon wieder an der Arbeit zu sitzen, trotzdem dass ei' selbst in
späteren Jahren selten vor Mitternacht zur Ruhe kam. Seine Arbeits-
kraft war geradezu unermesslich und bestätigte sich jetzt in einer Un-
zahl von Entwürfen neben der Leitung des Baues des Polytechnikums
selber, die ihm alsbald übertragen ward. Mit den sehr begränzten Mitteln,
die ihm ein so kleines Gemeinwesen zur Verfügung stellen konnte, hat
er hier, obwohl der Bau in seiner Hauptdisposition schon festgestellt war,
als er kam, dennoch unglaublich viel erreicht. Indem er alle Kraft auf
das die Aula enthaltende Centrum verwendete, es aus einem grossartigen
Terrassen- und Treppenbau höchst glücklich herauswachsen liess, machte
er das Ganze zur höchsten Zierde von Zürich, das es jetzt förmlich be-
herrscht. Als eines der schönsten Stücke moderner Baukunst ward es
für die allgemeine Adoption des Renaissance-Styls in Süddeutschland fast
entscheidend. Eben so genial wie der Mittelbau ist dann das Vestibül,
welches durch die feine Grazie der Entwicklung direkt an Bramante und
Sammichele erinnert.
Bis zu seinem Auftreten war die Architektur in der Schweiz, soweit
von einer solchen überhaupt die Rede sein konnte, unglaublich im Argen
gelegen; diess wurde nun so gründlich anders, dass zunächst Zürich, bald
aber auch viele andere Schweizer Städte ein ganz neues Gesicht be-
kamen und heute wohl die Vergleichung mit keinen andern modernen in
der Welt zu scheuen haben. Denn der Sinn der Bevölkerung selber
wurde nicht minder dadurch umgewandelt, sie lernte wiederum der Schön-
heit Opfer bringen, an die sie vor ihm nie gedacht hätte. Wenn das
Schlechte bisweilen eine verführerische Kraft besitzt, so hat das Edle
und Schöne sie glücklicherweise noch weit mehr — allerdings nur dann,
wenn es in die Sinne fällt. Es ist diess ein Zug, der so sehr zur Ehre
der menschlichen Natur gereicht, dass man ihm nur eine grössere Berück-
sichtigung von Seiten der massgebenden Kreise bei uns wünschen möchte
— um so mehr, als man im Gegentheil bei jeder Veranlassung wieder