Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schleswig-holsteinischer Kunstkalender — 1912

DOI Heft:
Literarische Beiträge
DOI Artikel:
Schulz, Detlef: Ein neuer holsteinischer Tondichter
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19991#0088
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
efn neuer falfltinifötz £ondi<f)ter SiSÄ

7n niederdeuf fd)en Bonden fdjeinf heut' das IU13 »erträumter £andfeen die Phantafie ein-
meerumfd)lungene l>olffein, wo t>eideund genommen, und fo iff es gan3 natürlich, daß
See, Hleer und Hlarfd) fid) ineinander Der- grade diefe pbantaffifdjen heimatlichen £and*
Heren, befonders anregend auf das fünft- fdjafitsftintmungen am ftärPffen in der Dichfer-
lerifd)e ©Raffen 3u wirPen. Dies StücP feele Hiemanns anPlingen, wenn auch der 5al>l
Erde l>at Stimmung. Hid)tbloß die idyl- nach das rein idyllifche <5enre ohne den §in-
lifcf)e Stimmung, die den breiten, prangenden tergrund der pbantaffifd)en Hatur in feinen
Kornfeldern und den fd)ilfumPrän3ten moo- Kompofitionenüberwiegt.iüirfindenalfo beide
rigen £andfeen der übrigen niederdeutfd)en Rid)tungen bolfteinifcher tjeimatsPunff beiHie-
(Tiefebene eigen iff. Sondern Hloor und Heide, mann nieder: die tfalladenffimmung wie das
mehr als das aber noch die graue, wilde Hord- idylfifche 6enre (aud) Plegie und gemütvollen
fee und die prächtige blaue (Dftfee geben ihm ein Humor umfafTend). Bber daswifchen liegt eine
StücP EwigPeitsftimmung, einen grandiofen gan3e Reihe oon Nuancen, die dem £yriPer
Einfd)lag, einen Busblid? in das Erhabene, der Hiemann perfönlidj eigen find, und dann treten
anderen niederdeutfd)en banden fehlt. j& aud) nod) oon »erfd)iedenen Seiten did)terifd>e
Jdyll und großartige Hafurffimmung, diefe und tondid)terifd)e EinflüfTe bin3U, die fid) on-
beiden ^üge fpiegeln fid) aud) in der Runff fangs erPennbar in Hiemanns Kompositionen
Holfteins. Hebbel und 6rabms oertreten den abgeben, um dann fpäter nur in $orm einer
großen Stil, die porwiegende Stimmung des bereicherten bormonifd)en und Poloriftifdjen
Holffeiners aber geht auf das JdyU und das ?lusdrucPsweife fidjtbar 3U werden,
<Denre. 3« den jungen t>olffeinern der letzteren Htan Pann alfo roobj fagen: Hiemanns £on-
Rid)tung bePennt fid) in der Hlehrsabl feiner dichtungerwächftimengenBnfchlußandiebol-
JEondidjtungen, aber Peineswegs in allen, der in fteinifd)e Heimat, aber )ie bearbeitet die allge-
ieip^ig wirPende HtufiPer £öalter Hiemann, meinen Stimmungen der £andfd)a)it fehr fub-
ein Schüler feines Vaters, Humperdincts und jePtio und oerfd)mil3t fie mit anderen, did)te-
Reinecfes, deffen ^rt und Kunft diefe feilen rifdjen und mufiPalifchen Einfiüffen. Daß es
weiteren Kreifen nahebringen möchten. unter den HlufiPern drei Hordländer find, die
kalter Hiemann ftammt aus einem t>itt>- ffarPaufihngewtrPt haben (6rabms,©rieg und
marfd)er HiufiPergefd)lecht. 3n der Hlarfd) und der fd)ottifd)em <5efd)led)t entflammende ^me-
in Holffein lebten einff die Vorfahren oon riPanerHlacDowell), beftätigtundbefeftigtden
ihm, väterlicher^ wie mütterlidjerfeits, als ausgeprägt nordländifchen Ct)oraPter feiner
StadtmufiPdirePtoren und (Drganiften. Sein Kunft. 6rabmfensEinflußiftjafüreinenjungen
Dater mar der durch weit ausgedehnte Konsert- bolffeinifdjen £ondid)ter faff felbftoerffändlid),
reifen mit dem ©eiger fluquft SVilbelmj und fubjePfioe iVahloerwandtfdjafit dagegen bePun-
alsHlufiPerundpädagogbePannteausgejeid)- det feine Hinneigung ju <5rieg und fpäter ju
nete Pianift Rudolf Hiemann, der nad) den Dir- Htac Dowell. jesjes
tuofenjabren lange 3*it in Hamburg, dann in Die£aUadenftimmung,diepI)antaftifdjeHa-
Söiesbaden als t)od)gefd)ätjter ^e^rer feines^n- turftimmung überhaupt ift es, die fid) uns als be-
ftrumentes wirPte. tOalter Hiemann ift 3toar in deutendffer 5ug oon Hiemanns Kunft einprägt,
t>amburgl$76geboren,aberfeineKindl)eitund aber fie fteUf fid) relatio feiten ein. Geitaus
Sd)uljal)re (die Kompofitionsjeit bei Jumper- überwiegt bei ibm das <ßenre, intime, elegifd)e,
dinef eingefd)lofTen) »erlebte er iniDiesbaden, lyrifd)e, 3um ?tetl aud) gemütlid) l>umoroolle
unddieHeimatfeines<5efd)led)ts,I>ithmarfd)en, Stimmungen. Jim liebften er^äblt uns diefer
baterals^ünglingsumerffenmalerblicPf.irotj- ^olffeiner „Jim Kamin", „Erinnerungen",
dem ift er im tDefen Horddeutfd)er, ^olfteiner 3eigt uns „ßunfe 6ilder", „Ueifebilder", gibt
durd) und durd). €r ift eine 3arte Did)terfeele, den Pleinen Pianiften fein allerliebftes „Hlufi-
innig, gemütooll, fenfibel, begabt mit feinem Palifdjes 6ilderbud)" (nad)Kate©reenaway),
und tiefem HaturgefühJ und durd) Vererbung Verlag J.€.C.£eurfart, £eip3ig, in die $and,
und Ü)abloerwandtfd)afit eng Verbunden mit 3eid)net und Poloriert, wie fd)on erwähnt, hö'djft
dem l)eintifd)en StücP Erde, HIeer und ^eide rei30olle b*imaflid)e Jdyllen, erfreut uns durd)
in Ijolffein. Un3äl)ligen <6efd)led)tern da oben 3ierlid)e, intime, grasiö'fe, fein gearbeitete
l)at das braufende Hleer fein £ied gefungen, KleinPunff. Jaft alles dichtet er für fein eigenes
bat das öde, unheimliche Htoor und die unab- 3nftrument, das Klaoier, aber es find aud)
fehbare, einfarbige Heide, hat der märchenhafte Sachen für Violine und Klaoier dabei [Jim
 
Annotationen