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Schleswig-holsteinischer Kunstkalender — 1912

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Literarische Beiträge
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Schmidt, Robert: Das Hamburgische Ratssilber und ähnliche Arbeiten aus alter und neuer Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.19991#0034
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die in großer ftn^abl für die $efftafel gearbeitet
find. <ts find durchweg Bleine HteifteriDerBe,
deren Htotioe - JEritonen, ttixen, Jifdje, Rrebfe,
(üuallen, ©eeonemonen ufro. - getoablt |ind
als6ymbole der engen {Ziehungen der 6tadt
3ur 6ee, die übrigens aud) in größeren rein
deBoratioen Werfen; mie etwa in den ausge-
3etd)nef en lllbernen ©cbiffsnacbbildungen, junt
BusdrucB Bommen (6.Bbb.13). je®,je®,

Schönauers tOerfftott ift natürlich nicht die
einzige, die Arbeiten für den Hamburger Kats-
fd)a£ geliefert bot» andere Rünftler und Fir-
men, wie WiUBcns ©ohne, Bramfeld & <0utruff
u. a. Jind, toenn aud) mit einer Diel Bleineren
Bnsabl oon SöerBen, darin oertreten. j&

60 ift die reidje „ Jreie und §anfeftadt" auf
dem beffen ä)ege, |id) toieder das ju fcbaffen,
voas in früheren Reiten als unumgänglich not-
wendig für eine ©ladt oon Bedeutung an-
gesehen murde: einen 6überfdjat* als 3*id)en
des Keidjtums, ab 6ymbol der DanBbarBeit,
ale ein Bünfflerifdjes <8edenBbudj gleicbfam,
das neben den fcblicbten töorten de0 <&efdjicbts-
fcbreibers, neben den ernfteren Htabnungen
der <5rabfteine, freudig und ffol? fpäteren <5e-
fdjlecbtern oon einer »ergangenen arbeits-
reichen und fcbönbeitsbegeifterten 3*»t er-
zählen fall.

Stögen andere 6tädte diefem 6eifpiel
nacheifern! je^jes,

ü)as aber der ©tadt geziemt; fdji<Bt Jicb
das nicht auch, für den Bürger? Sollte es nidjt
aud) für die $ami(ie einen mehr als materiellen
it>ert haben, Bünfflerifdje (tdelmetallarbeiten
oon einer 0eneration jur anderen 3U oererben I
Unjäblig |»nd die 6eifpiele dafür au0 alter
3eit; beute ift der Svaud) fo gut roie oer-
fdjmunden. Jm öurd)fd>nitt wird beute nur
da0 fd)lid)te 0ebraudjsfilber, da0 Baum mehr
als den tnetallroert repräfentiert, fortgeerbt.
SDobJn ift die fdjö'ne Sitte geBommen, Paten-
bedjer <$u ftiftenJ iöo linden wir nod) auf der
(Tafel die alten ©ilberleudjter, alte fiuffätye>
alte Rannen l Jlteift bat man |ie wie die alten
Hlöbel und da© alte Porzellan intereffelos fort-
gegeben, rneil |ie au0 der Jltode geBommen
find, und bat |id) ftatt de|Ten „moderne" ©tütfe
geBauft; und 3t»ar bat man |idj größtenteils
fabriBmäßig bergeftellte HlaJTentDare einge-
handelt, die den Setradjter unperfönlid) an-
ftarrt, und die ihrem ßejit^er »erleidet roird, fo-
bald er dasfelbe 6tü<B aud) auf der JEafel feines
Hachborn antrifft. Daß man für dasfelbe <5eld
oon einem guten <Doldfd)mied ein jtoar weniger
prunBoolles, aber dafür ein indioiduelles, alfo
„fein" 6tü<B baben Bann, das fällt einem nur
feiten ein; es ift ja allerdings auch Dielbequemer,
im £aden unter Dielen fertigen 6tü<Ben die

Auswahl 3u treffen, als lange mit einem
Rünff ler über Entwurf und Ausführung 3U »er-
handeln. Aber es ift Blar, daß nur eine folche
Arbeit dem Öefiher oder dem damit 6efd)enB-
ten ans Ijerj road)fen Bann, und daß nur eine
foldje durch die perfönlichen Öejiehungen
ftets einen befonderen ideellen tDert erhalten
wird. 60 Bann in befd)etdenen t)erhä'ltni|Ten
ein folcher Bleiner $amilienfd)afc ein forgfam
gehütetes Heiligtum toerden, toie es früher bei
feßhafteren 3citen das alte, pietätooll betoabrte
Jamilienftammhaus mar. ttatürlid) mird, den
befdjränBten Hlitteln angepaßt, dastDerBmög^
lichft jugleid) einen ©ebraudjsjmecB haben
mülten ? aber man braud)t Jid) mahrlid) nicht
auf Hleljer, <0abel und £öffel 3U befchränBen!
Das traulich-feierliche Sicht der flacBernden

abb. J2. 5Ilfaerner rnfelnuffnl] oon THernnaer Srfjönoiifr
JI115 Dem fjambttrgifrtjen Hntsfilber.
 
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