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Schleswig-holsteinischer Kunstkalender — 1912

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Literarische Beiträge
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Schmidt, Robert: Das Hamburgische Ratssilber und ähnliche Arbeiten aus alter und neuer Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.19991#0030
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gefcbenP gegeben. Der Öürgermeifter ober bat
den PoPal dann „dem bod)löblidjen Senat oon
Lüneburg 3U feinem ewigen TlndenPen geffifitef,
um denfelben 3wifd)en den Sdjaugeräten des
Senats aufouffeUen".

Hod) beute mad)t das £üneburger Kats-
filber einen impofanten «Eindrutf, frotjdem
oon den 255 filbernen Geräten; die im Jatyve
159$ dort oer3eid)net waren, nur nod) 37
übrig geblieben find. Die t)auptmaffe daoon
mußte wä'brend des 30jäbrigen Krieges fort-
gegeben werden. £war jpor oas jumeift das ge-
wöbnlicbe ©ebraud)sfilber, aber aud) Pünft-
lertfd) wertoolle Breiten find dabei sugrunde
gegangen, tttit wenig Tlusnabmen find es ein-
beimifd)e Breiten, die den £üneburger ©old-
fd)tniedeftand auf bedeutender J>öbe3etgen.Pon
der 3wetten f>älfte desl5.5abri)underts an bis
ans «Ende des lö.^abrbunderts find die IPerPe
3u datieren, die in der ©efd)loffenbeit tbrer biff o-
rifeben Abfolge den einbeitlid)en Uberblitf ge-
ffatten über die Handlungen in der fttliffifd)en
Formulierung der einzelnen ©eräffypen oon
der ©otiP bis 3ur Spätrenatffance. Und nun
bedenPe man, dag Lüneburg 3war eine red)t
woblbabende, aber immerbin Peine der großen,
mäd)ttgenStädteDeutfd)lands war, wie fie etwa
im Süden durd) Dürnberg, Straßburg, fiuge-
burg, im Horden durd) die £>anfeffädte Ham-
burg, £übe<f, Bremen repräfentiert wurden.
Söenn nun febon Lüneburg einen fo ffattlidjen
Kafsfcbatj 3u eigen nannte, wie tmpofant muß
der Silberfd)a(s diefer großen ©emeinwefen
gewefen feint Und fo gut wie niebts ift daoon
erbalten! Das Wenige, das der Reiten ttot
überdauert bat, ift im £aufe des oortgen ^abr-
bunderts — oerffändnislos, pietätlos — fort-
gegeben worden und fd)tnütft nun die reiben
Prioatfammlungen der in- und ausländifd)en
©eldariffoPrafie. Die boben idealen tPerfe,
deren man fid) damit begab, das Stütf ©e-
fd)id)te, das man damit oerfd)ad)erte, ad)tete
man damals nidjt. Ü)ie wenn eine $amilie
tbre ^b"enbilder, wie wenn ein Regiment feine
Jabne oerPauff!

Uürnberg befitjt als ein3igen Keft feines ebe-
maltgen Uatsfcbatjes den berübmten 1 ftleter
boben Cafelauffa^ £Den3el 5amni£ecs - in
moderner Uad)bildung! Das (Original fcbmücft
ein Kotbfcbildfd)es Palais in Paris (ftbb. 6).
©o ift denn faff überall der ^ufammenbang mit
der Pergangenbeit serriflen worden, und beute,
wo man das einfiebt> und die Sünden der
Pater wieder gut mad)en mö'cbte und niebt Pann,
ftrebt man danacb, eine Tradition wenigstens
für 3uPünftige ©efd)led)fer wieder an3ubabnen
dur<b die Sd)affung eines Silberfcbatjes,
der der Bedeutung und Würde der Stadt

entfpridjf, und der wie eine Kette PöffUcber
Dokumente oon der DanPbarPeit der 3ürger
und oon ibrem Kunfffinn Zeugnis ablegen
foll in feierlidjffer Stunde, wenn die «Dber-
bä'upter des ©emeinwefens 3um gemeinfamen
Jltable fid) oerfammeln, um die «Erinnerung
an »ergangene große «Ereigntffe 3U pflegen,
um neuen ©efaVbniffen die SPeibe 3U geben,
oder um erlaubten ©äffen den ©ruß der Stadt
ju entbieten. Die bisber Pabjen «Tafeln füllen
Heb nun wieder mit den febönften Blüten des
©ewerbefleißes, mit KunffroerPen aus edelftem
Material. ^a-ea
Unter den deutfdjen Städten, deren retdje
Bürger fid) am frübeften wieder darauf befonnen
baben, daß es eine moralifd)ePerpfiid)tung ift,
denöefitj der Stadt an Pünftlerifd)em,repräfen*
tatioem Silber 3U mebren, ftebt Hamburg an
erffer Stelle. Bud) im Hamburger Katbaus
fehlte es gänsltd) an Arbeiten der oergangenen
^abrbunderte, trotzdem die ©oldfd)tniedePunft
der t)anfaffadt oon jeber beroorragendeJPerPe
gefd>affen bat. «Eine ganse Reibe Hamburger
©oldfd)miedearbeiten, 3um «Teil erften Ranges,
find dagegen beute wieder im $amburgifd)en
Sttufeum für Kunft und ©ewerbe oereinigt. So
die beiden prädjfigen Öudjeinbände aus dem

14. und dem Bnfang des 16. ^abrbunderts,
die der Ktrdje S. Petri und dem früberen Klofter
§arweffebude entflammen, und jedenfalls für
einbeimifebe tDerPftätten inftnfprud) ju nebmen
find. So die filbernen,,tPtUPomtnen"l)amburger
Jnnungen und 0rüderfd)aften aus dem!7. und

15. 5abrbundert, 6ed)er, Skalen ufw. der-
felben 3eit, die fid) mit den tDerPen der fügen-
den füddeutfeben ifieiffer oon Dürnberg und
Augsburg wobl meffen Pb'nnen. Pon dem be^
deutendften Hamburger ©oldfdjmied, dem 1612
geftorbenen Jacob iftoers, bot fid) allerdings,
außer den etwa SO U)erP3etd)nungen in der
6ibliotbePdes6erlinerKunftgewerbemufeums,
nid)ts in Deutfd)land erbalten; JHoers bat oor-
nebmlid) für die bolffeinifeben dürften und den
dänifd)en $of gearbeitet, und in Kopenbagen
und im Kreml ju JltosPau jeugen impofante
Arbeiten oon feiner Kunft. jesje®,

Die frübeffen Silberffürfe, die in dem mäd)-
tigen <Irefor des neuen Hamburger Katbaufes
aufbewahrt werden, find einige <Itfd)leud)ter
oom^abre 1 Sl5. (S.^bb.7) «Es find iPerPe eines
einbeimifd)en Hteifters und jeigen den typtfd)en
Stil jener <5ett: die etwas mageren, aber gut
durdjgebüdetenantiPifierenden Profile der aus-
gebenden <Empire-«fpod)e mit wenigen und
fd)lid)ten Ö)rnament3utaten, und-ein CboroP-
teriftiPum diefer, in wirtfd)aftltd)er Depref)ion
darniederliegenden^eit-obnejedePergoldung.
Das gletd)e ift der fall bei dem näd)ften tPerP,
 
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